Damals, als ich noch Turniere geritten bin, war ein Turnieroutfit schnell vorhanden – Jacketts wurden weitergegeben, meist von Pikeur und alle ziemlich gleich geschnitten. Und sie waren schwarz. Man trug eventuell den Anstecker von seinem Reitabzeichen, die Hose war weiß, die Handschuhe auch und wenn man Glück hatte, dann war man eines der glücklichen Kinder, die schon Lederstiefel haben durften.
Das Pferd trug eine weiße Schabracke (wahlweise auch geliehen) und frisch geputztes Leder.
Ich durfte als Kind keine Lederstiefel haben – was irgendwo sinnig ist. Und als ich sie dann hatte, haben mir beinahe schneidewütige Sanitäter die aufgeschnitten. Konnte mich nur mit Händen und einem Fuß wehren – den anderen habe ich nicht mehr hochbekommen.
Drunter war ein Blüschen, manchmal mit Plastron, manchmal ohne.
Was ist jetzt aber aus diesem Turnieroutfit geworden, das immer noch in meinem Schrank hängt? Also so kann ich mich nicht mehr sehen lassen. Schwarz, ohne fesche Bordüren und Kördelchen und keinerlei hippe Trendfarben. Und natürlich keine Eskiii-Schibbi-Schabbis. Die braucht man auch, mit passendem Häubchen. Weiß muss das alles nicht mehr sein. So wie das Jackett, das ständig kein Mensch mehr trägt, habe den Eindruck, dass ab 10° schon Marscherleichterung herrscht, so oft, wie ich Leute ohne sehe.
Handschuhe gehören auch gar nicht mehr zum Etablissement und wenn, sind sie nicht weiß. Verdächtig oft sehe ich auch rote Jacketts … korrigiert mich, wenn meine Erinnerung mich trübt, aber waren die nicht mal ausschließlich für Reiter mit dem goldenen Reitabzeichen? Keine zehn Vollblüter würden mich in Rot auf einen Turnierplatz bekommen …
Die Farbkombi am Pferd variiert auch mit dem Outfit des Reiters, manchmal passend, doch wenn Marscherleichterung ist, tragen sie plötzlich fesche Polohemdchen, gerade beim Springen. Was ist in 12 Jahren passiert, das ich nicht mitbekommen habe? Warum dürfen das alle?
Ich hätte mich jedenfalls nicht getraut, mit einer anderen Farbe als weiß damals einzureiten und habe schon bitterlich als Elfjährige geweint, weil ich KEINE weiße Schibbi-Schabbi hatte und in Gelb aufs Turnier musste. Garantiert wurde ich deswegen auch nur Sechste. Oder weil ich auf dem falschen Fuß leicht getrabt bin. Weiß man nicht …
Der gemeine Reiter trägt bunt auf dem Turnier. In rot knallig, ansonsten eher gedeckt – was zwar noch irgendwie auf den ersten Blick edel aussieht, aber gedecktes Grün bleibt halt auch Kotzgrün … Oder allerhand Braunschattierungen. Die weiteren Assoziationen spare ich mir.
Teuer ist der Krempel immer noch. Wenigstens hat sich das nicht geändert. Und da ich noch in mein Kinderjackett passe, bleibe ich auch dabei. Wahrscheinlich falle ich auf wie ein unbunter Hund, wo doch jetzt alle mit Farbe auftrumpfen.
Foto: Unterwegs.