Springstunde … ich liebe Springstunden. Ich springe wirklich gern, aber mit meinem Abräumer (und das ist NICHT schleifentechnisch gemeint), ist daran leider nicht zu denken. Und überhaupt, Springreiten macht nur in der richtigen Gruppe Spaß. Glaubt ihr nicht?

Protagonisten der griechischen Tragödie:

1.) Der Schimmel! Aber nicht der Schimmelige vom Bild. Und ich!
Rasse: Rheinische Frohnatur
Farbe: Kennt ihr das, wenn Käse zu lang im Kühlschrank liegt und er Tupfen bekommt? In komischen Farben? Ja, da habt ihr es.
Hobbys: Buckeln bis der Arzt kommt – vorzugsweise für seinen Reiter, andere Pferde mit seinem Gestampfe erschrecken und sich selbst dann vor den anderen Pferden erschrecken, springen, aber niemals niedriger als 1,50, das wird kategorisch umgerannt,
Besonderheiten: Kippschalter im Kopf – steht entweder auf klinisch tot oder „BERSERKER!“

2.) Mädchen auf Selbstläuferpferd von Mutti

3.) Verzweifelte-ich-springt-jetzt-aber-Frau auf einem Freiberger

4.) Rennpferd im Körper eines schweren Warmbluts mit Fähnchen im Wind.

Aber wir sind natürlich nicht allein, nein: Die Bandenprofis sind auch da. Und der Schimmel weiß, wie man die Massen entertained.

Der Versuch über Cavalettis mit Abständen, die für ein normales Pferd vielleicht gehen, für ihn aber nicht, endet mit gebrochener Stange. Hoppla. Das Geräusch erschreckt leider den Freiberger, was zur Folge hat, dass er pupst. Das Pupsen erschreckt wiederrum den Schimmel, der fortan seinen Kippschalter umlegt. Wir erinnern uns, das hat Folgen.

Das Selbstläuferpferd läuft so toll selbst, dass die RL keine Lust mehr hat, überhaupt nur auf die Reiterin einzugehen, die lässt sich nur mitnehmen und mault bei jeder Anweisung: Sie wäre ja drüber. Ja … ach, nein, ist schon gut.

Der Schimmel hat einen Staubflusen gesehen, was zur Folge hat, dass er erst einmal in bester Rodeomanier eine Runde um den Platz dreht. Ich schaukle dort oben so vor mich hin und werde seekrank. Es ist warm und das Vieh schaukelt. Wer hat noch gleich behauptet, Springen wäre toll?

Der Freiberger liegt leider mit dem Bauch auf, die Reitlehrerin ist ein wenig verzweifelt – schließlich war das ein Kreuz! Und heran kommt auch schon das Vollblut im falschen Körper: Huiiiii! Es springt an Freiberger und Reitlehrerin vorbei, nimmt aber dafür den Ständer mit.

Was hat das zur Folge? Natürlich, eine Runde buckeln vom Schimmel. Huiiiii! Noch keinen Sprung gemacht, aber schon ein Cavaletti auf dem Gewissen. Aber jetzt dürfen wir mal. Zwischen den Bocksprüngen. Aber Schimmel parkt. Der Kippschalter scheint einen Wackelkontakt zu haben.

Mehr und mehr Zuschauer – die wollen ja was sehen für ihr Geld. Sehen aber nur, wie das verkappte Rennpferd ungeplant den Wassergraben springt. Hat auch was.

Der Freiberger ist immerhin aus dem Kreuz befreit worden. Aber das rumpelt. Und meine Reitlehrerin schimpft. Kippschalter im Schimmelkopf wird umgelegt: BERSERKER! Springt aber immerhin die Kombination, bevor er wieder anfängt zu buckeln.

Das Selbstläuferpferd läuft weiterhin so gut selbst, dass es dem Schimmel am Arsch klebt, schafft es aber nicht getroffen zu werden. Frau-Von-Beruf-Tochter sitzt mit Bling-Bling Schibbi-Schabbi drauf und grinst zu den Zuschauern, als wären wir bei Heidi-Klum.

Schimmel flippt völlig aus, weil das Selbstläuferpferd stumpf an ihm klebt. Reitlehrerin flippt völlig aus, weil das Möchtegern-Rennpferd den Parcours spontan falschherum springt und dabei beinahe mit dem Freiberger kollidiert, der immer noch am Kreuz herumkaspert.

Schimmel parkt und ich kann mich gerade noch an seinen Ohren festhalten, weil mir langsam die Puste ausgeht. Und die Rennie für Seekrankheit.

Nach zwanzig Versuchen und der Zusage: „Nur den einen, dann kannst du Feierabend machen“, darf ich gehen. Lasse dem schimmeligen Ungeheuer die Zügel lang und will mich vom Platz stehlen, damit niemand sieht, falls ich mich vor lauter Geschaukel übergeben muss.
Aber das Geflüster begleitet mich. Da stehen ja echte Pferdekenner am Zaun: „Der Schimmel da, der ist bestimmt nicht einfach!“

„NEIN, ECHT?“

Foto: Nicht der Schimmel – aber jemand, von dem ihr noch hören werdet. Be prepared!