Schwarzbraun ist die Haselnuss und so. Aber bei Reitern muss das Pferd schon schwarz sein. Lackschwarz. Oder Glanzrappe. Alles so Modeerfindungen, die streng genommen ja doch Blödsinn sind. Trotzdem sehen wir dauernd in Verkaufsgruppen genau diese Angaben oder aber in Pferdegruppen die Frage, welchen Hengst man denn nehmen kann, damit der Gaul endlich schwarz wird.

Dabei hat eigentlich jeder Rappe einen gewissen braunen Schimmer im Sommerfell. Aber das darf man den Leuten nicht sagen, die so einen Rappen ihr eigen nennen. Da werden die richtig blöd. Schwarz ist nämlich universell toll, macht einen schlanken Fuß und richtig dazu angezogen ist man auch immer. Wo kämen wir denn dahin, wenn wir künftig das kleine Dunkelbraune anziehen, oder aber Dunkelbraune Schuhe zur schwarzen Schabracke? Das geht nicht!

Alles muss schwarz sein, seitdem der Wunderhengst auf der Bildfläche erschienen ist. Dabei ist der auch gar nicht so ultra rappig, der schimmert auch sehr braun, wenn man den mal im Sonnenlicht sieht (das geht natürlich nur, wenn der mal draußen ist – was sicherlich neben einem Event selten der Fall war). Das geht aber nicht – obwohl das ja schon per Definition ein Rappe sein kann. Aber in den Köpfen der Reiter gilt, dass ein Rappe schwarz sein muss und wenn man einfach nur einen braunen Stich hat, dann ist das scheinbar das Schlimmste auf der Welt. Obwohl in den Papieren immer noch Rappe steht.

Dunkelbraun ist gewöhnlich, der Rappe die Krönung. Das mit dem guten Pferd und der Farbe, das geht den Schwarzmalern völlig ab. Die wollen das nicht hören, die sind viel zu sehr damit beschäftigt, ihrem Rappen das letzte bisschen Dunkelbraun aus dem Fell zu filtern, wenn sie mal wieder Fotos einstellen.

Stellen wir das Mal auf die Probe. Ich stehe im Stall und warte auf eine Bekannte. Eine mir völlig Fremde taucht auf und fragt mich, ob ich mal kurz auf ihren Rappen auf dem Putzplatz aufpassen kann, sie müsste mal aufs Klo.
Ich tue ihr den Gefallen und gehe ein Stück zurück zum Putzplatz. Finde aber keinen Rappen, denn da stehen drei Dunkelbraune Pferde und ein Schimmel. Allerdings haben der Schimmel und einer der Dunkelbraunen jemanden bei sich, also wird das wohl keiner davon sein.
Stelle mich zu dem dunkelsten Dunkelbraunen und warte, bis die Dame zurückkommt.

Die ist empört. „Hallo? Mein Pferd ist hier drüben. Jetzt hat der den Strick angekaut.“
„Woher soll ich denn wissen, dass es deiner ist?“
„Ja, hallo? Siehst du hier noch einen Rappen?“
„Ich sehe eigentlich gar keinen Rappen. Das hier war der dunkelste.“
Madame rollt mit den Augen. „Also laut den Papieren ist meiner ein Rappe. Und das sieht man ja auch eindeutig.“

Bin immer noch der Meinung, dass der andere eher als Rappe durchgeht. Das, was sie da hat ist ein sehr eindeutiges Dunkelbraun mit leichten Tendenzen in Richtung braun. Vor allem am Kopf. Aber, was streite ich mich da auch herum.
Meine Bekannte kommt dazu, die grinst blöd. Scheinbar hat sie das Theater mitbekommen.
Als die Besitzerin des 100% Rappens sich davonmacht, fängt meine Bekannte an zu lachen. „Das ist die Veronika. Die ist ein bisschen empfindlich.“
„Und farbenblind.“
„Der heißt Black Shadow 123456ABC.“
„Der Name ist aber nicht Programm.“
„Nein, aber du darfst ihr auf keinen Fall sagen, dass ihr Pferd KEIN Rappe ist, das verkraftet die gar nicht.“

Alles klar. Ich verrate natürlich niemandem, wie Farbenblind Veronika ist. Und wie scheißegal die Farbe eines Pferdes ist …

Foto: Ist braun. Wie überlebe ich das nur?