Durch nichts tun sich die Verirrungen und Abgründe des Reiters mehr auf als beim Sattelkauf. Nicht die eigenen Abgründe, oh nein. Die der Reiterwelt allgemein, sofern man so blöd ist das öffentlich zu machen. Muss man leider teilweise sogar, denn man muss ja manchmal in Gruppen schreiben, wenn man einen Sattel kaufen möchte. Immerhin möchte man ja manchmal ein Modell, dass der Sattler nicht hat. Oder der Sattler hat einem zuletzt Mist verkauft.

Da schreibt man also: „Suche Dressursattel für Vollblut mit viel Widerrist. Kleine Kammer, bis XXX Euro.“

Nachdem einem die Leute natürlich NICHT Sättel für XXX Euro, sondern mindestens XXXXX Euro angeboten haben, geht es los. „Tauschst du auch?“
„Nö. Gegen was denn?“
„Na … gegen einen anderen Sattel.“
„Nö.“
„Wieso denn nicht?“
„Weil ich den behalte.“
„Aber du kaufst doch einen neuen.“

Hat man beide Kategorien durch, kommt die erste Person mit:
„Wie sieht dein Pferd denn aus?“
„Wie sieht dein Sattel aus?“
„Ja, zeig mal.“
„Siehste doch auf dem Profilbild.“
„Der passt dem nicht.“
„Hä?“

Bietet einem dann IRGENDWANN jemand mal einen Sattel an und man diskutiert per PN, dann verliert man natürlich den Thread aus den Augen. Bis einem 2000 Benachrichtigungen ins Auge springen.

„Der ist ja gar nicht angepasst!“
„Das geht aber gar nicht.“
„Zu faul nen Sattler kommen zu lassen?“
„Das Pferd kann ja auch gar keinen Sattel tragen!“ – Hier Foto aus Profil reinkopieren –
„Versuch es doch mal baumlos.“
„Ich würde einen Westernsattel vorschlagen.“

Gesuch löschen. Bringt eh nichts. Man kauft danach dann den Sattel, ist sich handelseinig geworden und hat sogar keinen Karton voller Steine, oder einen völlig verranzten Sattel bekommen, sondern wirklich das, wofür man auch gezahlt hat, inklusive einer Tüte Gummibären.
Aber dann geht das Spiel ja in die nächste Runde. Der Sattler kommt. Ach, was sage ich da „der“ Sattler. Eine ganze Armee davon. Und die haben auch was zu kamellen.

„Den kann man nicht anpassen.“
„Sie haben sich den noch gar nicht angesehen.“
„Geht nicht!“

Der nächste polstert dann den Sattel auf. Allerdings hat man plötzlich beim ersten Satteln den schiefen Turm von Pisa und das Dingen rutscht von der Schulter.
Anruf beim Sattler: „Den muss man einsitzen!“
Mh …
Der nächste Sattler kommt geschwind. Allerdings macht der aus dem Sattel eine platte Flunder, aus der man hinten überkippt.
Genervt fragt man in einer Gruppe, ob noch jemand einen guten Sattler kennt. Bilder vom Desaster zeigt man besser nicht, die Pferdegörlz sind ja Assis und behaupten, dass man damit schon seit Jahrhunderten reitet.
Trotzdem nerven die.
„Zeig doch mal, ist doch ein Sattler, der ist Profi.“
„Das war schon der zweite und beide waren keine Blitzbirnen.“
„Ach was, zeig mal, du bist ein Laie, du siehst das doch eh nicht.“

Zeigt man genervt die platte Flunder, die mal ein Dressursattel war, finden das ernsthaft Leute richtig.
„Wieso, sitzt doch super? Sattler ABC hat bei mir auch immer gute Arbeit gemacht.“
„Geht doch.“
„Guck mal, meiner war noch schlimmer!“ Bild von einem Fjordi mit Westernsattel irgendwo am Hintern.

Entnervt will man schon Ebay öffnen, weil kein Mensch wohl je diesen verdammten Sattel angepasst bekommt, da kommt die erlösende PN: „Hier, ruf mal da an, die machen richtig gute Arbeit.“

Foto: Ein Alptraum für jeden Sattler. Primär, weil man einen Tag erwischen könnte, an dem er keine Lust auf satteln hat.