Normalerweise gibt es ja eine Menge über Reiter zu schimpfen, oder zu lachen. Heute möchte ich mal etwas erwähnen, was ich wirklich schön finde: Reiter-Empathie. Denn Reiter sind tatsächlich, obwohl sie dauernd lästern oder stänkern, rumalbern, oder ihrem Ehrgeiz frönen, sehr empathische Menschen.
Sie erkundigen sich nach andererleuts Pferden. Sie lassen sich von ihren Geschichten bewegen, sie merken sich Dinge und fragen wirklich aus Interesse nach, was aus manchen Geschichten geworden ist.

Letzte Woche zum Beispiel. Letzte Woche hat die Stadt Willich den nächsten Sperrbezirk ausgerufen, der … Tadaaa … bis kurz vor was geht der Sperrbezirk? Natürlich bis kurz vor meinen Stall. Wir stehen also noch draußen, können uns den Coggins Test ersparen, aber wir sind verdammt nah. Das ist ein unschönes Gefühl und raus können wir nun in die Richtung auch nicht mehr. Ich habe erstens: Nicht nur ausschließlich von EUCH davon erfahren (ich hätte es nicht gewusst, wenn ich diese Seite nicht betreiben würde, da das Veterinäramt nicht sonderlich hilfreich zu sein scheint), ich wurde auch mehrfach gefragt, ob bei uns alles okay ist und ob wir zum Test müssen. Es wurden gute Wünsche und besorgte Worte ausgetauscht. Einfach so. Weil Leute sich daran erinnert haben: Hey, das Arschlochpferd steht da in der Nähe.

Das fand ich sehr nett. Wirklich! Das erstaunt mich auch immer wieder.
Auch wenn ich in Pferdegruppen unterwegs bin. Das geht dann so:

“Hi, ich hab mal ne Frage an euch – wo kann ich denn dies und jenes kaufen?”
“Warst du nicht die mit dem Pferd mit der Augenentzündung? Ist alles gut ausgegangen?”
“Ja, das interessiert mich auch. Musstet ihr opperieren?”

Das ist Monate her! Die Leute erinnern sich aber irgendwie, aufgrund des Profilbilds daran, oder merken sich Namen … und sie wissen: Moment, dem Pferd ging es doch schlecht. Sie vergessen natürlich auch nicht, wenn jemand so richtig Scheiße baut – aber das ist heute mal nicht das Thema.
Sie erinnern sich auch nach einer Ewigkeit! daran.
Auch beim heiklen Thema Todesfälle, sind Reiter ehrlich mit einem traurig. Da liest man dann so Sachen wie: “Mensch, ich dachte, deine Stute schafft das, die letzten Male wirkte sie noch so fit” – obwohl man noch nie miteinander gesprochen hat. Aber sie sehen mehr als man denkt.
Genauso freuen sie sich auch mit einem, wenn es dann mal wirklich gut läuft. Ein gewonnenes Turnier, oder eine deutliche Verbesserung in der Reiterei und plötzlich kommentieren da Menschen deinen Post, die hast du noch nie gesehen, aber sie dich offensichtlich.

Ich habe mal in einem Forum eine Frage gestellt. Mein Pferd hat spontan angefangen am Huf herum zu lecken. Es war Winter und entsprechend feucht war es auf dem Paddock. Ich habe alles abgetastet, aber nichts gefunden und wollte gerne wissen, woher das kommen könnte und was das für eine komische Macke ist.
Ein paar User rätselten mit mir, schlauer wurden wir aber alle nicht. Ich vergaß also mein Posting in diesem Forum und fand heraus: der Zottel hatte sich eine kleine Macke (winzig) am Kronrand zugezogen. Hat aber bestimmt fies gebrannt, wenn man auf dem Matschpaddock steht. Deswegen auch die Leckerei. Wochen später komme ich also in dieses Forum zurück und zig Leute fragen danach. Einfach so. Aus Neugierde, aus Interesse, aus Sorge. Nicht aus fiesen Beweggründen.

Ist das nicht cool? Ich finde das cool. Das ist definitiv das coolste an den Reitern. Dass sie sich trotz all der reiterlichen Differenzen für andere und ihre Pferde interessieren können. Dass sie ehrliches Mitgefühl zeigen können, obwohl sie Personen gar nicht kennen – hey, wir sind alle Reiter, wir haben alle ein Pferd, dass wir liebhaben. Wie könnten wir dann bei solchen Sachen empathielos sein?

Foto: Was sind wir doch öko. Aber es ist so flauschig.