Na? Habt ihr euch auch mal gefragt, was für merkwürdige Gestalten so im Stall und bei Facebook herumwuseln? Ich habe da was für euch. Einen minutiös ausgeführten Katalog der Reitersleute, damit ihr auch bloß wisst, was ihr da für Freunde habt. Und mit welchen von denen man besser nicht ins Gelände geht. Oder aufs Turnier. Oder überhaupt vor die Tür … denn manchmal sind wir ja alle ein bisschen merkwürdig.

1. Der Hasardeur
Der, der immer noch ein bisschen schneller will (aber nie ein Rennpferd kauft … ich frage mich wieso …). Hat meist ein Halbblut, oder einen Trakehner mit viel Blut, oder gar einen Araber. Und er ist der schnellste im Gelände. Und in der Halle. Beim Springen auch. Nach einem schnellen Galöppchen macht er nur so was Grenzdebiles wie: „Hui.“

2. Die Chaotin
Findet normale Pferde langweilig und hat einen Faible für Arschlochpferde. Hauptsache es buckelt oder steigt, zickt oder tritt … sonst langweilt sich die Chaotin so richtig. Wird gerne dazugerufen, wenn das absolute Chaospferd in den Stall einzieht, das irgendwie zum Reiten genötigt werden muss. Insgeheim hat die Chaotin doch manchmal Schiss, aber sie mag ihren Ruf einfach zu gern, deswegen setzt sie sich doch wieder auf jedes Pferd.

3. Der Geländeschlumpf
Sieht vor allem im Winter aus wie der namensgebende Schlumpf. Weil er grundsätzlich nicht auf die heilende Wirkung des Geländes verzichten will, geht er eben auch immer raus. Immer. Er hat 3000 Klamotten, die ihm genau das ermöglichen und zur Not zieht er die alle übereinander. In der Halle ist er nur dann zu sehen, wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen oder draußen ein Hurricane tobt.

4. Der Hallenhalmat
Der Hallenhalmat wohnt in der Halle, wie sein Name schon sagt. Immer. Zu jeder Uhrzeit. Der reitet auch nicht nur ein Pferd, nene … manchmal macht er Beritt, manchmal Urlaubsvertretung, oder er hat mindestens drei Pferde. Jedenfalls fehlt im Hallenbild etwas, wenn er nicht da ist. Und reitet er nicht, steht er in der Halle herum. Aus Gründen, die nur ihm sich offenbaren. Falls es Nacht ist, zieht der Hallenhalmat der Legende nach auf eine Pritsche um, um morgens gleich der Erste in der Halle zu sein. Juchhu!

5. Der Rentner
Der hat vor allem eins: Viel Zeit. Sein Pferd ist auch Rentner (dabei ist egal, wie alt das ist). Er macht alles gemütlich. Sonntags wird aber ausgeritten, darauf legt er Wert. Bei Sturm geht er mit dem Geländeschlumpf raus, weil sonst ja keiner mitwill. Mütter vertrauen ihm schissige Geländekinder an, weil der eh nie heizt. Ansonsten ist er gerne im Stübchen. Manchmal möchte er dem Junggemüse aber auch zeigen, wie man früher mal geritten ist, dann reitet er durch die Halle. Gemütlich natürlich. Sein absolut wohlerzogenes Pferd steht übrigens wie die Berliner Mauer. Immer!

6. Die Alleswisserin
Sie weiß, welches Pferd gestern nacht gehustet hat, obwohl sie gar nicht im Stall war. Die Alleswisserin hat ein Netz aus Spionen, die ihr alles zutragen. Auch, dass die Reitbeteiligung von der Felina gestern einmal galoppiert ist, obwohl sie das nicht sollte. Und die Alleswisserin gibt ihre Infos immer Preis. Das Stallleben wäre langweiliger ohne sie. Aber auch deutlich entspannter.

7. Der Crack
Jeder Stall hat einen Crack. Beste aller Klassen, Geschenk an die Menschheit. Die sind aber auch gut. Man kann ihnen nicht mal böse sein, denn sie haben es verdient. Angeben tun sie auch nicht, weswegen man halt einfach neidvoll auf sie schauen muss um zu sagen: Wieso bin ich nicht so gut? Das ist unfair.

8. Die Heulsuse
Ist immer unglücklich. Das Pferd guckt bös, das Nachbarpferd hat auch bös geguckt und dann hat auch noch die Reitlehrerin geschimpft. Die Heulsuse ist meist schon lange volljährig aber sie heult halt trotzdem herum. Manchmal aus Empathie (Pferd gestorben – wer heult mit?), manchmal unnötig (Jemand hat eine Bremse totgeschlagen). Sie ist leider anstrengend, weil sie auch in der Halle gerne rumheult. Und sie braucht das auch … da ist nichts mit Trösten.

9. Die Nichtreiterin
… ist zu 99,99% eine Frau. Fragt mich nicht, warum das Phänomen so selten bei Männern vorkommt, aber ich habe bisher nur Frauen getroffen, die sich selbst zur Nichtreiterin machen. Denn: Das Pferd hat was. Das Wetter ist schlecht. Der Mond steht ungünstig. Die Nichtreiterin hat ein Pferd und sitzt alle hundert Jahre mal drauf. Warum? Weiß man nicht. Also klar, sie erzählt natürlich all die Gründe, aber im Endeffekt sind die ja nicht echt. Dafür ist sie permanent im Stall. Fast mehr als der Hallenhalmat.

Foto: Das Mopsgetier.