Ich mag Schulpferde. Ich finde die total toll. Gerade, wenn man als Kind damit zu tun hatte, sind das ja die ersten Pferde, mit denen man in Berührung kommt und die bleiben einem immer irgendwie erhalten. Aber ich ziehe vor allem meinen Hut vor ihren Leistungen. Schulpferde bringen Anfängern das Reiten bei. Nicht nur der Reitlehrer. Nicht das eigene Vermögen – ohne das passende Pferd lernt man nicht reiten. Das passende Pferd ist für viele unterschiedlich. Manche meinen, es muss total brav sein, andere behaupten, das Pferd solle doch bitte nicht so total brav sein, sondern seinen Reiter auch fordern. Beides ist richtig.

Ich muss immer schmunzeln, wenn ich höre, wie Leute völlig schockiert sagen: “Wie kann man SO was als Schulpferd benutzen?”. Das geht dann oft einher mit Pferden, die häufiger als der Durchschnitt ihre Reiter verlieren. Vielleicht ist das ein Phänomen unserer heutigen Zeit, wo besorgte Eltern so extrem überbehüten und helikoptern. Aber früher hat niemand gefragt, wenn das Pony, das sich gerne mit Reiter wälzte, warum das eigentlich im Schulbetrieb laufen durfte. Na, ja … warum? Um zu lernen, dass Pferde eben nicht aus Holz sind, sondern eigenen Interessen nachgehen, die eigene Gefühle haben und zur Not diese auch mit Gewalt zeigen, denn wir verstehen ja ihre Sprache nur begrenzt. Gerade wenn wir lernen. Da überlegt sich das Reitkind halt auch, ob die Gerte sein muss, wenn Pony Pucki jeden Gertengebrauch gnadenlos bestraft und sagt: “Ey, lass das, das mag ich nicht.”

Na klar, für die ganz blutigen Anfänger, da möchte man lieber ein liebes Schulpferd. Eins, das es nicht krumm nimmt, wenn da mal einer holprig sitzt, eins, das kein Problem damit hat, wenn ihm da mal ein Kind im Nacken rumhupft. Aber danach? Danach (und selbst dabei) MUSS das Schulpferd keine Maschine sein. Es wäre auch langweilig. Na? Guckt mal zurück. Was war euer Lieblingspferd? Das immer liebe, nur schmusige, bei dem man immer nur nett draufsitzen konnte? Oder das, was nicht jeder reiten konnte, wo man wirklich auch mal aufpassen musste, dem Pferd gerecht zu werden? Ich bin mir sicher – die Mehrheit liebte das Pony/ Pferd, das sie häufiger mal in den Dreck geworfen hat. Oder das, was eben nicht ständig gemacht hat, was man wollte, sondern dafür die korrekten Hilfen haben wollte. Nicht ganz so einfach! Meist bleiben die trotzdem hängen. Diese Pferde haben Reiter besonders gern.

Natürlich sind nicht alle Pferde als Schulpferde geeignet und gemeingefährliche Tierchen gehören nicht in Reitschülerhände. Aber zwischen gemeingefährlich und “buckelt, wenn man das Bein zu übertrieben weit zurücknimmt” sind eben Welten. Heißt nicht, dass der Reitschüler das nicht trotzdem mal auf die harte Tour lernen muss. Steiger, die mit Karacho und Ansage sich nach hinten schmeißen, sind dann eher nicht so die Reitschulpferde, die man einem Anfänger in die Hand drücken soll. Heißt aber natürlich nicht, dass nicht auch ein Schulpferd mal steigen kann – sollte man immer dran denken.

Das Beste an Schulpferden ist auch, dass man verschiedene reiten kann. Ich würd mir auch manchmal wünschen, ein anderes Pferd zu reiten. Nicht nur, wenn meiner doof ist. Sondern weil man einfach auch mal überprüfen will, wie viel man eigentlich in sein Pferd reingemogelt hat, um sich selbst durch irgendwas durchzumogeln. Ein Pferd, das eben nicht erahnt, was ich von ihm will, wenn die Hilfe kaum vorhanden ist.
Geht raus und knuddelt eure Schulpferde. Reitet möglichst viele davon. Habt sie liebt und sagt vielen Dank. Sie sind unbezahlbar.

Foto: Wäre ein schlechtes Schulpferd, weil er ganz unsicher wird, wenn er einen nicht versteht.