Ich glaube, ich muss mich rundherum erst Mal für meine Mitreiter entschuldigen. Denn viele von ihnen haben keinerlei Ahnung wie sie sich in Wald und Flur zu verhalten haben. Ich sehe Mädels auf dem Acker rumreiten (frisch bepflanzt), quer durch den Wald düsen (Zur Setzzeit) und mehr als nur genug verstehen das Reiten verboten Schild nicht. Das ist scheiße und geht gar nicht.
Was ihr manchmal macht – das geht übrigens auch gar nicht. Man greift nicht einem Pferd ins Gebiss, nur weil man die Marke sehen möchte, Herr Jäger. Schon gar nicht, wenn das Pferd tänzelt und nervös ist. Auch um Ihretwillen, denn so ein Pferd braucht Sie nur mal ungünstig treffen und dann haben Sie echt ein Problem. Oder vielmehr: Ihre Hinterbliebenen haben eins.
Auch Sie, lieber Herr Bauer, müssen manche Dinge wohl noch lernen. Dabei sollte man bei einem landwirtschaftlichen Beruf doch davon ausgehen, dass man zwei und zwei zusammenzählen kann und es keine gute Idee ist mit dem Traktor ungefähr auf Armeslänge hinter einem Pferd herzufahren. Das gibt im besten Fall nur unschöne Flecken … aber auch lästigen Papierkram, wenn man erklären muss, wo Reiter und Pferd eigentlich hin sind.

Wäre es nicht schön, wenn man einfach Rücksicht nehmen könnte? Ne, sagen Sie jetzt. Das tun wir Reiter ja nicht. Ich kann Ihnen aber versichern – wir sind nicht alle so. Und es tut uns auch leid, wie sich unsere Mitreiter verhalten. Aber das ist auch kein Grund für Sie, liebe Jäger, Förster und Bauern, uns deswegen alle gleich scheiße zu behandeln. Nur weil ein Idiot Ihr Feld zur Rennbahn umfunktioniert hat, heißt das ja nicht, dass wir das alle tun. Entsprechend möchte ich eigentlich ungern einfach angeschrien werden, nur weil ich mich zwischen ihren Feldern auf einem Weg befinde.
Ich möchte auch nicht von fuchtelnden Jägern beschimpft werden, weil ich da bin. Ich mache doch gar nichts. Ich reite dort nur entlang. Und was meinen Sie wohl, wie das Pferd auf Rumgeschrei reagiert? Nicht gut, das kann ich Ihnen flüstern.
Ich möchte außerdem auch nicht mit Rinde beworfen werden, liebe Förster. Mein Pferd hat Ihnen nicht die Bäume angenagt (also mal ernsthaft, Pferde machen ja eine Menge und dumme Reiter draußen auch … aber Bäume annagen tun sie eher nicht – sind ja keine Biber und frei laufen die auch nicht durch den Wald).

Ja, es ist schwer mit manchen Reitern. Das verstehe ich auch. Aber wäre es nicht viel einfacher, wenn man sich einfach neutral begegnet? Kein Wunder, dass viele Reiter eine schlechte Meinung von Jägern, Bauern und Förstern haben. Sie wurden einfach schon zu oft, stellvertretend für ein paar Idioten, die es in jedem Umkreis gibt, angepöbelt. Ich weiß sowieso nicht, was es da zu pöbeln gibt, nur weil jemand da ist. Denn das sind sie oft einfach. Sie reiten eben auch mal durch Wald und Flur. Auf Wegen, auf denen sie das auch dürfen.
Aber was bewirkt das nun? Na, dass die Reiter genau so doof reagieren. Es herrscht draußen im Gelände teilweise ein Kleinkrieg, der anstrengender ist als in „vom Winde verweht“ (und auch schon länger dauert …). Solches (für die Reiter in dem Moment ungerechtfertigte) Verhalten provoziert manche Leute, jetzt erst recht den Weg mal durchs Feld abzurunden, einfach mal durch die Schonung zu reiten, oder ein paar Jungtannen zu streifen. Einfach nur, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen. Ist auch scheiße, keine Frage. Aber so hat man einen Teufelskreis, den keine der Parteien unterbrechen wird.

Sie, liebe Jäger, Förster und Bauern nicht und die Reiter auch nicht. Am Ende gibt es nur noch Theater im gesamten Revier und keiner hat mehr Bock. Überhaupt hat ja eigentlich niemand Lust, sich über etwas zu ärgern. Also ich zum Beispiel, kann mir schönere Sachen vorstellen, die ich so in meiner Freizeit anfangen möchte. Sie wahrscheinlich auch. Ich hoffe es jedenfalls, dass man sich da nicht noch Vergnügen draus zieht (sonst ist schließlich Hopfen und Malz verloren).
Können wir uns also alle Mal locker durch die Hose atmen? Also alle? Wir netten Reiter halten uns einfach weiter an die Regeln und Sie, liebe Jäger, Förster und Bauern pöbeln uns einfach nicht mehr für das Unrecht, das andere tun, an. Ja, mehr noch: Wir Reiter begrüßen das sogar, wenn Sie solche Idioten mal drauf hinweisen, was man so im Gelände darf und was nicht. Denn wir haben denen das auch schon 100 Mal erklärt. Hat aber nichts genützt. Werden Sie ruhig laut. Das stört uns nicht. Wir kommen gerne vorbei und bringen einen Kuchen für Sie, wenn Sie es dafür schaffen, dass diese Deppen nicht quer durch den Wald sprengen und Reiter auf den Wegen zu Tode erschrecken.

Aber bitte … pöbeln Sie doch einfach nicht die Reiter an, die Ihnen gar nichts getan haben. Denn es bleibt ja oft nicht beim pöbeln. Denn wenn Sie ehrlich sind, gefährden Sie manchmal auch Reiter. Sei es aus Unüberlegtheit, sei es aus Kalkül. Muss doch nicht sein. Wir sitzen auf sehr schweren Tieren. Die uns sehr weh tun können. Beachten Sie das einfach nächstes Mal. Nachdem es uns losgeworden ist, macht es nämlich anschließend ihr Feld kaputt, oder ihren Wald. Da hat am Ende niemand was von, vor allem nicht, wenn das Pferd nachher Sie noch umbügelt.

Also Deal: Wir reiten artig auf den Wegen und Grüßen … und Sie grüßen einfach auch und jeder geht seiner Wege. Und wenn Sie Reiter sehen, die sich idiotisch verhalten, dann denken Sie dran: Wir sind nicht alle scheiße. Nur ein Teil davon. Und wir finden das auch genauso kacke wie Sie.

Foto: Waren schon viel zu lange nicht mehr draußen. Dämlicher Winter, immer ist es dunkel.