Winkt mal den Leuten, die am Abreiteplatz stehen. Die freuen sich! Echt jetzt. So wie die Arbeitsreiter auf der Equitana. Die tun doch auch nur ihren Job. Und wenn ihr Job lautet, ich lasse nicht mehr als sechs Leute auf den Abreiteplatz, dann tun die diesen Job auch.
Es nützt gar nix, wenn Mama, Papa, Opa und Oma, am besten noch ein paar andere entfernte Verwandte, Reitlehrer, deren Reitlehrer und deren Mutter und noch ein paar andere Dorfprominente antanzen, nein, ich lasse euch wirklich nicht drauf.

Kurioser wird es dann, wenn die Umzäunung nicht hoch genug ist und sich Reiter auf den Platz mogeln. Weil so ein Idiot, der da vorne die Absperrung bewacht, der kann bestimmt nicht bis sechs zählen und auch nicht den auffälligen Schimmel bemerken, der plötzlich in der Mitte herumbockt.

Nein, Abreiten ist draußen. Nicht drinnen. Ja, die Limo gibt es da vorn. RUNTER VOM PLATZ! Ist ein bisschen wie Erzieher im Kindergarten – nur uncooler. Weil man nicht dafür bezahlt wird. Und weil Kinder, die Widerworte geben, weitaus weniger anstrengend sind als Reiter, die sich bei ihrem Reiterwettbewerb nicht optimal vorbereitet fühlen.

Und dann diese Leute, die dann da am Zaun stehen.

„Schakkeline, nimm den mal richtig ran, der muss schwitzen!“
„Kevin, du musst mehr lächeln!“
„Stell den dir durch Schantalle, der schlufft ja nur!“
„Andiiiii, hör auf in der Nase zu popeln!“

Hatte ich schon den Erzieher-Vergleich erwähnt?

Parcoursdienst ist wesentlich stressfreier – für mich. Bisschen Hallenhalma mit Anfassen. Wenn allerdings kein Hallenhalma, sondern Draußenhalma gespielt wird, ist es für alle Beteiligten unentspannend. Jedenfalls solange ICH dabei bin. Welches Genie hatte die Idee Obstbäume um einen Springplatz zu pflanzen? Und anschließend Mitte August ein Turnier zu veranstalten?
Wenn euch jemals in der Vergangenheit ein wild mit den Armen wedelnder, kopfloser Parcourstrottel begegnet ist, dann war das ich. Ich hasse Wespen.
Und was machen die Richter? Richtig, stellen mich vom Platz. Neben die Obstbäume! Die spinnen ja wohl. Also ab zum Kochen. Bons vergessen. Und beim Kuchen sind sie auch, diese Arschlochwespen.

Zurück auf den Dressurplatz verbannt, bricht da das Chaos aus, es sind nicht sechs, nein SIEBEN Pferde drauf und so ein E-Dressurreiter von Welt, der kann zählen, ja, ja! Lautstark wird Missfallen kundgegeben, Beschwerden werden laut. Und bei wem wollen die sich beschweren? Bei mir!
Weil meine Mittäterin ja immerhin mal ganz kurz einem Kind mit entlaufenem Pony hilft. Das haben die Schlingel dann ausgenutzt und sich draufgeschlichen. Der Übeltäter ist eine erwachsene Frau. Dachte, die könnten zählen und auch sehen, dass ihre Startnummer noch gar nicht angeschrieben ist.

Viel Geschrei, viele Schakkelines und die Wespen sind mittlerweile auch hier angekommen. Ich wedle, werde aber missverstanden und nun sind plötzlich acht Leute auf dem Abreiteplatz. Ich hätte doch gewunken. Hm, ja, kann sein …

Wink beim nächsten Mal einfach nur zurück! Das reicht schon.

Foto: Der Moppel mit Herzensdame