Die letzten Tage ging es in der MP 2.0 hoch her. Der Grund: Der Erlass eines Stallbesitzers, der seinen Einstellern diverse Sachen verbietet. Von Ausbindern, bis hin zu Sperrriemen. Das hat viele Leute eher abgestoßen, als dass sie es begrüßt haben. Und ich kann das auch verstehen. Ich meine, ich bin immer noch der Besitzer meines Pferdes. Und mit was ich es longiere, entscheide ich, wie ich es trense auch und mit welchem Reithalfter ich reite ebenfalls.
Nicht falsch verstehen: Ganz normale Regeln, die den Stallbesitzer und den geregelten Ablauf im Stall betreffen, finde ich richtig („Wir kehren, wenn wir was dreckig gemacht haben!“ – „Stallruhe ab X Uhr“ usw.). Aber wer zum Teufel hat mir vorzuschreiben, WIE und mit WAS ich reite?

Da fanden sich prompt natürlich Leute, die noch härtere Regeln anzubieten hatten. Und natürlich Leute, die die Regeln geil fanden und meinten, wer dagegen ist, ist wohl ein Pferdequäler. Ne … Reiter (respektive Menschen) werden nur einfach nicht so gerne bevormundet. Schon mal gar nicht von Fremden. Stellt euch mal vor: Ihr kauft ein Pferd. Ihr stellt ein. Und dann kommt jemand mit diesen Regeln. Die betreffen euch gar nicht, weil ihr nichts davon bisher genutzt habt, aber irgendwann bekommt ihr ein Problem mit eurem Pferd. Oder das Pferd bekommt eins. Vielleicht spielt es Giraffe an der Longe. Vielleicht macht es Theater mit englischem Reithalfter. Vielleicht möchte es im Winter einfach eine Decke? Nein, geht ja nicht, ist alles verboten. Super … hat ja echt geholfen diese tollen Pro Pferd Regeln.

Und auch da ist es wieder: Die Ignoranz des Menschen gegenüber individuellen Präferenzen des Pferdes. Vielleicht braucht das Pferd hin und wieder den Dreiecker als Reminder, damit es sich nicht den Rücken dauerhaft vergurkt. Vielleicht empfindet es das Gebiss als ruhiger, solange ein Reithalfter drauf ist. Vielleicht reitet es sich besser mit einem baumlosen Sattel? Ich habe mittlerweile so kuriose Verbote gelesen, dass ich echt nur den Kopf schütteln kann. Wieso sind baumlose Sättel verboten? Oder hannoversche Reithalfter? Oder Sporen? Himmel, das muss ich doch selber wissen. Anzeigen kann man mich ja gerne immer noch, wenn ich damit dann doch das Pferd quäle. Aber diese himmelschreiende Bevormundung, sowie die Ignoranz mir und meinem Pferd gegenüber – die würde ich NIE eingehen.

Wirklich wichtige Dinge werden dann nie verboten. Hab noch keinen Stall gefunden, wo es die Regel gab: Mit Halsring ins Gelände gehen ist verboten. Das wäre doch mal was. Da das dem Pferd aber vermutlich nur einmal wehtut (dann, wenn es vors nächste Auto rennt) aber sonst nicht, ist das dann wieder okay. Aber bloß nicht eindecken. Oder gar Hufeisen draufnageln (wollte mir, als ich nach dem Kauf auf Stallsuche war, auch jemand vorschreiben – müßig zu erwähnen, dass ich den Platz im Stall dann nicht mehr haben wollte). Oder selbstgebaute Gebissloszäume. Das ist okay. Ein korrekt verschnallter Sperrriemen nicht. Ja, muss ich nicht verstehen.

Wisst ihr, die Menschen lassen sich einfach ungern etwas pauschal verbieten, nur weil einige wenige damit Unsinn machen. Das ist, als würde man künftig Dressurreiten verbieten, weil einige das ad absurdum führen und dem Pferd schaden. Oder Pferderennen verbieten, weil manche Trainer Unfug treiben. Oder Westernreiten verbieten, weil es da auch ganz gruselige Tricks und Kniffe gibt, die ein paar Leute unbedingt anwenden müssen, weils den schnellen Erfolg verspricht. Warum also plötzlich so ein Schubladendenken? Weil manche mit Hackamore reiten, obwohl sie keine kandarenreife haben, sind alle, die mit Hackamore reiten schlecht? Weil manche den Sperrriemen anknallen, sind alle Reiter mit Sperrriemen böse? Weil manche Ausbinder missbrauchen, sind alle Ausbinder tödlich? Nein. Nur das Schubladendenken ist es.
Übrigens hört einem auch niemand zu, wenn man Pauschal als Schwerverbrecher abgeurteilt wird, nur weil man Sporen benutzt. Das ist natürlich extrem hilfreich.

Foto: Blödelt mal wieder mit dem Wasser rum.