Reiter haben eine Lieblingsausrede, wenn irgendetwas nicht passt. Immer und überall. Die Reiter dieser Welt müssen wahnsinnig viele Dinge anprobieren, wenn immer alles, was ganz offensichtlich nicht passt, nur zur Anprobe am Pferd liegt.

Es ist völlig egal, ob es sich um einen absolut unpassenden Ponysattel auf einem Kaltblut dreht, oder ein Hackamore, das irgendwo auf den Nüstern liegt, damit ist niemals nicht geritten worden und man wollte ja nur schauen, ob das wirklich nicht passt, das hat man sich nämlich schon vorher gedacht. Allerdings geht das aus dem Foto erst mal nicht hervor. Meist ist das Foto Themenfremd zum Beitrag, aber die Frage wird niemals beantwortet – denn alle starren nur hin, ähnlich wie bei einem Autounfall, wo niemand wegsehen kann, und fragen sich: Wieso fragst du uns danach, was dein Pferd als Zusatzfutter haben soll – das braucht es doch bald nicht mehr, wenn du weiter DAMIT reitest.

Und überhaupt, warum poste ich ein solches Bild, wenn es mir nicht einmal darum geht und ich angeblich weiß, dass es falsch liegt? Also ich hab 1000 Bilder, auf denen das Pferd entweder passendes Equip hat, oder nix trägt – nimmt man nicht eins davon, wenn man unbedingt ein Bild seiner Frage beilegen möchte?

Ihr kennt sicher das absurde Bild, das ich hier mal hatte mit dem mexikanischen Reithalfter, das irgendeine clevere Suse zur gebisslosen Zäumung umgewandelt hatte und was so asymetrisch war, dass es in ein Museum gehört? Ja, solche Bilder sind dann auch alle nur zur Anprobe. Wirklich, was man da alles sieht! Hannoversche Reithalfter falschherum (nur zur Anprobe natürlich! Wollte man mal probieren, wie das falschherum sitzt? Was gab es da anzuprobieren?)
Sättel, die irgendwo auf dem Hals oder dem Hintern liegen: „Liegt der zu sehr auf der Schulter?“, dann natürlich noch das Hackamore, das nie fehlen darf. Reitanfänger dürfen sich scheinbar überall ein Hackamore kaufen, und das auch ganz alleine verschnallen. Wie das aussieht, sehen wir oft in Gebisslosgruppen.
Ich habe sogar Leute gesehen, die es geschafft haben, die Anzüge nach oben zu montieren. Das ist immerhin eine Kunst.

Werden die Leute dann darauf hingewiesen, dass es falsch ist, kommt erst Mal: „Das ist doch gar nicht das Thema.“ Gut … Aber falsch ist es immer noch.
Anschließend kommt die große Lüge: „Das war nur zur Anprobe!“. Damit müssen doch alle Kritiker besänftigt sein. Nicht? Was? Wie unverschämt. Schnell mal alle beleidigen, damit die endlich die Fresse halten.
Kommt anschließend die freche Frage, wie man das denn nach Meinung der Posterstellerin verschnallt, sagt sie: „Natürlich!“ Kann ja bei Facebook eh keiner überprüfen.

Anschließend, wenn die Nachfragen sehr kritisch werden, kommt die zweite Standardausrede eines jeden Reiters: „Das Pferd lebt ja noch!“. Ja, Mensch, dann brauchen wir uns doch alle nicht anstellen. Ist ja auch ganz allein ihre Sache. Und irgendein Schlaumeier wird das sogar noch bestätigen – schließlich war ja die Ausgangsfrage eine ganz andere.

Lustig ist es, dass diese „Nur zur Anprobe“ Leute auch gerne Wiederholungstäter sind. Erwischen wir sie also einmal mit einem viel zu kleinen Westernsattel, der irgendwo auf dem Hals liegt, nachdem sie natürlich das kompromittierende Foto gelöscht hat, werden wir sie wiedersehen. Vielleicht nächstes mal mit einem Bosal, das irgendwo am Ohr hängt …

Foto: Alles nur zur Anprobe! Also das Halfter. Und die Eisen. Usw.