Als Reiter ist man ständig mit angeblich tierschutzrechtlich relevantem Verhalten konfrontiert. Ich sage angeblich, weil eben nicht alles automatisch Tierquälerei ist, nur weil jemand einen wütenden Smiley und ein Foto postet. Jedenfalls nicht automatisch. Manchmal reicht tatsächlich ein Bild. Oder ein kurzes Video. Manchmal reicht das überhaupt nicht. Oder ist auch noch massive Meinungsmache mit Hetze inklusive. Denn man weiß ja schon, dass viele Dinge aus dem Kontext gerissen werden und dann ein völlig anderes Bild ergeben.

Zum Beispiel Kirmesreiten. Das ist ja immer schlecht. Ist so gemeinsamer Konsens. Sobald aber Kinder auf anderen Festen auf Ponys gesetzt werden, ist das auch schlecht. Weil … also weil. Da können die Ponys noch so gut gepflegt sein, nur eine Stunde rumdackeln, während da ein lockerflockig leichtes Kind draufsetzt und immer artig im Schatten mit Wasser stehen – Tierquälerei. Am besten Anzeigen. Schnell wird noch der Reitverein öffentlich gemacht und die können sich dann einen Shitstorm reinziehen, der sich gewaschen hat. Alles böse Leute. Vor allem, wenn sie das mit alten Pferden machen, die vielleicht ein bisschen grau sind, oder nicht mehr ganz so propper fett aussehen (aber durchaus noch gut in Schuss sind).

Auch beliebt: Magere Pferde auf Weide. Die können zwar uralt oder krank sein, aber es ist trotzdem immer Tierquälerei. Bestimmt stehen die alleine (auch wenn man nicht die ganze Weide einsehen kann), haben kein Wasser (auch wenn man nicht die ganze Weide einsehen kann) und trotz ordentlich gemachter Hufe stehen die da sicher schon Monate, ohne dass sich jemand drum kümmert.
Wie oft ich beim Netto Leute habe stehen sehen, die den Tierschutz anrufen wollten, weil auf der angrenzenden Weide ein Oldie stand – neben einer Horde speckefetter Ponys. Das Warmblut hingegen, der war sehr alt. Ich weiß sogar wie alt, weil mein Stallbesitzer das Pferd kennt.
So kommt es, dass Leute mit Rentnerpferden schon echt einiges aushalten müssen.

Aber auch Tierschutzvereine sind ja mit Vorsicht zu genießen. Ich wüsste am heutigen Tage nicht, wem ich Geld spenden sollte. Oder welchem Verein ich beitreten könnte, weil SO viel Scheiße im Namen der Tiere passiert. Wenn sie sich nicht die Kohle selber gut wegstecken, dann blasen sie Propaganda raus. Beides möchte ich nicht unterstützen. Dann wird entweder rumgeklüngelt, oder noch rumgezankt mit anderen Tierschutzorganisationen – nein, wenn die da helfen, dann wollen wir nicht. Hm … geht es da nicht ums Tier?
Tja, da bin ich wohl falsch informiert. Es geht meistens um Prestige und die Tatsache, dass man selbst besonders gut dasteht. Und dann um Geld. Vielleicht noch einen netten Beitrag in der Blöd Zeitung. Oder bei RTL.

So wusste ich bereits vor Jahren nicht, an wen ich mich wegen zweier wirklich verwahrloster Pferde neben meiner alten Arbeitsstelle wenden sollte. Beide waren klapperdürr (aber kaum älter als 3 anhand der Zähne) und mit Stacheldraht umzäunt, der runtergetreten war. Da bleibt nur das Veterinäramt übrig.
Ist das nicht traurig? Es gibt zig Tierschutzvereine, aber kaum einem kann man trauen. Oder man kann ihnen zwar trauen, aber sie haben sich so eklig positioniert mit Hassnachrichten, Leute schlechtreden, oder sind selbst durchaus als kriminell zu bezeichnen.

Am Ende sind die Tiere die Leidtragenden. Weil der Mensch den Tierschutz nicht für die namentlich erwähnten Tiere betreibt, sondern als Prestigeobjekt für sich selber.
Meldet mal nachts irgendwo ein angefahrenes Reh. Beim Tierschutz schlafen alle, oder sagen: ne … also dafür ist man auch überhaupt nicht zuständig (denn Rehe sind halt einfach uncool und bringen keine Schlagzeilen).
Vielleicht gibt es, wenn man Glück hat, Privatpersonen, die sich um solche Fälle kümmern. Sofern sie nicht von einem dieser verseuchten Tierschutzvereine stammen. Und am Ende, ist der einzige, der den Tierschutz durchsetzt, der herbeizitierte Jäger, der dem Elend ein Ende macht und das Reh erschießt, weil da nichts mehr zu retten war.
Ist das nicht erbärmlich?

Foto: Kirschen! Omnomnom