Das sage ich mal so ganz frei heraus, denn es ist ja die Wahrheit. Sie sind immer limitiert, weil ich als Reiter ja gucken muss, was mein Pferd kann. Und was es je können wird. Da ich einen Faible für Pferde habe, die so gut wie gar nichts können (und können werden, weil irgendwie eingeschränkt, manchmal auch nur im Kopf), wird man mich wohl nie bei der lokalen M-Dressur sehen. Vielleicht auch besser so, ich sehe albern mit Hütchen aus. Und der Moppel ja auch.
Außerdem ist er halt einfach nicht der Typ dafür. Ich meine, was soll er da? Er ist ein Schluff mit flachen Gängen. Da kann ich bis zum Sankt Nimmerleinstag Stangenarbeit und Bergauf-Bergab im Gelände höppeln, das wird ja nicht schöner. Nicht viel jedenfalls.

Also schon mal keine Dressur. Ist auch nicht seins, nachher will da jemand noch durch die Länge der Bahn reiten. Ihgitt. Das kommt ihm ja gar nicht in die Tüte.
Vielleicht könnte ich springen. Niemals Stilspringen, den Stil ist was für Leute mit schönen Schibbi-Schabbis. Und das ist ihm auch zu wenig Actionreich. Ja, doch, springen könnte ich also. Nein, Moment! Dafür habe ich gar keinen Platz. Und keine Hindernisse … Doof. Möchte ich dafür jetzt extra umziehen? Ne. Möchte ich dafür irgendwo einen Kurs buchen? Nä. Möchte ich 10 Kilometer zum nächsten Stall reiten, wo es eventuell einen Springkurs gibt, ich aber niemanden kenne und den Unterricht nicht beurteilen kann? Nä …

Mir kann mans wohl nicht recht machen. Ich könnte natürlich auch aufs Westernreiten umschulen. Aber das ist mir zu handzahm. Und dem Pferd erst. Jaja, das klingt immer spannend. Aber er findet schon so viel Sattel so viel doof. Ne … das ist nichts. Und Hütchen verlier ich auch dauernd. Sagte ich schon, dass ich behämmert mit Hütchen aussehe? Nein, wir werden keine Westernturnierreiter. Ich habe sowieso eine Glitzerallergie.

Gangpferde? Ach … fällt auch irgendwie raus. Haben wir ja nicht. Schrab ist noch nicht olympisch und Tralopp noch nicht perfektioniert. Sind auch sonst zu groß. Und ich habe zu wenig Ahnung davon. Blöd …
Wir könnten natürlich auch in den Busch. Aber hier: selbes Problem wie beim Springen.
Was machen wir da also? Einfach weiterreiten. So, dass das Pferd Spaß hat und ich. Ich bin da Realist, wir turnen nicht irgendwann auf dem CHIO herum. Oder präsentieren euch tolle Siegvideos vom Stechen in Hintertupfingen, wo wir eh nie hinfahren werden, weil ich gar keinen Hänger habe.

Aber das ist völlig okay. Kenne deine Möglichkeiten. Dann sind Pferd und Reiter auch happy. Driftet beides auseinander, ist mindestens ein Teil unglücklich. An manchen Dingen kann man was ändern, wenn man sie zum Glücklichsein braucht. Zum Beispiel könnte ich natürlich in einen schönen Springstall mit Unterricht wechseln. Nur ist mir das nicht so wichtig. Bisschen hüppeln können wir auch hier und mehr braucht er auch nicht.
Aber ich könnte natürlich.
Was ich nicht könnte: In einen Dressurstall wechseln und erwarten, dass das Pferd dann zum Dressurpferd mutiert. Da könnte ich zwanzig Bereiter draufsetzen und der wird in diesem Leben keinen Blumenpott im Viereck gewinnen. Ergo: Wäre ich damit irgendwie unglücklich, müsste ich wohl eine Menge Dinge verändern. Vor allem das Pferd.

Ich sehe viele Reiter, die sich niemals Gedanken gemacht haben, wo das Pferd und sie selbst ihr Limit haben. Das ist eigentlich sehr traurig. Da reiten sie das dritte Mal die Woche Unterricht und es sitzt trotzdem nichts. Frustriert über sich und das Pferd wird dann aus dem schönen Hobby schnell Wut und Unlust.

Vielleicht sollte sich jeder Reiter mal klarmachen, was er will, was er kann und wo das Limit seines Pferdes liegt. Und ob er kompromissbereit ist oder nicht. Denn man kann ja auch mit seiner Gurke zufrieden sein, obwohl man selbst schon zahllose Pferde bis zur Klasse S ausgebildet hat. Und manche sind nicht mit einem Pferd zufrieden, das solide L läuft, aber eben nicht mehr. Jeder Reiter ist anders. Und jedes Pferd. Wichtig ist nur, dass man das berücksichtigt.

Foto: Ist nicht dick, nur fusselig.