Früher haben wir ja schon als Kinder trotzig aufgestampft und haben so was gesabbelt wie: „Ich werde nie wie meine Eltern!“ und: „Ich mache alles ganz anders!“.
Für Reiter gilt das in besonderem Maße, mehr für Reiter, die als Kinder angefangen haben, aber auch für ältere Neupferdebesitzer, die sich nun endlich den Traum verwirklichen. Sobald das eigene Pferd da ist, wollen sie alle alles besser machen, als die bösen Leute, die einem früher so begegnet sind.

Wahrscheinlich hat jeder von euch schon mal eine Reitbeteiligung gehabt. Und die aus den sinnlosesten Gründen verloren, wie: „Du hast nicht Gesundheit gesagt, als ich genießt habe!“. Irgendetwas Krudes eben. Nun erinnern wir uns mal zurück, was mit unseren Reitbeteiligungen war, an unserem eigenen Pferd. Selbst wenn der eigentliche Grund nicht genannt wurde, vorgeschoben wurde etwas total Sinnloses. Ja, ja, denkt mal scharf nach. Ich wette, der ein oder andere erwischt sich.

Was haben wir uns aufgeregt, wenn der Pferdebesitzer uns nicht rechtzeitig über wichtige Dinge informiert hat. Na? Wer schreibt grad noch schnell seiner Reitbeteiligung bei WhatsApp, dass morgen mit Reiten Essig ist, obwohl man es schon länger wusste? Aha.

Auch im Umgang haben wir uns geschworen, nie so zu werden wie DIE. DIE sind natürlich die Bösen. Die, die nur schnell schnell in den Stall rennen, weil sie einfach keine Zeit haben. Wie kann man denn für ein Pferd keine Zeit haben? Ein Pferd zu haben ist schließlich das Größte auf Erden. Und heute? Heute streuen wir auch nur mal schnell über, wir hatten drei Überstunden und müssen eigentlich zu einem Arzttermin, den wir schon dreimal verschoben haben. Nase streicheln und weg.

Dann haben DIE (die Bösen) auch manchmal gar keine Geduld mit dem Pferd gehabt. Dabei ist so ein Pferd doch ganz was super Tolles und man muss es immer liebhaben. Heute wissen wir es besser und können auch mal eine Meinungsverschiedenheit ausdiskutieren. Und zwar ganz ohne den Hintergrund, dass da irgendwie keine Liebe mehr zwischen beiden Parteien sei.

Und dann noch diese Leute, die man nur ganz selten im Stall sah. Die sind ja eigentlich schon Tierquäler. Dauernd kommen die nicht, das Pferd ist quadi Freiwild für alle, die dran rumtüddeln wollen. Dass die Person vielleicht Schichtarbeiter ist, das kommt niemandem in den Sinn. Jetzt werden wir plötzlich kritisch beäugt, wenn man uns mal zu normalen Zeiten im Stall sieht. Ach, auch mal wieder da?

Außerdem … Reitbeteiligung … Pff! Wenn ich ein Pferd hole, dann hab ich es natürlich für mich alleine. Das ist doch der Sinn von so einem Pferd, das mir gehört. Da darf NIEMAND dran! Und die, die eine Reitbeteiligung, oder sogar zwei haben, die hätten sich besser gar kein Pferd geholt. Heute sitzen wir mal nach der Arbeit gemütlich in der Eisdiele mit der Freundin, weil wir heute ENDLICH mal pferdefrei haben und nicht erst um 7, dreckig und erforen Zuhause eintrudeln.

Früher waren wir auch gar nicht vom Pferd runter zu bewegen. Mehr, mehr. Gebt mir mehr Pferde. Ich reite sie alle. Wie können die Leute in den Stall kommen und dann gar nichts mit ihrem Pferd machen? Das ist doch unvorstellbar. So werde ich nie! Ich will schließlich immer reiten. Heute dagegen, da gucken wir unser Pferd manchmal an und denken dasselbe: „Ach … neee. Viel zu warm. Bleib du mal bei deinen Kumpels, wir machen morgen was.“

Da muss man wohl erkennen, die Leute, über die man früher gesagt hat, dass man nie so werden will, die waren gar nicht schlimm. Die hatten einfach nur ein anderes Leben als man selbst. Und wenn man sich in ihrer Situation wiederfindet, dann entscheidet man sich plötzlich verblüffend ähnlich.

Foto: Darf auch grad mit seiner Reitbeteiligung rumpimmeln, damit Frauchen auf dem Sofa liegen kann um Awesome Games Done Quick zu gucken.