Reibtekleidung erlebt ja, ähnlich wie die Schibbi-Schabbi Hochkonjunktur. So richtig doll vor allem seit dem Tag, an dem irgendeinem schlauen Fuchs bei einem Reithosenhersteller eingefallen ist, dass die zur Eskiii-Kolli passen müssen und sie damit ständig neue Hosen zu den Kollektionen auf den Markt bringen müssen – und können.

Als ich meine erste Reithose bekommen habe, war das schon etwas ganz Besonderes, die war nämlich nicht schwarz, sondern dunkelblau! Das müsst ihr euch mal vorstellen! Dunkelblau heißt, du bist rebellisch, du hast keine schwarze Reithose. Wuhu! Und dann hatte die noch etwas hellere Bündchen. Boah, war ich cool. Alle anderen Kinder hatten nämlich nur schwarze Reithosen. Weiß gab es noch, das war es dann auch schon. Für die ganz rebellischen Typen eventuell noch so etwas wie Anthrazit. Aber sonst? Da waren wir dann alle mit bedient. Drei Marken, alle ein bisschen anders, Vollbesatz nur für Profireiter.

Dann kam der nächste Shit: Die Cordreithosen! Woah! Die mussten wir natürlich alle haben, ich habe meine sogar noch. In einem total tendigen grau. So wie auch meine letzte Reithose, die ich mir gekauft habe – grau. Mit ROTEM Bündchen. Das ist schon … also das ist gewagt. Das ist mutig. Das hat niemand je gesehen, weil die Stiefel drüber waren. Aber hey, es war rot dran.

Wenn ich jetzt mal so einen Reitkatalog in die Hand nehme, dann werde ich von Farben erschlagen. So wie bei den Schibbi-Schabbis. Und bin ganz froh, dass ich keine Reithose mehr trage, denn wo bekomme ich jetzt wieder eine neue graue Reithose her?

Aber es gibt ja noch mehr Reitbekleidung, die nicht fürs Turnier ist (darüber haben wir ja schon gesprochen). Handschuhe zum Beispiel. Die gab es früher in Schwarz (für die Erwachsenen) und in Schwarz mit bunten Fingern und Noppen – für die Kinder. Die heutigen Handschuhe passen aber auf jeden Fall immer zu den Stiefeln, wenn nicht gar zu Sattel und Trense. Wundert mich echt, dass ich noch niemanden mit Lackhandschuhen habe reiten sehen, denn Lacktrensen sind ja auch ein Grund, ständig in Facebookgruppen danach zu fragen.

Socken dürfen auch nicht vergessen werden – die sind wichtig, weil die Leute alle Röntgenblick haben und unter den Stiefeln wissen, welche hippen Reitsocken man anhat. Ich hab übrigens sehr schöne neongrüne. Passen zu meinem Halfter! Nur, falls ihr keinen Röntgenblick habt. Blöderweise trage ich nie Stiefel … Aber meine Socken sieht man auch nicht. Ich krieg das einfach nicht auf die Kette mit dem cool aussehen.

Und dann haben wir noch Reitmarken, die Oberbekleidung machen. Als müsste das irgendwie eine spezielle Bekleidung sein, die anders ist als Poloshirts und Pullis. Dabei sind die Sachen genau das. Ich habe da noch so einen alten Pikeur Flauschpulli mit ein paar gestickten Pferdchen drauf. Das war mein Winterpulli und der hält warm. Macht noch irgendwo Sinn. Ein Geschenk meiner Tante. Gekauft hätte ich mir das nicht und jeder verdammte andere Winterpulli hätte es genauso getan. Aber er hält. Seit ungefähr 17 Jahren. Gut, dass ich nicht größer geworden bin.

Ansonsten habe ich aber ständig alte Klamotten aufgetragen, die verwaschen und für „normal“ nicht mehr so doll waren. Das halte ich auch heute noch bei – ich bin doch nicht auf dem Laufsteg. Aber es gibt wohl eine Zielgruppe für die Reit-T-Shirts dieser Welt. Sonst gäbe es ja nicht so viele. Passend zur Kolli natürlich, das muss schon sein. Was machen die eigentlich, wenn die Kolli nicht mehr hip ist? Ihren Kleiderschrank austauschen?

Foto: Kaputt und umgefallen.