Wer Western reitet, hat gefälligst auch einen Westernsattel zu benutzen und tut er das nicht, ist er kein Westernreiter. Dieses Dogma hört der Reiter immer wieder, egal welchen Sattel er benutzt. Er nutzt einen Dressursattel? Dann MUSS es ein Dressurpferd sein. Sein Vielseitigkeitssattel? Bitte ab über die Hecken.

Trensen, Kopfstücke usw. sind heutzutage wirklich beliebig austauschbar, aber der Sattel ist die Identität des Reiters, so scheint es jedenfalls. Poste ich ein Bild von meinem Pferd mit Westernsattel – Schwupps, ist er ein Quarter. Poste ich eines mit seinem Vielseitigkeitssattel, ist er mindestens ein Halbblut und für den Busch.
Mit Rennsattel – eine arme gequälte Seele. Nur bei meinem indischen Billigding … also da wissen sie auch nicht, wo sie mich einordnen sollen. Western! Hat Fender.

Es ist ja heutzutage gar nicht mehr so einfach einen Sattel zu wählen, der passt. Oder vielmehr: Der dem INTERNET passt, denn auch der kompetenteste Sattler wird von den Klugscheißern, die genau einen Sattel in ihrem Leben gekauft haben, als unfähig dargestellt. Ein Ding der Unmöglichkeit, dass so ein Sattler einen passenden Sattel verkauft.
Klar, auch unter denen gibt es schwarze Schafe, doch die sind zum Glück die Ausnahme und ich traue den meisten Sattlern einfach mehr Verstand zu, als einer Pferdetrulla, die ein schwummeriges Bild im Halbdunkeln von schräg vorn von einem Pony mit Sattel gesehen hat.

Und dann die Preisfrage: Baum oder kein Baum. Der Baum ist ist für Gebissreiter, das steht außer Frage. Ohne Baum für Gebisslosreiter. Die Linie ist niemals definiert worden, aber äußerst klar. Genau wie Barhuf und Eisen …
So, wie die Baumlosreiter behaupten, dass Baumsättel den Rücken kaputt machen, behaupten die Baumreiter es anders herum.

Die, die sowieso immer dagegen sind, sind auch gegen alles: Lammfellpad, Vorderzeug, usw. Weil der ja nicht passt. Würde er passen, bräuchte man das nicht. Das Pferd wird auch sofort mit Kissing Spines, Rippenruch, etc. in die virtuelle Notaufnahme diskutiert, wenn irgendwo ein Sattelhilfsmittelchen zu sehen ist.

Artfremde Sättel, die nicht der eigenen Reiterei entsprechen, haben ebenfalls nichts auf dem Pferd zu suchen. Wo kommen wir denn da hin? Man kann doch nicht einen gemütlichen Wanderreitsattel besitzen, wenn man zu Hause L Springen geht? Nein, also so etwas geht nicht. Da empört sich die Nation!

Oder gar einen Westernsattel auf einem Nicht-Westernpferd?
„Klar, da denkt die, die reitet jetzt Western, weil sie einen Westernsattel hat!“ Ein beliebter Tenor, den man auch auf jede andere Sparte der Reiterei ummünzen kann.

Und dann: Wintec! Wintec passt nie, alle Pferde, die einen Wintec Sattel haben, sind des Todes und wer Wintec Sättel kauft ist eh blöd und sollte das Förmchen im Sandkasten mal gehörig auf den Kopf geschlagen bekommen. Bloß keine Bilder mit Wintec einstellen. Hab ich das bereits? Mist! (Falls ihr den jetzt sucht: Der Rennsattel ist ein Wintec).

Aber es gibt ja auch die Prestige Marken, die gibt es am besten im zusammenhang mit einer schönen Schibbi-Schabbi aus der vielzitierten neuesten Eskiii-Kolli und ein paar feschen Bandagen. Das Ding glänzt immer, blinkt immer und es passt auch immer. Es muss passen, es war teuer, verdammt noch mal!

Westernsättel passen ja zum Glück auf jedes Pferd, denn Westernpferde kommen alle aus einer Gussform, dafür sind die Sättel ja da. So macht man das. Ist er ohne Horn, ist er billig. Er muss billig sein, echte Sättel haben Horn. Der Rest ist Ramschware.

Genau wie baumlose Sättel. Da braucht man auch niemanden fragen. Das ist wirklich erstaunlich, da kommt einfach ein Pad drunter und alles passt. Immer und jedem Pferd und jedem Hintern.

Warum gibt es diese Sattler überhaupt noch? Das Internet weiß doch alles!

Foto: Nein, ich habe kein Problem mit grünen Sachen …