Reiter können aus allem etwas basteln, das sie gerade benötigen. Und sie fahren auch mehr Werkzeug spazieren, als dass es noch als handelsübliche Menge gilt. Und wenn sie es nicht rumfahren, lagert es im Keller oder Stall.
Sollte mir jedenfalls mal auf der Straße vor der Arbeit ein Pferd entgegenkommen, das vom Grafenberg ausgebüchst ist: Ich könnte es nicht nur komplett verarzten und eingipsen, ich könnte ihm außerdem eine schöne Schibbi-Schabbi verpassen, es irgendwo anbinden, ihm einen schiefen Nagel ziehen, oder es zum nächsten Renntag führen, denn das Steiggebiss fahr ich auch rum. Aus Gründen …

Auch sonst weiß der Reiter sich zu helfen. Keine Fliegenbommel? Ha, das Universalwerkzeug: Strohband. Kann man Pferde dran anbinden (sodass es reißt, wenn sie sich aufregen), oder eben einen Strick spontan draus flechten. Vielleicht auch Zügel, sieht zwar nicht so fesch aus, aber wenn mal einer reißt und man nichts anderes hat – dann geht das auch. Generell kann man so ziemlich alles mit Strohbändern fixen. Türen, Weidetore, Litzen, manch einer baut sich daraus ja auch mal eben ein Fahrgeschirr … dämlich … aber geht.
Was haben Reiter denn sonst noch so in ihrer Umgebung?

Natürlich: Zangen. Zangen braucht man, vor allem, wenn man ein Pferd mit Eisen hat. Eisen, die nur noch halb draufhängen, Nägel, die halb rausgerupft sind – kurzum, man braucht die Zange. Manchmal auch nur, um doofe Leute zum Schweigen zu bringen, denn das ist ja keine kleine Zange, sondern eine, mit der man durchaus Bandenprofis, Schibbi-Schabbi-Tussen und Rettertanten totschlagen kann, wenn man das denn möchte. Problem hierbei: Ist verboten. Schade.

Dann haben Reiter alles, um Weidezäune zu reparieren. Und wo ein kaputter Zaun ist, sind natürlich auch lose Pferde. Daher haben sie nicht nur diverse Halfter in Petto, sie haben natürlich auch Strohband dabei, Karabiner und gefühlt zehn Kilometer Seil. Alternativ können sie sich daraus auch ein Lasso basteln und die Pferde cowboymäßig einfangen, wenn ihnen danach ist. Außerdem lassen sich damit temporäre Absperrungen errichten (zum Beispiel: Loch im Boden, oder: Nein, hier wird nicht gegrast).

Dann haben sie seit Kurzem auch Ikea erobert. Da gibt es doch glatt Hängetäschchen für die Schibbi-Schabbis. Super, passen mehrere rein. Sind garantiert nicht dafür gemacht. Egal, danke, Ikea! Die Schibbi-Schabbi-Sammler werden euch huldigen.
Pipitöpfchen sind auch der letzte Schrei, da passen nämlich Stangen für die Stangenarbeit super rein. Und dann ist das auch noch so billig. Das hat Ikea nämlich allen Reitzeugs Anbietern voraus – es ist zwar nicht so richtig für diesen Verwendungszweck gedacht: Aber scheißenbillig ist’s. Da kann man dann auch mal verschmerzen, dass es doof aussieht.

Überhaupt, wenn Reiter basteln, ist es ihnen herzlich egal, wie doof es aussieht. Hauptsache es funktioniert, es ist sicher und das Pferd macht sich daran nicht kaputt.
Gut, manch einer greift auch tief in die Tasche, um alberne Nupsis zu kaufen, die man an das Halfter machen kann, wenn man ein Pferd mit Hang zur Selbstaufknüpfung hat, statt einfach Strohband zu nehmen … aber der Großteil der Reiter ist der Meinung: Hauptsache es hilft. Ist doch egal, wie es aussieht in dem Moment.

Das geht natürlich nur, solange keiner zuguckt. Mit einem spontan geklöppelten Strick wird höchstens ein entlaufenes Pferd geholt. Aber das wird natürlich kein Dauerzustand. Mit dem Fahrradschloss wird mal kurz das Gatter wieder geschlossen, nachdem der Riegel gebrochen ist. Sehen soll das aber bitte keiner.
Eigentlich komisch. Dabei sind wir doch so erfindungsreich. Das sollten wir lieber feiern, statt es noch zu verstecken.

Ich meine, gebt mal Nichtpferdemenschen ein paar Rollen Strohband und sagt: Da sind vier entlaufene Pferde, hier der kaputte Zaun – macht mal was. Obwohl … manch ein Reiter weiß auch nichts hilfreiches damit anzufangen. Kommt davon, wenn man sich lieber die Nägel lackiert, als außerhalb des Sattels am Stallleben teilzuhaben.

Foto: Hat die Haare schön.