Momentan ist bei uns im Stall Baustelle. Eigentlich sollte man ja meinen, dass das nervt. Aber das tut es nicht. Ganz und gar nicht. Denn es ist das beste Schrecktraining, was man sich wünschen kann. Man muss ja nicht mal anwesend sein! Macht richtig Spaß. Mittlerweile habe ich einen Panzer. Ach, was sag ich, einen galoppierenden Panzer. Dinge, die irgendwo, ganz spontan Krach machen, die sind total öde. Pfff … was interessiert mich ein Kran? Ein Betonmischer. Gib mir Heu und halt den Mund – ich muss gucken.

Denn genau das tut die Gruppe. Es wird also ein Haus abgerissen und ein neues gebaut. Das Haus ist so ungefähr drei Meter von der nahen Weide entfernt, auf der die Pferde während des Abrisses bleiben. Weil: So laut. Lieber sollen die gucken, als hinten auf der Weide Angst zu bekommen. Ergo steht die Gruppe (damals noch drei) und mümmelt ihr Heu. In der ersten Reihe. Fehlen nur noch die 3D-Brillen. Ein bisschen erwartungsvoll sind sie alle. Mozart wie immer vorneweg. Wenn es was zu gucken gibt, ist er ja immer der erste. Daneben die uralte Lady, von der wir uns nicht ganz sicher sind, wie viel die eigentlich noch sieht und daneben das Pony. Wie immer nur in einer Mission: Essen. Scheißegal ob gleich die Abrissbirne kommt.

Schon in den letzten Tagen wurde das Dach entfernt und alles rausgerupft, was noch irgendwie gut war – jetzt wird das Ding plattgemacht. Mit Kran und allem Pipapo. So wie das da scheppert und kracht, sollte man ja meinen, dass das Fluchttier Pferd schon längst weg ist. Ist aber einfach zu spannend. Vielleicht sind die auch heimlich Statiker, die die Arbeit überprüfen. Nicht, dass da nachher was unplanmäßig runterkommt, wollen wir ja nicht. Mein Pferd ist natürlich Anführer der Bande. Der hat das Popcorn quasi griffbereit und guckt. Während er frisst. Aber schnell. Nicht, dass er nachher was verpasst.

Auch die nächsten Bauchschritte werden akribisch überwacht. Der ganze Schrott muss weg. Die Pferde stehen am Zaun und vergessen sogar das Fressen. Gehen ab und zu mal ein Stück mit den Bauarbeitern mit (Hallo? Was trägst du da raus? Darfst du das überhaupt?), während da ein Bagger ein Loch gräbt – groß genug um alle drei zu verbuddeln. Natürlich mit Trara. Egal. Nebendran findet die Deutsche Bahn außerdem, dass viel zu viele Leute ja gar nicht mitkommen, wenn deren S-Bahnen einrollen, also bauen die plötzlich auch noch eine akustische Belästigung auf: Ein laut trötendes Warnsignal.

Dass die nicht noch anfangen, Düsenjets auf dem Parkplatz vor der Weide zu starten, ist auch echt alles. Pferde sind allerdings auch total schnell damit, so was zu adaptieren, wenn es in ihren eigenen vier Wänden passiert, sodass die einfach nur interessiert zuschauen. So viel Kino hatten die ihr Lebtag nicht. Durchsuche trotzdem akribisch die Box vom Pferd. Der reagiert bei Stress immer mit Durchfall – schließlich könnte der sich ja trotzdem innerlich stressen. Sehe ihn aber auch nicht vermehrt koppen. Und Durchfall find ich auch nicht.

Die nächsten Bauschritte folgen. Jetzt von der anderen Weide. Da sind die drei etwas empört. So weit weg. Na, dann ignorieren wir halt die Baustelle, wenn die unser Privattheater nicht mehr aufführen. Aber unverschämt ist es schon. Deswegen ist ein neueres Hobby: Reiß dich los und renn in die Baustelle, damit du gucken kannst. Vor allem beim Pony und bei meinem. Die beiden stehen also öfter mal auf Vermessungspfosten, inspizieren neu angelieferten Sand und Steine und fragen sich, was unter den raschelnden Planen noch so steckt. Keiner von denen zuckt oder guckt.
Manchmal bin ich ja wirklich erstaunt, wie entspannt Pferde sein können, wenn um sie herum Chaos und Hektik herrscht, die ihnen als Fluchtpferd eigentlich total unangenehm sein muss. Aber hey … es ist ja bald wieder wie immer.

Komme eines Tages auf die Weide. Da stehen sie alle ganz hinten. Wollen auch gar nicht mitkommen. Frage mich, ob das fiese Gerüst jetzt das Problem ist. Oder der laute Traktor. Nein, nein … es ist nur leere Eisverpackung. In unverschämtem Weiß! Aber die hat eben mal kurz gewackelt! Echt jetzt!

Foto: Sieht aus wie ein Gnom auf dem Foto. Oder ein Gartenzwerg.