Kennt ihr auch diese gruseligen Prothesenvideos? Ja? Dann wisst ihr ja, was ich meine. Derzeit geistert auch wieder ins durchs Internet. Das Pony fällt um und steht ganz schlimm auf den Hinterhufen da … aber Hauptsache es lebt noch. Kann zwar keinen Schritt alleine tun, aber das arme Ding muss doch einfach leben. Mit dem Argument: Hunde und Katzen tragen ja auch Prothesen! Und Menschen auch.
Doof nur, dass so ein Pony oder Pferd meilenweit vom Menschen entfernt ist. Und auf Hufen steht, nicht auf Füßen. Und sehr viel mehr wiegt. Es ist anatomisch dafür ausgelegt, auf vier Hufen zu stehen. Fehlt einer, ist das Pferd über kurz oder lang hinüber. Das ist einfach ein Fakt, den man hinnehmen muss. Die anderen Hufe tragen das Pferdegewicht zwar … aber sie gehen eben auch dabei kaputt.

Aber halt, nein! Wir haben wohl nur alle keine Lust diesen armen Geschöpfen zu helfen. Denn wenn das Pferd einen Sehnenschaden hat, dann würden das ja auch manche einschläfern wollen. Die Prothesenfreunde aber nicht. Bin das nur ich oder ist das so ein Äpfel und … FLUGZEUGE! Birnen passen hier nicht, viel zu ähnlich … Vergleich? Alles, wo etwas wieder zusammenwachsen kann und so … das soll man ruhig heilen und versuchen. Aber das Bein ist ab! Es wächst nicht nach, auch nicht, wenn man es vielleicht ein bisschen gießt. Und dann sehe ich da dieses arme Geschöpf, was sich einfach fallen lässt und mir will jemand verklickern – das ist ja Tierliebe?

Weiter mit den Äpfeln und den Flugzeugen. Denn Menschen fallen ja auch am Anfang mit ihren Prothesen auf die Nase. Pferd … Mensch, wo ist da nur der Unterschied? Vielleicht, dass der Mensch kein Fluchttier ist. Möchten vielleicht manche abstreiten, aber es rennt ja auch nicht der ganze Mob am Bahnhofsvorplatz weg, nur weil da mal jemand mit einer Plastiktüte raschelt. Wäre aber natürlich unterhaltsam.
Davon abgesehen, kann man einem Mensch auch Feedback geben: “Hey, das wird schon.” Oder: “Du musst das Bein anders belasten.” – damit er vielleicht Hilfestellung erhält. Pferde verstehen leider immer noch kein Deutsch, diese anpassungsunwilligen Migranten, daher verstehen sie auch keinerlei Ansprache oder verbale Hilfestellung des Menschen. Blöd …

Aber wie kann denn das sein, dass so viele diesem armen Ponychen keine zweite Chance geben wollen. Das sind ja alles Tierquäler. Da fangen sie dann ausgerechnet Seabiscuit an zu zitieren: Man wirft doch kein Leben einfach so weg, nur weil es nicht perfekt ist. Entschuldigung … Seabiscuit hatte ein krummes Bein … nicht: DREI BEINE, WEIL EINS ABGEFALLEN IST! Er war in der Lage gesund zu laufen und zu siegen. Das ist doch jetzt nicht wirklich ein Vergleich.

Halb blinde Pferde, blinde Pferde, Pferde mit Stellungsfehlern, Pferde die keine Zähne mehr haben, oder Zusatzfutter brauchen, weil sie irgendwelche Mängel haben – ja, so was kann man retten. Sehnengeschichten, Knochenbrüche, die nicht aussehen wie ein Ravensburger Puzzle … all das geht völlig in Ordnung. Hässliche Pferde, Pferde mit irgendwelchen Einschränkungen, die ihnen aber die Grundbedürfnisse trotzdem lassen – draufgeschissen. Wen interessiert das? Hauptsache das Pferd kann flüchten und fressen. Und mit Artgenossen spielen. Und das schmerzfrei. Nichts davon ist bei manchen gegeben. Vor allem nicht bei den Prothesenpferden. Wie kann man dann noch behaupten, man handle pro Tier? Eigentlich handeln solche Leute nur pro Mensch. Die offenbar nichts von den Bedürfnissen eines Pferdes verstehen. Und selbst zu feige sind, endlich den Schlussstrich zu ziehen. Man will ja schließlich nicht Gott spielen, hört man in solchen Diskussionen immer. Ach, aber eine Prothese auf das Pferd zimmern ist weniger gottgleich? Nur damit man selbst noch toll lange Spaß an seinem elendig leidenden Pony hat? Ich weiß ja nicht …

Foto: Der Zentralrat der Aluhutträger und Aliengucker ist empört.