Reitschüler können so anstrengend sein wie normale Schüler. Heute wollen wir uns dann auch tatsächlich mal den Kindern widmen, denn viele Reitlehrer unterrichten natürlich auch Kinder. Und – natürlich gibt es einen Haufen liebe Kinder, die einfach nur Zucker sind – aber mit denen wollen wir uns heute nicht befassen. Das hier ist für all die geduldigen Reitlehrer, die nach außen hin den Buddah zur Schau tragen, aber innerlich bereits Mordpläne geschmiedet haben – mit Recht! Die Namen sind natürlich exemplarisch gewählt
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„Käviiiinnnn!“ An dem Schrei kann man erkennen, dass der kleine Kevin heute wieder in der Kindergruppe dabei ist. Kevin ist nur aus Bockigkeit beim Reitunterricht, weil die ältere Schwester auch welchen bekommt. Und Kevin wirft gerne mit Sand, baut Burgen, brüllt herum, während er wartet, dass er auch endlich darf und rennt herum. Zu Kevin gehört natürlich auch eine Mutter die zwar andauernd „Käviiiinnnn!“ brüllt – aber sonst nichts macht. Während der Reitlehrer ständig von Kevin in die Hacken getreten und mit der Longierpeitsche gepufft wird und versucht ihm zu erklären, dass auch das liebe Schulpferd, dem er gerade am Schweif zieht irgendwann mal die Faxen dicke hat. Ein Gutes hat der Kevin aber – der bleibt nicht lang dabei. Der Reitlehrer macht die Faust in der Tasche und bleibt locker.

„Svea-Angelique, du musst gerade sitzen.“ Sobald Kinder mit Doppelnamen auftauchen, muss der Reitlehrer stark sein, denn die kleine Svea-Angelique hat nervige Eltern. Die sparen nie mit Kommentaren von der Bande und wiederholen einfach nur das, was der Reitlehrer so von sich gibt. Also hat die Halle fortan ein nerviges Echo. Offensichtlich ist Svea-Angelique auch der deutschen Sprache nicht mächtig, denn sonst müsste die Mutter ja nicht immer alles wiederholen. Klappt etwas nicht, wird Mutter böse und Svea-Angelique heult. Während der Reitlehrer wohlwissend schon die Taschentücher bereithält, denn eigentlich klappt jede Stunde etwas nicht.

„Rebekka!“ ist rustikal wie ihr Name – unsportlich wie ein Kloß und rumpelt so vor sich hin. Körperspannung ist nicht so ihrs, Ordnung auch nicht, Rebekka lässt alles stehen und liegen, wo sie gerade ist, auch ihr Pferd, wenn sie absteigt. Schickt man sie zurück, wird Rebekka gerne frech, denn sie kann ja wohl nicht an alles denken! Ist stets diskussionsfreudig, wenn der Reitlehrer ein Kommando gibt und hat (da sie ein Kind ist) einfach nicht so die besten Argumente, obwohl sie sich unbedingt mit dem Reitlehrer zanken will. Rebekka wird auch gerne, wenn sie wutschnaubend nach Hause geht (weil der Reitlehrer ja SO böse war) von den Reitstunden abgemeldet. Um zwei Wochen später wieder auf der Matte zu stehen, weil sie sich es anders überlegt hat. Dann mit Mama, die den Reitlehrer zähneknirschend bittet, das renitente Kind doch wieder aufzunehmen, denn die verwüstet ihr ja daheim die Bude.

„ZINDY!“ Das muss man schon brüllen, denn Cindy ist scheintot, oder schwerhörig. Anders als brüllend kann man sich Cindy sowieso nicht nähern, denn die hört auf wirklich gar nichts. Nicht, weil sie stur ist, sondern ein Träumerle, dem das Pferd spontan auch davonrennen kann, ohne dass sie es bemerkt. Im Gegensatz zu Rebekka ist sie nicht vergesslich, sondern nur irgendwo im Nimmerland verloren gegangen – obwohl sie mit einem Bein im Steigbügel steht und aufsteigen will. Außerdem ist sie langsam. Wirklich langsam. Kommandos müssen an Cindys in der Gruppe angepasst werden, nicht dass man sie mit einem vorher angekündigen Handwechsel überrascht und aus der Bahn wirft. Immerhin: Cindy heult nicht, wenn sie runterfällt. Weil sie es schlichtweg nicht mitbekommt.

„Jennifer“ – kann alles, weiß alles und weiß das auch. Sie ist arrogant bis zur duchgestylten Nasenspitze und Muttis Prinzesschen. Mit Kritik kann sie so mittelmäßig umgehen, aber dafür ist sie der Alptraum der Mitreiter. Der Reitlehrer muss ständig Streit schlichten, denn Jennifer zettelt immer welchen an, indem sie ihre Mitschüler runtermacht. Und anschließend petzt sie.
Jennifer hat eine Menge Gemeinheiten parat und ist sich auch nicht zu fein, die direkt vor der Nase des Reitlehrers auszusprechen: „Ich muss ja wohl den Timmy reiten, die Cindy ist da viel zu schlecht für!“
Und Jennifer ist ÜBERALL! Bei jedem Kurs, bei jeder Stunde, sie hat nämlich Ehrgeiz.

Foto: Kann eigentlich froh sein, dass er kein Kinderpferd ist.