Reiter müssen hin und wieder ihre Schützlinge maßregeln, damit ihr Zusammenleben weiterhin erträglich bleibt und das Pferd nicht plötzlich anfängt, die Oberhoheit zu gewinnen. Gewiss, manche Pferde versuchen das gar nicht, leisten sich aber trotzdem mal den ein oder anderen Schnitzer, der eben bestraft werden muss.
Außer natürlich bei den Damen (es sind immer Damen), die sagen, man darf ein Pferd nicht bestrafen, denn es darf ja selbst entscheiden, was es will. Und man darf auch nur mit positiver Verstärkung arbeiten.
Frage mich allerdings immer, was man positiv bestärken möchte, wenn das eigene Pferd gerade den Tierarzt beißt, weil ihm die Behandlung nicht passt. Es loben, weil es keine lebenswichtigen Organe verletzt hat?
Werfen wir heute mal einen Blick auf die verschiedenen Bestrafungstypen der Reiter.

Der Brüllaffe
Der Brüllaffe hat 1. gute Augen und 2. eine Stimme, die von säuselndem Sopran in einen donnernden Bass geht und auch quer über den Putzplatz reicht: „LASS DAS, DU SAUSACK!“ Der Brüllaffe hat ein Schimpfwortrepertoir, bei dem Trucker und polnische Arbeitsreiter noch rot werden und das Wichtigste: Da stehen alle stramm. Auch renitente Reitschulkinder und Reitverhinderungshunde.

Der Treffssichere
Der Treffsichere hat ein unerschöpfliches Repertoire an Dingen zum Werfen, wenn das Pferd sich irgendwie daneben benimmt. Hat er nichts zum Werfen, stampft er mit dem Fuß und macht komische Geräusche wie „Tzzz“ oder „Chhrrrr.“ Er gehört aber keinem Percussion Duett an und spielt uns auch nichts von Safri Duo, der will nur sein Pferd maßregeln.

Der Eiskalte
Der Eiskalte sieht das ganz gelassen, wenn sein Pferd Blödsinn macht. Fast beiläufig knufft er das Getier, während es bettelnd neben einem steht und einen Schnack mit einem Mitreiter hält. Auch an der Hallentür, wo ja bekanntlich Gespenster lauern, bleibt er ganz locker und lässt die Gerte aus dem Handgelenk mal flitschen, während er ganz woanders hin schaut. Sein Pferd ist jedenfalls jedes Mal so überrascht, dass der Eiskalte obendrauf es doch bemerkt hat, dass es alles einstellt. Inklusive Blödsinn.

Auge um Auge
Die Auge-um-Auge Fraktion ist fies. Also fürs Pferd. Das ist meist ganz verwundert, wenn es mit Leuten aus dieser Fraktion konfrontiert wird. Das Pferd beißt mich? Da beiß ich zurück und zwar ins Ohr. Es tritt? Na, dann wird zurückgetreten. Meist wird die Auge um Auge Fraktion auf äußerst fiese Pferde losgelassen.

Die Streicheltussi
Die Streicheltussi ist der Meinung, dass man alles wegstreicheln kann und alle Widersetzlichkeiten aufhören, wenn man einfach über alles drüber streichelt. Auch wenn das Pferd versucht, während sie draufsitzt, andere Pferde in die Ecke zu treiben und anschließend zu verkloppen. Wenn die Streicheltussi in die Halle kommt, flüchtet der Rest, denn keiner ist so lebensmüde, mit der auf engem Raum zu reiten.

Die Lass-das-Mal
Meist hat die Lass-das-Mal eine nervige Leierstimme. Ich weiß nicht warum, die werden wahrscheinlich so geboren. Die geneigte Prinzessin Valium weiß schon, dass ihr Pferd Blödsinn macht. Das sagt sie ihm auch und sie sagt es auch ihrem Pferd – das blöderweise auf Durchzug schaltet, denn das kann ihr Genöle auch nicht mehr hören. So nervt sie eigentlich nur die Mitreiter, während ihr Pferd trotz: „Och menno, jetzt sei doch nicht so!“ trotzdem weiterhin macht, was es will.

Foto: Hat ein Brüllaffenfrauchen und steht stramm.