Reiter gelten ganz schnell als verweichlicht. Zum Beispiel, wenn sie nicht bei Regen im Gelände rumreiten wollen. Oder gar den Luxus einer Führmaschine genießen (die ja grundsätzlich gleichgestellt wird mit: Das Pferd darf nicht auf die Weide … offenbar darf es laut Din-Vorschrift nicht beides. Weide UND Führmaschine). Spätestens dann kommen die Reiter aus den Löchern gekrochen, die anderen die “Härte” absprechen wollen. Ich frage mich, warum die überhaupt für den Reiter relevant ist. Normalerweise sprechen nur Rennsportler von Härte. Und die hat was mit Rennpferden und langem Laufen zu tun.

Ganz ehrlich? Härte beim Reiter ist total albern. Ich freue mich auch, wenn ich mal nicht nass werde. Habe mich ja selbst dazu entschlossen, in einen Stall ohne Reithalle zu ziehen und ich freue mich immer, wenn ich trocken bleiben kann. Wer zum Teufel wird schon gerne angeregnet?
Außerdem habe ich echt genug Wetterkapriolen in meiner Zeit auf der Rennbahn mitgemacht – manchmal bin ich also auch bequem und sag: Näää, das ist mir aber gerade zu usselig. Dat sacht man su. In Köln. Falls ihr das Wort nicht kennt. Usselig ist das, was draußen herrscht, wenn ihr jetzt gerade aus dem Fenster guckt (falls ihr in der Karibik wohnt: Leckt mich!)

Deswegen gucke ich manchmal neidisch zu denen mit dem Allwetterplatz. Oder der beheizten Halle. Zu denen mit der Führmaschine. Och, doch … hin und wieder hätte ich das auch gern, geht aber häufig einher mit großem Stall und da steht mein Pferd gar nicht drauf. Ich bin quasi gezwungenermaßen die harte Sau. Weil mein Pferd einfach auf seinen Stall steht. Da kennt er alles, da stören die Leute nicht, da ist kein reger Durchgangsverkehr – Chillout. Deswegen kommen mir aber Hallenpflanzen jetzt nicht schlechter vor. Nur weil die nicht durch Wind und Wetter reiten. Man weiß ja gar nich, ob die Leute sich nicht nach langer Zeit einfach mal den Luxus eines Pensionsstalls gönnen.
Kann mich gut dran erinnern, eine Dame, die vier Pferde am Haus hatte, zog damals gegenüber des Springschimmels ein. Und sie vertraute mir an: “Boah, ich genieße jetzt den Luxus einfach nicht im dunkeln rauszumüssen, um noch mal zu füttern. Ich fahre jetzt einfach um vier nach Hause und muss die bis morgen alle nicht sehen. Und wenn ich morgen nicht will … dann muss ich nicht kommen.”

Kann ich voll verstehen. Unser Hobby ist auch so schon nicht immer Zuckerschlecken. Deswegen verstehe ich jeden, der einen auf “Weichflöte” macht und für sich auch ein bisschen komfort will. Natürlich nicht auf Kosten des Pferdes – aber nur weil ein Stall eine Führmaschine hat, hat er halt nicht automatisch keine Weiden …
Ich verstehe auch jeden, der sagt: Ich mag heute auf gar keinen Fall rausgehen. Guck doch mal, es schneit, es ist windig und Schneeregen ist echt unangenehm. Ja, sicher ist das Pferd nicht aus Zucker. Aber der Reiter manchmal. Deswegen behandelt er sein Pferd aber nicht schlechter oder besser als andere, bei denen es nur den Offenstall gibt und sonst nicht mal Licht für den Winter.

Es ist des Reiters eigene Entscheidung, wo er sich einquartiert. Und wenn der Stall für das Pferd perfekt ist – aber für den Reiter nicht, dann nimmt er das in Kauf. Wenn er für beide perfekt ist – umso besser. Und manch einer hat nur grässliche Ställe zur Verfügung und wird so zum Selbstversorger. Aber dieser Pimmelvergleich, wer denn wohl die härteste Sau ist, ist unangebracht. Lasst die Leute halt drinnen reiten, wenn sie das wollen. Oder eben draußen. Das kann jeder machen, wie er möchte. Die meisten Pferde stört das nämlich gar nicht. Und es kann sich auch nichts davon kaufen, wenn sein Reiter die coolste Sau der Welt ist und auch bei Minus drölfzig Grad und Eisregen draußen mit ihm arbeitet.

Foto: Ich bin auch gerne ne Weichflöte. Ich steh voll nicht auf Platzregen + Galopp.