Pferden ist nicht immer so ganz klar, wer oder was sie eigentlich sind. Manchmal wissen sie nicht einmal wo sie sind und wie viele überhaupt. Manche haben nämlich nur mehr als eine Persönlichkeit, die sie je nach Bedarf und Situation auspacken.
Zum Beispiel im Wald. Im Wald mutiert jedes zweite Pferd zum Reh. Da machen die ganz komische Sachen. Hüpfen, Hals hoch und bei ganz akuten Rehschüben (nicht zu verwechseln mit Reheschüben), wird auch noch geröhrt wie ein Hirsch in der Brunft. Am liebsten dann, wenn der Reiter abgestiegen ist, damit man ihm so richtig ins Ohr tröten kann.

Aber auch im heimischen Stall ist das Pferd nicht immer nur Pferd. Den größten Teil des Tages ist es vor allem Pottsau, das jede Pfütze mitnimmt. Außer die Etepetete Pferde, die dreckig doof finden. Die sind dann im Herzen Barbiepferd.
Sind sie nicht gerade draußen und dreckig, überlegen sie sich schon mal, welche Tierimitation als nächstes drankommt. Da wäre einmal der Esel; Den kann man überall benutzen. Beim Tierarzt, auf dem Weg zum Hänger, in der Halle nach dem Aufsteigen, oder auch am Putzplatz. Wenn sie jetzt noch das charakteristische Ihhhaahhhh nachahmen könnten, würden sie es tun. Nur um mal zu gucken, was passiert.

Andere Pferde halten nichts von Eseln. Die sind innerlich Chihuahua. Oder Trethupe. Zicken alles an, aber wenn sich was Unheimliches nähert, versuchen sie bei Mutti auf den Arm zu kriechen. Leider sind sie 600 Kilo schwere Trethupen und niemand findet das lustig. Beim Pferd erntet man dann völliges Unverständnis wenn man tobend versucht das Pferd von seinen Füßen wegzuschieben.
Dafür knurren sie alles jenseits der Bande an (nonverbal) und würden auch Pferde, die an ihnen vorbeigehen ankläffen, sofern sie es denn könnten. Dafür wird mit den Ohren „Gekläffe“ signalisiert.

Dann gibt es noch die Vögelchen unter den Pferden. Die Vögelchen haben ein kleines, schwaches Herzchen und müssen deswegen in ständiger Angst leben. Sie sind also ganz schnell weg, wenn irgendwo ein Floh hustet. Außerdem spielt diese Gattung permanent: „Der Boden ist Lava“, denn alle Viere auf dem Boden ist einfach gefährlich. Deswegen hüpfen die auch so viel wie möglich. Leider fehlen ihnen die Flügel – hat den Vögelchen aber keiner gesagt. Probieren kann man es trotzdem immer wieder.

Die Hardcore Vögelchen sind Springpferde. Und manchmal sind die nicht nur Vogel sondern auch noch gleichzeitig Gazelle. Sie kombinieren beides und springen alles. Nur manchmal sehr merkwürdig. Nicht schön, aber selten. Der leidgeprüfte Reiter wünscht sich dann schon manchmal einen Esel herbei. Oder einfach ein stinknormales Pferd ohne dreitausend Persönlichkeiten. Soll es ja auch geben.
Ist irgendetwas schlimm, mutieren gerade Stuten auch zum Bullterrier oder Stier. Kopf wird gesenkt und dann geht es ab. Echte Hunde, Vögel oder Kaninchen müssen dann in Deckung gehen, wenn die Bullterrierstute in den Angriffsmodus umschaltet. Auch Menschen sollten dann besser mal laufen. Schnell.

Manchmal wechseln Pferde auch den Platz mit anderen Pferden. So hält sich doch mindestens jedes zweite Pferd im Gelände für einen Galopper und jeder zweite Galopper für ein Dressurpferd, während er piaffierend und trötend seinen Willen durchsetzen will.
Springpferde werden auch gerne zu Westernpferden, wenn der Sprung nicht passt. Was die stoppen können. Ist gerade Westernpferd und Gazelle im Hirn Zuhause wird erst gestoppt und dann gesprungen. Mit allen Vieren aufwärts. Huiii!
Wir brauchen eigentlich gar keine anderen Tiere. Wir haben Pferde. Die sind alles zusammen.

Foto: Eingepennt nach der Arbeit.