Momentan tobt ja die Sexismus Debatte in Deutschland … oder eigentlich weltweit. Es ist immer was los. Wenn es nicht Belästigung ist, dann gibt es irgendwo immer noch Sexismusvorwürfe. Und da dachte ich mir: Schau dir doch mal die Ställe in Deutschland an. Wie sieht es denn da so aus? Und vornweg … nein, das gibt es in meinem Stall nicht. Wir sind aber auch nur drei Personen und völlig normale Menschen.
Aber in anderen Ställen? Holla … da geht es ab.

Zunächst einmal: In wie vielen Ställen ist es eigentlich Usus, dass ein Kerl dabei ist, der die Finger nicht bei sich behalten kann? Antwort: In verdammt vielen. Ist das nicht erschreckend? Ich wette, wir hören gleich in den Kommentaren einige Mädels, die uns da was zu erzählen können. Ich übrigens auch. Brrr … da schüttelt es einen. Wenn du ganz genau weißt: Scheiße, es ist nur noch der Typ da, der jedes Mädel betatscht, wenn er dich aufs Pferd wirft. Und er macht das natürlich so, dass du allein bist, damit der Trainer ihm nix beweisen kann.
Nach einem spontanen spastischen Beinausschlag meinerseits hat er sich das übrigens nie wieder getraut und flog dann auch raus. Zum Glück war mein Trainer da strikt.
Aber in wie vielen Ställen treiben solche Kerle ihr Unwesen und das weiß wirklich f…ing jeder! Ist das nicht ekelhaft? Ich meine, es kann natürlich mal jemand danebengreifen, gerade beim hochwerfen (und ich mag halt auch nicht danebenliegen) und ich bin die letzte, die dann plärrt: „Hilfe, Hilfe, Belästigung.“
Trotzdem wird so was geduldet. Man kriegt ja so schlecht Personal! Da können die Mädels auch mal Hintern und Möpse hinhalten, die wollen ja schließlich, dass die Boxen gemacht werden. Aber natürlich sind es genauso gut auch andere Einsteller, die sich so was rausnehmen.
Es ist echt erschreckend. Warum wird das im Stall hingenommen? Warum ist das stallbekannt und niemand tut was? Das ist doch nicht zu fassen.

Dann ist da noch die andere Seite … Sexismus hat ja viele Facetten. Mit Worten lässt es sich halt auch besser leben, als mit irgendwelchen Fummeltriebtätern. Jedenfalls wenn man ein dickes Fell hat. Hat nur eben nicht jeder. Das Klischee vom alten Reitmeister, der die Mädels ständig runter macht, weil sie keinen Pimmel haben und damit sowieso irgendwie schlechter reiten (Warum eigentlich? Können die mit dem Pimmel lenken, oder was machen Männer so allgemein besser?) und das den Mädels auch ständig auf die Nase binden.
Schon peinlich in der heutigen Zeit, oder?
Umgekehrt ist es genauso zum Kotzen, wenn die Mitreiterinnen und das Stallpersonal hinter dem Rücken der männlichen Reiter die sexuellen Präferenzen des männlichen Reiters ausdiskutieren – der muss ja schwul sein, wenn er reitet. Grundsätzlich ist das nämlich Thema, wenn man als Mann im Sattel unterwegs ist. Ist das nicht peinlich? Selbst wenn er schwul ist … wen juckt denn das? So fühlen sich viele Männer im Stall nicht zwingend wohl, obwohl sie das sehr gerne möchten.

Noch anstrengender wird es dann, wenn man beruflich unterwegs ist. Als Frau ist man grundsätzlich ein niederes Wesen, das selten nur das „beste“ Pferd bekommt. Da muss ja ein Mann drauf. Frau kann noch so gut reiten – das Wort des Mannes ist dann doch wieder wichtiger. Und das, obwohl so verdammt viele Frauen in deutschen Ställen arbeiten. Ist das nicht total kurios, dass wir uns da immer noch ans Patriarchat halten sollen? In einem Stall wo auf 20 Frauen ein Mann kommt? Nä.
Gleichberechtigung ist halt nicht. Oder doch, Moment: Bei harten körperlichen Arbeiten. Da müssen die Frauen dann genau dasselbe machen wie die Männer (mal eben Zaun neu ziehen, Stroh und Heu abladen, misten) – und das ist sogar völlig okay. Ich halte ja nichts von der Mimi-Variante – du musst nix tragen, weil du eine Frau bist. Ich trage meinen Scheiß schon selber, vielen Dank. Bin doch nicht aus Zucker. Aber sollte ich dann nicht auch dieselben Pferde wie meine Kollegen reiten dürfen, um auch weiterzukommen?

Foto: Terrorzwerg beobachtet mich.