Kettenreaktionen können vorkommen im Reiterleben. Meistens kamen die bei mir mit dem Todesstern vor. Fragt aber nicht warum. Irgendwie hatte die so einen Final Destination Touch und wenn am Ende der Stall brennt, dann war die Kettenreaktion garantiert von ihr ausgehend. Jedenfalls in sämtlichen Erzählungen von allen Anwesenden. Es fing immer mit dem Todesstern an. Am Anfang war das Wort … pardon, der Todesstern.
Ein Beispiel gefällig?

Springstunde. Ich galoppiere auf Sprung zu, Todesstern wirft Anker, ich fliege bis zum nächsten Buchstaben, Kopf in Helm gegen Bande, Pony hinter uns rastet aus, Pony durchbricht Schallgrenze und Hallentor und weg. Und was erzählt man sich am Ende? Der Todesstern hat das Hallentor kaputt gemacht.
Dabei stimmt das gar nicht. Die hatte es nur drauf, andere in komische Situationen zu bringen. Sie war immer das kleine Rädchen das den Final Destination mäßigen Run ausgelöst hat, der SEHR viele Leute gleich effektiv mitbeschäftigt. Und das ist ja nicht mal die längste Kettenreaktion, die sie in Gang gesetzt hat.

Kind kommt mit Todesstern die Stallgasse hoch – ich: “Das ist nicht die Moppeline, das ist der Todesstern!” – Pferd schaltet, dass keine Kette drauf ist und ein Kind dran hängt – Todesstern rast los – Gegenverkehr bringt sich in Deckung und öffnet dadurch das Tor zur nächsten Stallgasse – Todesstern vorne rein, hinten wieder raus, steht plötzlich auf der Jährlingsweide – Pferd aus dem Gegenverkehr kommt hinterhergerannt, scheppert durch den Zaun und weg. Ein Jahr später eine Verkaufsanzeige: Hannoveraner-Mix-Fohlen abzugeben. Ähm … das wollen sie doch jetzt nicht wirklich auch dem Todesstern ankreiden? Immerhin ist die weiblich …

War zumindest eine lange Kettenreaktion. Mit interessantem Ausgang. Ich war auch oft für das Versagen anderer Leute zuständig. Also mit Todesstern. Ich weiß nicht genau warum, denn manchmal waren wir auch nur anwesend. So gab es dann diese Kettenreaktion:
Alljährliches Westernturnier, mal wieder ein paar Reiter zu doof zum Lesen, eiern auf dem einzigen Platz rum, der für die Stallinsassen ist. Ich stehe dort, weil ich mir noch die Bügel einstelle. Um mich herum drei bunte Pferde. Platz ist staubig. Todesstern hustet – eins der bunten Pferde rennt davon, knallt gegen die Außenbegrenzung und die Besitzerin verfängt sich im Gebüsch – Hut geht flöten und ist nun dreckig. Wer denkt, dass das jetzt das Ende der Kettenreaktion war, der irrt. Böse schimpfend geht sie nämlich von Platz, reitet ihre Prüfung kommt wieder und pflaumt mich an, weil sie schlecht war. Denn der Hut! Der Hut ist dreckig!
Wusste ja schon immer, dass reiterliches Können von der Sauberkeit des Hutes abhängt. Das ist aber auch noch nicht das Ende. Das Ende ist nämlich, dass das Pferd sich beim anschließenden Verladen im Innenhof auch noch verletzt. Das bin ich auch Schuld. Höre ich laut zeternd über die Mauer. “Die bescheuerte Dunkelbraune, die hat den total Kirre gemacht!” Hallo? Die hat gehustet! Noch nicht mal Todessternprogramm.

Und ganz manchmal selten … da wollte sie genau das erreichen. Wir erinnern uns: Die steht nur auf einer Seite des Putzplatzes lieb. Auf der anderen ist sie im Monstermodus. Drüben ist kein Platz, es sind zig Pferde angebunden, schönes Wetter, alle wollen raus. Ich auch. Ich muss gegenüber anbinden, aber der Todesstern ist heute so gechillt, da kann man das doch mal machen. Haha!
Ich zur Sattelkammer (drei Meter, aber um die Ecke) – Todesstern springt rückwärts, Schnalle bricht, sie rennt drei Meter rückwärts, kickt dann wütend, weil ihr die stehenden anderen Pferde zu nahe kommen, zwei weitere Pferde schrotten die Anbinder und die Hottentottenherde rennt los zum Tor raus und bleibt da auch. Dann bleibt doch auch wirklich da! Entnervte Reiter überlegen sich, ihre Pferde in die Natur zu überlassen. Weniger Sorgen hätte man dann manchmal schon …

Foto: Guckt voll unschuldig. Aber hat auch schon so Kettenreaktionen angezettelt. Da ging es um Stiefmütterchen, Sättel und einen Besuch im Blumenladen …