Es ist ja nicht so einfach nach Hilfe zu fragen. Denn Pferdegörlz sind anstrengend und lauern immer darauf, dass du einen Fehler machst. Oder dich als Tierquäler hervortust. Deswegen habe ich heute einen Leitfaden zusammengestellt, den du unbedingt beherzigen solltest – anders wirst du nicht nur die Antworten nicht erhalten, die du haben wolltest, sondern es wird außerdem noch enttarnt, dass du dein Pferd falsch reitest, es falsch hältst, falsch fütterst und dein Schmied blind ist.

Bevor du eine Frage anbringst, stelle folgende Dinge klar:

– dein Pferd lebt natürlich permanent draußen und so natürlich wie möglich. Boxenhaltung muss verschwiegen werden, selbst wenn das Pferd nachts in der Box steht. Denn sonst ist definitiv die Box an deinem Problem schuld.

– Erkläre die Herdenkonstellation deines Pferdes. Die ist sowieso immer scheiße. Zu alte Pferde sind nicht gut, zu junge auch nicht und … steht dein Pferd ernsthaft in einer gemischten Herde? Ja, dann bist du Schuld, dass deine neu gekaufte Decke nicht passt. Was die Herdenkonstellation mit der Decke zu tun hat? Keine Ahnung. Frag nicht mich, frag die Pferdegörlz.

– Lege die Krankenakte deines Pferdes offen. Auch, wenn du eine Frage zu einem Zaum hast. Ein Blutbild muss zwingend dabei sein. Ist keins dabei, mal dir besser selbst eins, du rückständige Tomate. Ein Blutbild muss mehrfach im Jahr gemacht werden.

– Sage, dass du entwurmt hast. Wenn nicht, kommen 3000 Leute und rufen: „Mach doch mal ne Wurmkur.“ Auch, wenn dein Pferd den Schweif schief geknickt hat und das gar nichts damit zu tun hat.

– Erkläre, was dein Hufschmied tut. Wenn du keine Ahnung hast, macht der Schmied es sowieso nicht richtig. Falls doch, macht dein Schmied trotzdem nix richtig. Und wieso hast du noch keinen Barhufbearbeiter? Pferde brauchen keine Eisen, die werden ja nicht damit geboren. Blind ist dein Schmied auch. Taub auch. Und der bildet sich eh nicht weiter.

– Sage, dass mindestens 20 Sattler deinen Sattel überprüft haben. Und 40 Pferdegörlz erklären dir trotzdem das Gegenteil. Dennoch: 20 Sattler ist ne anständige Anzahl, da findet sich jemand, der die niederbrüllt. Achja … sage das auch, falls dein Pferd gar nicht geritten wird.

– Lege deinen Trainingsplan offen. Und wehe, da steht nicht: Montag: Gelände, Dienstag: Bodenarbeit, Mittwoch: Longieren, Donnerstag: Reiten, Freitag: Zirzensik, Samstag: Springen und Sonntag: Horse-Agility. Alles andere ist viel zu wenig Abwechslung und die Langeweile ist schuld daran, dass dein Pferd letztens ne Kolik hatte.

– Lege detailliert offen, welche Leistungen dein Reitlehrer oder Trainer erbracht hat und wo er gelernt hat. Ansonsten erzählt er dir eh nur scheiße. Lässt sich nichts finden – erfinde du etwas. Sonst ist nämlich dein Reitlehrer schuld. An allem! Inklusive des Abgasskandals.

– Teile allen mit, welche Abstammung dein Pferd hat, welche Rasse es ist und wie es aussieht, falls du kein Bild begefügt hast. Erstens muss jeder das Exterieur beurteilen können, zweitens müssen sämtliche Elternteile aufgeschlüsselt werden. Hat dein Pferd keine Abstammung – tja, dann weißt du ja jetzt, wieso dein Pferd dir immer abhaut. Liegt auf jeden Fall daran.

– Deine eigene reiterliche Karriere muss ebenfalls aufgezeichnet werden. Du selbst hast natürlich A-Niveau und eine weiche Hand. Indikatoren dafür, dass jemand anständig reitet. Wie, das hast du nicht und versuchst das nur? Ja, da hast du den Grund, warum sich dein Fohlen nicht halftern lässt.

– Erkläre jeden Fleck und jede Schramme an deinem Pferd. Was ist das? Warum ist das da? Falls du es nicht weißt … dann bist du eine schlechte Pferdemutti, die ihr Pferd verwahrlosen lässt. Schade.

Foto: Und ich erkläre euch heute mal, dass dieser Zaum blöd ist und nur rutscht. Will ihn jemand? T_T