Von Reitern wird erwartet, dass sie immer angemessen auf das Verhalten reagieren. Das Lob muss zum richtigen Zeitpunkt sitzen, die Strafe genauso, sonst weiß das Pferd ja gar nicht mehr, wofür es war. Und ja, ich sehe immer wieder Leute, deren Timing katastrophal ist. Wer kennt sie nicht, die Deppen, denen das Pferd abhaut und wenn sie es dann wiederhaben, dann gibt es ein Donnerwetter. So lernt das Pferd zwar nicht, dass es nicht weglaufen soll, dafür aber, dass es bloß nie wieder zum Reiter zurückkehren sollte. Großartig! Das wollten wir doch so, oder?

Am besten ist es natürlich, sofort auf das Pferd zu reagieren. Randaliert es beim Putzplatz, sollte man gleich einschreiten, macht es super toll mit, muss das Lob prompt erfolgen. Ist ja auch logisch, so lang erinnern die sich halt auch nicht daran, wie es zu sein hat. Und wenn ich halt erst um zehn Ecken spurte und das Pferd dann verdutzt guckt, wo es vorher noch den Anbindehaken versucht hat abzureißen, kann ich nicht danach Kasalla machen. Das Problem ist nur – manchmal sind die ja auch charmant. Oder einfach mega lustig. Dann KANN man als Reiter nicht adäquat eine Reaktion abrufen, die dazu passt, damit das Pferd es lässt.

Mein Pferd zum Beispiel. Der ist sehr charmant. Manchmal, wenn man ihn in den Stand durchpariert, tritt er danach nicht wieder an. Weil er Blümchen zählt, oder so. Es kommt eine Hilfe – das Pferd dreht den Kopf. “Haaaaallloooo.” Und guckt dich ganz nett und freundlich an. So nach dem Motto: Och, komm, eine Pause geht. Wenn er das macht, lachen 90% aller Reiter einfach los, statt ihm zu sagen, dass man seine Hilfe jetzt wirklich ernst meint. Er guckt super unschuldig und fragt halt mal nach. Theoretisch ist das natürlich eine Widersetzlichkeit. Bei manch einem Feldwebel Reiter würde er damit nicht durchkommen und ja – wenn er mich in anderen Situationen so ignorieren würde (bewusst, er guckt mich ja an), dann wäre ich sauer. Aber das hier macht er so nett, dass ich dann gar nicht anders kann als zu sagen “Ohhhhhh”. Seine Reitbeteiligung hat er damit auch überrascht. Die hat auch nur gelacht.

Manche Kandidaten können auch nicht anständig buckeln. Da bemerkt man dann so ein ganz komisches Geschüttel, wenn das Pferd eine Hupfdohle gefrühstückt hat und das war’s. Theoretisch ist das ebenso eine Widersetzlichkeit, auf die eigentlich eine Reaktion erfolgen sollte. Aber meist sieht man dann Reiter, die einfach nur lachen. Weil es so total albern ist. Das Ponyrennpferd konnte auch nicht anständig buckeln. Das war mehr ein Seilhüpfen. Aber er hat sich immer sehr bemüht, seiner Freude Ausdruck zu verleihen. Konstant. An ein und derselben Stelle. Irgendwann war mal der Jockey drauf und fragte mich verwirrt: “Was macht der da?” – “Buckeln.” – “Ach, so …” Konnte man nicht mal richtig identifizieren.

Davon ab, muss man ja auch gar nicht auf alles reagieren. Was nichts kaputtmacht (Reiter, Mobiliar, andere Pferde), kann man ja manchmal auch gepflegt ignorieren. Der Sache eben keine Aufmerksamkeit schenken, sodass das Pferd gar nicht rafft, dass es etwas “Besonderes” ist. Manchmal wird es ja dadurch auch gut. Außerdem sind wir ja auch nicht permanent auf dem Prüfstand. Und man muss die vierbeinigen Herrschaften sowieso häufiger mal mit Humor nehmen. Sonst kriegt man fiese Falten, vom verkniffenen gucken.

Foto: Ich Idiot hab das Halfter angelassen …