Jeder Reiter hasst ihn: den Regen. Dabei kommt es sehr drauf an, wie er ihm gegenübertritt, denn irgendwann ist Regen natürlich auch egal. Zum Beispiel, wenn man nett ausreiten ist, alles nicht nach Regen aussah und ein spontaner Monsun einen bis auf die Unterhose aufweicht. Dann ist es auch egal, wie lang der Heimweg dauert – nass ist man sowieso. Glücklich ist der, dem so was im Sommer passiert, oder die, die ein Solarium haben. Der Rest ist mehr so – ja geil, jetzt ins Auto/ in den Bus/ in die Bahn, während sich um einen herum Pfützen bilden. Wechselklamotten sind zwar da, aber man kann sich kaum abtrocknen und ne nasse Reithose von sich runterpulen ist auch nicht so einfach. Da ist die Sitzheizung im Auto der bessere Deal.

Aber gerade jetzt, zur Winterzeit, ist Regen einfach kacke. Der Paddock ist unter Wasser, die Koppel ist unter Wasser, das Pferd sieht aus wie ein paniertes Schnitzel, ist klamm, wie ein feuchter Teppich, oder nass, als hätte es sich unter die Dusche gestellt. Wenn man Glück hat, ist die Sattellage nicht feucht, ansonsten kann man aber seine Reitpläne größtenteils begraben. Auch dann, wenn man dem Pferd ein Deckchen aufzieht, denn Pferde können sich sehr geschickt so wälzen, dass das Wasser irgendwie in die Decke reinläuft und nur die Sattellage nass macht.

Also bleibt nur sehr wenig übrig. Wenn man eine Halle hat. Aber Regen ist schon nicht so schön. Jedenfalls macht es keinen Spaß, erst Mal ne Stunde auf dem Platz langsam aufzuweichen, als wäre man ein schmutziges T-Shirt im Wannenbad. Wenn die Finger unter den Handschuhen schrumplig werden, weiß man, dass es sehr nass draußen war.
Auch lernt man immer auf die harte Tour, wann eigentlich die Reitschuhe oder Stiefel aufgeben. Dann, wenn der Fuß nass wird. Man soll ja nicht meinen, dass schlichte Gummistiefel die Füße trocken halten. Wie von Zauberhand bilden auch in reinen Gummischluppen sich Löcher. Die findet man immer dann, wenn man durch eine besonders tiefe Pfütze geht. Ach, wie wunderbar ist dieses Gefühl, wenn das eiskalte Wasser durch zwei Lagen Socken schlürft.

Vielleicht kaufen wir uns dann im Frühling mal neue – wir vergessen das dann hinterher gerne und Reiter haben ja sowieso Hardcore Alzheimer. Stellen also jedes Mal neu beim Starkregen fest: Uh … die Schuhe sind nicht mehr dicht.
Natürlich ist es auch auf dem Platz nicht schön. Wer ein wasserscheues Pferd hat, hat sowieso die A-Karte gezogen, andere wundern sich, wie hoch Schlamm eigentlich spritzen kann. Weil sie nämlich aussehen, als wären sie der einhundertzweite Dalmatiner. Vom Pferd muss man gar nicht erst anfangen, da hilft nur Dusche. Vor allem bei Kandidaten mit Behang. Und glaubt ja nicht, dass so ein Galopper mit Winterfell nicht auch noch drei Haare am Fuß hat … er hat. Sie locken sich … In seinen Bärenpelz hinein.

Nacktpferde wären da manchmal praktisch. Wenn man seinem Clown mal wieder den halben Matschplatz aus den Ohren puhlen muss. Läuft der Dreck eigentlich ins Hirn? Muss doch unangenehm sein. Ihm nicht, der ist paniert und fröhlich. Jajaja … nur dreckige Pferde sind glücklich. Reiter von dreckigen Pferden sind aber gar nicht so glücklich. Mal eben schnell ist nicht. Immerhin habe ich diesen Winter gelernt – ich kann das Galoppervieh auch mit dem Besen abbürsten. Ist okay. Guckt er nicht mal. Das lässt mich für die Zukunft hoffen – also dass ich bei Regen und Matschwetter mal keine Stunde brauche, bis man da einen Sattel aufschmeißen kann …

Foto: Regen ist ja noch nicht so schlimm. Aber Regen und Dunkel ist sehr schlimm …