Diese Frage habe ich mir letztens erst gestellt, weil ich das gar nicht beantworten konnte. Irgendwann muss ich ja mit meinem Wunsch „Ich möchte reiten!“ zu meinen Eltern getapst sein und diese haben daraufhin reagiert. Denn meine Eltern reiten beide nicht und haben auch keinerlei Bezug zu Pferden, als dass sie ihrem Kind ein so teures und gefährliches Hobby aufschwatzen.
Woher kommt das also?

Ich war sieben als ich anfing zu reiten. Irgendetwas muss also davor passiert sein, dass dafür sorgte. Ich erinnere mich, Wendys besessen zu haben. Und Blitz, der schwarze Hengst. Und Bille und Zottel. Und die Reiterclub Bücher. Und Reiterhof Dreililien. Bibi Und Tina. Aber ich vermute fast, dass diese Sachen erst danach gekommen sind, denn eingeschult wurde ich mit sechs. Also konnte ich da dann gerade mal lesen.
Ich hatte keinen Pferdeschulranzen. Sondern einen mit Dinosauriern (überhaupt hatte ich verdammt viele Dinosaurier). Auch kein Pferdemäppchen.
Also da schien der Pferdemodus noch nicht vollends eingesetzt zu haben.

Tja, was war es dann? Ich kann mich an eine pferdische Begegnung an der Nordsee erinnern. Wie alt werde ich da gewesen sein? Fünf? Wahrscheinlich fünf. Da boten mir zwei Reiter an, dass ich ein Stück mitreiten darf. Aber ich traute mich nicht, auch wenn ich ehrfürchtig zu den Reitern aufsah. Nicht wegen der Pferde – neeee … fremde Leute und so.
Also nein. Da auch nicht.

Wenn ich alte Fotos durchgucke, dann sieht man mich grundsätzlich mit Tieren. Tierlieb war ich also. Mit Lämmchen am Deich, mit Ziegen im Streichelzoo, oder am Weidezaun bei einer Pferdegruppe. Oder beim Entenfüttern. Oder mit Katzen.
Aber das kann’s auch nicht sein. Also weitersuchen. Ratlos bin ich trotzdem … wann soll denn das passiert sein?
Freundinnen hatte ich auch keine, die bereits in einem Reitverein waren. Die kamen erst später.

Wie kommt also ein kleines Kind, das keinerlei Bezug zu Pferden besitzt, niemanden kennt, der ein Pferd hat, auf die Idee reiten zu lernen?
Da war Charlottenhof – mittlerweile Dependance Schlenderhan. Direkt in meiner Nähe. EIn großes weißes Tor und der Geruch nach Pferden. Und ein Besuch in einem französischen Kaltblutgestüt. Haras de … hastenichtgesehen. Baguette vielleicht. Riesige Pferde und kleines Mädchen davor.
Angst hatte ich keine. Aber keines der Gestüte züchtete Pferde zum reiten. So gesehen sah ich also auch noch selten Reiter. Quengelte aber trotzdem schon mal vorsorglich, wenn mein Vater im Fernsehen durchschaltete: „Lass das, da kommt Reiten.“

Ich schwöre, das muss am Muff und den Pferdehaaren liegen, die irgendetwas mit Kinderhirnen anstellen. Anders kann ich mir nicht erklären, wie ein ganz normales Mädchen, ohne irgendeinen Background auf die Idee kommt: „Ich will reiten.“ Setzt man das Kind eine gewisse Zeit diesem Muff und den Pferdehaaren aus, kommen die irgendwann mit einem Zettel in die Küche und sagen: „Mama, ich will reiten lernen.“
Okay, ich kam nicht in die Küche, ich kam in den Bungalow, nachdem ich im Centerparcs ungefähr drei Stunden an der Pferdekoppel herumgelungert habe.
Daraufhin bekam ich dort zwei Reitstunden und meine Eltern hofften wohl: Das war’s.
Nööö …

Und bei euch so?

Foto: Muss sich wohl bei den zwei Fjordpferden bedanken, die ich da geritten bin, denn sonst wäre er jetzt woanders. Okay, vielleicht verflucht er die auch gerade. Weiß man nicht.