Sofa raus, wir schreiben einen Test … oder irgendwie so was. Denn heute müssen wir mal über Rennpferde reden. Nicht über Vollblüter allgemein, oder Pferde, die schnell laufen, nein wir reden über Rennpferde. Von der Bahn. Über Traber und Galopper … und falls jemand so was hat, dann auch über Rennaraber.
Denn ich habe den Eindruck, Momentan weht mal wieder ein unfrischer Wind durch Reitställe und Facebookgruppen, denn so ein Rennpferd zu retten ist gut fürs Karma und die Brieftasche. Kost‘ ja nix.
Dabei müssen wir definitiv darüber sprechen, was Rennpferde nicht sind:

Rennpferde sind nicht dafür da, das Reiterego aufzupolieren, weil man eine angeblich gute Tat getan hat
– Pferde sind schon generell nicht dankbar und das ist auch eine falsche Intention für den Pferdekauf. Ich sollte beim Pferdekauf nach meinen Interessen gucken und danach auch mein Pferd wählen. Und glaubt mir, wenn man ehrlich ist, hat man eher selten das Interesse an: Straffer Arbeit, schnellem Galopp und der großen Rennpferdeshow für Langweiler.

Rennpferde sind keine sanften Häschen, nur weil sie schlank und blütig sind
– Bestimmt gibt es auch mal das sanfte Häschen, aber das ist eher die Ausnahme. Das sind arbeitswütige, oftmals viel zu schlaue Kerlchen, die GAR NICHTS mit Duzidu anfangen können und möchten. Und wird zuviel geduzelt, lassen sie einen im Feld liegen.

Rennpferde sind keine Dressurpferde
– Jedenfalls nicht, wenn man sie gerade frisch von der Bahn holt. Sie können es werden. Das kostet aber Arbeit. Einfach Zügel dran, Schenkel dran und dann muss das gehen? Nee … Da husten die euch was.

Rennpferde sind keine kranken Viecher, die am Krückstock laufen müssen
– Wenn ein Pferd zu langsam für die Bahn ist, dann ist das so. Aber wie oft lese ich von Leuten, die überlegen, sich so einen Ex-Renner anzuschaffen und dann grätschen Unwissende dazwischen: „Die stehen nur in der Klinik, der muss eh kaputt sein, wenn er von der Bahn kommt“. Und raten dann den potenziellen Käufern schon aus Prinzip ab, weil sie das mal irgendwann in der Wendy aufgeschnappt haben.

Rennpferde sind nicht unsozial
– Oder vielmehr – sie sind nicht unsozialer als andere Pferde auch. Die müssen nicht in Watte gepackt werden und blühen auch nicht automatisch im Offenstall auf, weil sie angeblich das erste Mal Gras unter den Hufen spüren. Die kennen das. Alle, durch die Bank weg. Die standen die ersten zwei Jahre ihres Lebens nur draußen. Die verlernen das nicht, wenn die dreijährig dann mal ne Saison laufen und dann weiterverkauft werden.

Rennpferde sind nicht für jeden was
– Und das ist die Wahrheit. Wer keine Geduld hat, wer nicht über seinen Tellerrand schauen will, der braucht sich kein Rennpferd kaufen. Wer nicht sicher reitet, braucht sich auch kein Rennpferd holen. Sicheres Auftreten, bei völliger Ahnungslosigkeit ist aber okay. Damit kann das Rennpferd noch eher leben als mit unsicherem Reiter, der theoretisch weiß wie es geht. Hauptsache für das Rennpferd ist alles „klar“ definiert. Damit kann es arbeiten.

Rennpferde sind definitiv keine unkontrollierbaren Rennmaschinen
– Was bedeutet, man sollte sie auch mal galoppieren lassen – oder eben traben. Man nimmt dem Pferd sonst einen Bestandteil seines Lebens schlichtweg weg, weil man selbst zu schissig ist. Das darf einfach nicht sein. Und wenn sie mal laufen – keine Sorge, mehr als ihre doppelte Renndistanz machen die jetzt auch nicht, wenn man sie nicht bremst. Gut, wenn man einen Extremsteher hat, sind es vielleicht mal 6km … hoffe, ihr habt lange Feldwege.

Foto: War noch nie unkontrollierbar oder unsozial. Oder Dressurpferd. Oder krank. Und ein Häschen ist er auch nicht. Er ist mehr so Typ Stein.