Ja, heute muss ich doch mal einen Beitrag zum Thema Neid machen. Denn dieses „Argument“, sofern man das so nennen möchte, ist ja einfach nicht kaputt zu bekommen, wenn man mit Reitern diskutiert. Sobald man gegen etwas argumentiert, sei es aus Sicherheitsgründen, sei es, weil es mit meiner ethischen Vorstellung kollidiert (okay, ich bin harmlos und kein Hardliner, aber manche Dinge find ich halt nicht vertretbar) oder, weil jemand TROTZ seiner Vergehen Erfolge einfährt, ja: Dann packen Reiter den Spruch aus:
„Du bist doch nur neidisch.“

Ich bin kein neidischer Mensch – aber sicher ist: Wir alle sind irgendwann mal neidisch in unserer reiterlichen Laufbahn. Am Anfang sind wir auf die neidisch, die schon weiter sind, danach auf die, die eigene Pferde haben und so weiter. Auch sonst, denkt man sich eben manchmal: „Boah, das hätte/könnte ich auch gern.“
Das ist normal, das ist menschlich.

Neid ist allerdings eng mit Missgunst verknüpft … und das ist etwas, was mir fremd ist. Schon mal gar nicht, wenn ich dicke Hobbits auf Ponys nur mit Halsring im Stoppelfeld sehe.
Dann denke ich weder: Das möchte ich auch haben (hab ich schon, ich habe einen Halsring und ein Pferd), noch … das gönne ich der Tussi nicht. Ich denke: Hoffentlich rennt das Pferd nicht vor einen Schulbus, wenn es durchgeht.
Und wenn irgendein Weltreiter durch tierquälerisches Verhalten mal wieder negativ auffällt, aber trotzdem die Goldmedaille holt, dann denke ich auch nicht: Boah, der gönne ich das nicht, oder das will ich auch sondern: Armselig. Für die Richter und Veranstalter, die das ignorieren.

„Du bist doch nur neidisch“ ist des Reiters: „Selber!“ Selber sagen ja am liebsten Kindergartenkinder. Die Neidnummer ist auch ungefähr auf dem Niveau. Wieso kann man nicht mal ungestört etwas scheiße finden? Muss da immer jemand kommen, und mir erzählen, was ich zu empfinden habe?
Für diese Leute also noch mal zum Mitschreiben. Man muss nicht neidisch sein auf Leute die:

1. Grob fahrlässig mit falschem, oder selbstgemachtem Equip im Gelände herumturnen.
2. Halsringreiten im Gelände betreiben
3. In höheren Klassen als man selbst unterwegs ist (kann ja nicht jeder bei Olympia starten. Und wollen tut das auch nicht jeder)
4. Mit ihrem Erfolg rumprollen, obwohl er auf wackligen Beinen steht und eigentlich kein wirklicher Erfolg ist
5. Auf Facebook berühmt sind

Letztens war ich auch wieder schwer „neidisch“. In einer Diskussion über Vermehrung. Weil ich ja keine Stute habe. Ja, da bin ich schwer neidisch drauf, wo ich mir doch gezielt einen Wallach ausgesucht habe.
Doch, doch, bin neidisch! Weil ich kein so süßes Fohlen ziehen kann. Vom Nachbarhengst mit der schönen Wallamähne und dem noch viel schöneren Ekzem!
Nächstes Mal sag ich auch so was Geistreiches. Vielleicht: „Selber!“

Foto: Waschtag. Musste aber so knipsen, dass man seinen Penis nicht sieht. Das mag Facebook ja nicht.