Wir haben manche Dinge einfach drauf. Wir lesen einen Artikel, der uns sagt, dass wir bitte jetzt dies oder jenes mal beachten sollen, weil das die top Erkenntnisse der Wissenschaft bezüglich Pferden sind und unbewusst denken wir: Och, könnte ja sein. Zum Beispiel geistert ja jetzt ein Artikel überall umher, dass Stroh total uncool und blöd ist. Man soll doch lieber anderen teuren Scheiß kaufen (der natürlich auch darin “beworben” wird). Bei Reitern bleibt da irgendetwas im Kopf hängen. Weil wir mittlerweile darauf gedrillt sind: Früher war alles schlecht und nur, wenn man all diesen Artikeln, die irgendwo herumgeistern, irgendwie folgt, dann ist man ein guter Mensch.

Suggerieren einem ja schon die Mitreiter. Ich wette, wenn ich in zwei Wochen irgendwo aufschlage und sage, dass mein Pferd auf Stroh steht, dann haut mir jemand den Artikel um die Ohren und findet das totaaaaal Kacke. Aus Gründen. Weil jemand einen Drölfzeiler im Internet verfasst hat. Ist schon ein bisschen kurios. Wieso glauben die alles, was im Internet steht? Wenn ich morgen berichte, dass Pferde eigentlich nur grüngestreifte Sachen mögen und sehen, irgendeine Universität mir ausdenke, die das erforscht hat, dann bin ich mir sicher, dass sich die Hälfte der Leser unbewusst oder bewusst grün gestreifte Sachen bestellt.

Reiter lassen sich von jedem Quatsch verunsichern. Wenn ein Artikel sagt, dass man jetzt bitte von hinten, statt von der Seite aufsteigen soll, bin ich mir sicher, dass genug Leute versuchen, über den Hintern ihres Pferdes in ihren Sattel zu steigen. Wenn es heißt: Hagebutten sind super gegen Brechdurchfall, werden sie auch die kaufen. Ganz am Anfang habe ich auch mal gedacht, ich müsste manche Dinge glauben. Denn man soll sich ja weiterentwickeln und ich kam gerade frisch aus dem Rennstall, wo natürlich völlig andere Gesetze herrschen.

Da habe ich dann gelernt, dass baumlos der neue Scheiß ist. Und ich all die Jahre ja total schlimm im Baumsattel geritten bin. Also früher. Auf der Rennbahn auch, aber da wird eben getowert und man muss sich um den Baum auf dem Pferderücken jetzt nicht sorgen. Ständig kamen neue Studien heraus, immer mehr Leute stiegen um. Barefoot wurde quasi wie Jesus ausgeprochen und all das niedere Gesindel mit dem Arsch nicht mehr angeguckt. Die denken schließlich total vorsintflutlich.

Ebenso die Sache mit den Eisen. Auch ich wollte so ein tolles Barfuß Pferd. Und ich habe 0 … aber wirklich 0 Ahnung von Hufmechanik. War nie anwesend, wenn darüber in der Schule gesprochen wurde, und im Betrieb … ja, da kommt ein Schmied, der macht die Eisen drauf. Deswegen muss ich mich heute auch noch auf meinen verlassen können. Aber als ich Mozart geholt habe, dachte ich mir: So, jetzt wird das ein Barhufpferd. Ist ja auch viel gesünder. Und auf seiner Sommerweide lebt er ja auch ohne Eisen.

Leider habe ich bei all den schlauen Artikeln einen Faktor überhaupt nicht bedacht: Das Pferd. Das mir sagte: Fick dich, mit deinem Baumlossattel. Das mag ich nicht. Und auaua, meine Füße tun mir weh, hier gibt es zu viel Asphalt.
Tja, da nützen dann auch all die schlauen Artikel und die kreischenden Susen überhaupt nichts, wenn dein Pferd dir die Antwort auf deine netten Bemühungen gibt, die du gar nicht hören wolltest. Da hat man sich also teures Equipment zugelegt, rumgedoktort, hat Hufmittelchen gekauft und sich von irgendwelchen fremden Leuten und deren “hochwissenschaftlichen” Blogs verrückt machen lassen. Um am Ende festzustellen: Also mir nützt das einen Scheißdreck.

Deswegen bleibe ich jetzt einfach bei meinen Hufeisen. Und der Baumlossattel ist ein lustiges Feature das keiner mehr braucht, aber echt knorke aussieht. Und die meisten der Artikel lese ich gar nicht mehr. Oder schüttle darüber den Kopf. So wie den aktuellen mit dem Stroh. Vielleicht werfe ich nachher im Stall ein bisschen Stroh durch die Luft und brülle: Fuck the System!

Foto: Klopskopf guckt mal wieder wie ein Fall für den Tierschutz.