Für so viele Leute ist Sauberkeit im Stall eine Regel, die sie gerne brechen, vor allem aus Faulheit. Wie nervig ist es, die blöden Äppel wegzuräumen, oder den Schmand, den man aus den Hufen gepult hat wegzukehren, die Zeit kann man doch besser mit einem feschen Selfie inklusive der neuen Schibbi-Schabbi investieren. Was man in den zwei Minuten, die es dauert, ein bisschen Schmutz wegzukehren, alles machen könnte. Ein Kind zeugen zum Beispiel! Okay, es sind zwei Minuten – zwei Kinder!

Wenn man schon nicht am Putzplatz sauber macht, dann tut man das natürlich auch in der Stallgasse nicht, schon mal gar nicht nach dem misten. Überhaupt, wie die alle misten, da bekomm ich ja nen Föhn! Da machen die aus einer Box eine Stundenaufgabe, und sie tun es nicht, weil sie das vielleicht im Preis gar nicht inklusive haben, und es jeden Tag selber machen müssen, nein, manche machen das halt manchmal, weil sie irgendwo gelesen haben, dass es dazu gehört. Schmeißen gutes Stroh weg, weil heute Schaumisten angesagt ist. Echt, wenn ich die misten sehe, weiß ich auch, warum die so lange brauchen. Und ich nur 10 Minuten.
Ächzend schieben sie dann eine halbvolle Karre zum Misthaufen, verlieren die Hälfte auf dem Weg und dann bleibt es da liegen. Kratzer sehe ich selten außerhalb meiner eigenen vier Stallwände und außerhalb des Rennstalls, ja wirklich, ich habe diese Dinger vorher noch nie in einem Stall gesehen! Dabei sind sie wirklich hilfreich. Muss aber davon ausgehen, dass die Hälfte der Reiter die für verlängerte Rückenkratzer hält, denn sie sind seltenes Gut.

Die Box ist dann also halbsauber, der Reiter sehr dreckig und die Boxengasse auch. Trotz des gut gemeinten Schildes: Und merke dir auf allen Wegen: Reiten lernt man nur durch Fegen.
Folgen wir Reiter und Pferd dann zum Putzplatz, wird dort natürlich nicht gekehrt. Und die Reitbahn auch niemals geharkt oder abgeäppelt, das kann schön wer anders machen.

Ist die Reiterin fertig, wird alles im Spint akribisch verstaut und ins Stübchen gestampft – mit dreckigen Schuhen, trotz Fußmatte, die in der Ecke vor sich hinstaubt, denn die benutzt wieder keiner. Kann ja der blöde Stübchenwirt machen, wofür ist der überhaupt da. Mit klirrenden Sporen geht’s hinein – obwohl die dort eigentlich nichts zu suchen haben und eine Runde auf den Schmutzfink nach sich ziehen sollten. Schon allein dafür, dass jetzt wieder jemand den Boden nach ihr putzen muss …

Aber nein, dafür hat die Reiterin keine Zeit. Der Freund holt einen ja ab. Mit gut gepflegtem Auto – das sie gleich mit dreckig macht, denn was stellt der sich so an? Der weiß doch, dass er mit einer Reiterin zusammen ist? Das kann ich ja besonders leiden. Mit dreckigen Reitklamotten steige ich nur nach mehrmaligem Nachfragen ein, oder mache es bei Personen, wo ich definitiv weiß, dass sie nichts dagegen haben. Oder eben in mein eigenes Auto.

Zu Haus wird reingeschluppt, denn die Reiterin will nicht draußen vor der kalten Tür stehen mit ihren dreckigen Schuhen und sie dort ausziehen – kann man doch im schönen warmen Flur machen. Da hat man doch auch eine Tüte und kann die dreckigen Latschen in den Keller stellen. Vorher verteilt man beim Ausziehen fein säuberlich den Dreck im Flur, damit alle was davon haben. Muttern wird’s schon putzen. So wie im Stall die anderen dämlichen Idioten.

Foto: Macht gerne alles dreckig.