Rennreiter fallen ja sehr früh aus dem Bett, das ist manchmal schon ekelhaft. Ekelhafter Nebeneffekt außerdem: Es nebelt manchmal am Morgen. Sehr doll. Ich gehe ja nicht verloren, denn mein Rennhelm hat Neonfarben, aber der Rest kann schon mal verschwinden.

Es ist früh, pervers früh, geht Richtung Herbst. Und ich turne auf der Irren mit dem ersten Lot auf dem Trabring herum. Meine Kollegen verschwimmen jetzt schon mit der Landschaft, denn die sind im Gegensatz zu mir nicht so farbenfroh angezogen – das kommt davon, wenn ich zu früh aufstehe, da gucke ich nicht, ob was zusammenpasst, das wird angezogen. Auch zwei unterschiedliche Socken sind kein Problem.

Irgendwo ist der Trainer, ich kann ihn hören, der kommt aber unvermittelt aus der Brombeerhecke gesprungen und erschreckt mir die Irre. Es macht Puff und wir stehen orientierungslos im Nebel, weil sie natürlich davonläuft. Taste mich so vorwärts, stoße an die Rails. Ach, hier geht es zur Bahn. Hinter mir tauchen die Gorillas im Nebel, aka die Kollegen auf, die wollten schon Suchhunde schicken.
Blöderweise werde ich durch mein Vorpreschen dazu verdonnert, vorne zu gehen. Was die Irre nicht mag, weil sie sich dann vor allem fürchtet. Aber im Nebel sieht man zum Glück nichts. Also gut.

Weniger gut: Ich springe ab, galoppiere so in den Nebel hinein und mit einem Mal steht ein Traktor vor mir. Vollbremsung! Die Irre pariert wenigstens ein einziges Mal im richtigen Moment, ist auch selbst viel zu perplex um blöd zu werden, aber hinter mir gibt es den Zieharmonika-Effekt, drei Pferde bremsen gerade noch so, eines nicht, das springt zur Seite, gerät ins Straucheln und bevor ich überhaupt richtig sehe, steht der Kollege mit dem letzten Pferd auf der Grasbahn neben uns. Wir gucken ihn an, er guckt uns an. Zuckt die Schultern und geht dann halt Grasgalopp.
Wir umrunden dann auch den Traktor und gehen weiter auf Sand. Geht auch alles wieder gut, die Irre hat kein Traktortrauma (das einzige Teil vor dem sie nicht mal ansatzweise Angst hat …) davongetragen und hoppelt so gemütlich vor sich hin.

Als wir beim Trainer kommen, müssen wir feststellen, dass er bis fünf zählen kann, denn der Schlingel findet doch glatt raus, dass einer fehlt. Ach, da kommt er ja. Trainer will schon losgehen, da fällt ihm dann doch der Fehler auf … „Was machst’n du auf der Grasbahn?“
„Urlaub“ ist übrigens nicht die korrekte Antwort darauf.
Trainer will dann doch wissen, wie das passiert ist. Wir erzählen ihm die Geschichte vom Traktor. Er glaubt uns nicht, den würde man doch sehen. Sehen? Hier? Ich sehe ja nicht mal ihn, ich höre ihn nur, gucke aber vermutlich in die Richtung eines Baumes, oder eines Pfostens, der irgendwo herumsteht.

Ich werde herbeizitiert, muss ja immer als Übersetzer fungieren … als ob ich den polnisch-deutsch Mischmasch besser verstehe … „War da wirklich ein Traktor?“
„Ja, der steht im Bogen.“

Kopfschüttelnd zurück im Stall. Wo dann bereits ein Herr von der Geläufspflege wartet: „Achtung, der Traktor steht noch auf dem Geläuf, den haben die gestern da vergessen!“
Ach, Danke auch!

Foto: Der hätte zum Glück angehalten.