Manchmal muss man das wirklich dazu sagen, wenn man mit Leuten spricht, gerade wenn es um das eigene Pferd geht und man zum Beispiel eine Reitbeteiligung an seinem Pferd vergeben möchte. Oder gar vermeiden will, dass irgendwer zu Schaden kommt. Denn ich habe so ein Pferd, das totaaaaal lieb guckt und sich vor nichts erschreckt. Was automatisch im Umkehrschluss wohl irgendwie heißt, dass der gar nichts tun kann. Ich gebe zu, er ist auch sehr limitiert in dem, was er tun möchte, denn da gibt es nur die Explosion, aber sonst eigentlich nichts. Die hat es dafür aber in sich. Nur Leute wollen das nicht hören. Warum auch? Der ist doch lieb.

Ich weiß gar nicht, wie oft ich meinen Reitbeteiligungen, die ich in meinem Leben so an diesem Pferd hatte, gesagt habe, dass dieses Pferd NICHT am Sattelplatz gesattelt wird. Und schon mal gar nicht im Stehen, nur im Gehen. Die halten mich ja immer für bescheuert, weil das sicher auch 20 Mal im Stehen gutgeht. Nur beim 21. Mal rastet er aus. Und ich habe keine Reitbeteiligung mehr, weil die plötzlich SO Angst vor dem Pferd hat, dass sie sich da nie wieder drauf setzt.

Auch sonst meine ich Dinge im Umgang mit meinen Zöglingen sehr ernst. Ganz schlimm ist das im Rennstall, wenn man nen Jockey da hat. Manche fragen dich, weil sie wirklich wissen wollen, was da Phase ist, andere wollen von dir als Mädel nichts hören. Und wenn ich: „Gib acht bei den Blumen hinten“, sage und dann vom Stall aus sehe, wie Pferd und Reiter ein Katapult nachahmen (wobei der Jockey die Kugel ist), dann weiß ich ganz genau, der hat das kein bisschen Ernst genommen. Und wenn ich sage: „Pass am Übergang auf, der springt“, dann heißt das nicht, dass man ausgerechnet da gar nichts tut und sich mit Pferd auf die Nase legt, weil das Pferd genau das getan hat, was ich vorhergesagt habe. Warum sollte es auch was anderes tun, das tut es jeden verdammten Tag!

Beim Todesstern musste ich auch ein wandelnder Warnkatalog sein. „Mach die Kette unters Kinn“, heißt nicht, dass es eine Option wäre, genau das nicht zu tun. Da sitzt man dann in der Reithalle und hört schon den Hufschlag des galoppierenden Grauens, noch bevor man kurz was Schwarzes vorbeihuschen sieht. Das ist dann weg. Richtung Weide. Was ist denn nur so schwer daran zu verstehen? Habe ich genuschelt? Oder meinen die Leute einfach nur, sie wüssten es besser, obwohl sie das Pferd nicht kennen?

Auch beliebt: Das Assipony. „Nicht am Teich langgehen, der springt da rein.“ Wie oft der ständig mit irgendwelchen Menschen in den Teich gehupft ist … faszinierend. Und das war eigentlich im ganzen Stall bekannt, die hätten also nicht nur mich fragen brauchen.

Noch schlimmer sind die Leute, die dann gegen deinen Rat dem Fragesteller Anweisungen geben. So was wie: „Ach, das muss man gar nicht, die übertreibt.“ Solche Leute mischen sich zum Beispiel gerne ein, wenn ein Ausbrecherkönig im Spiel ist. Nein, da muss man nicht alle Türen noch mit dem Haken zumachen, das ist doch nur Palaver. Und der arme Ausbrecherbesitzer hat am nächsten Tag den Tierarzt da, weil das verfettete Pony nachts die Futterkammer geplündert hat. Aber klar, der Haken ist nur für Weicheier.

Oder wenn jemand nach Hilfe fragt, dabei aber die Anweisung hat, etwas genau SO zu machen. So wie meine Reitbeteiligungen zum Beispiel, die nicht im Stehen satteln sollten. Die bringen sich dann Freunde mit und die meinen dann: Das muss das Pferd können. Bei der letzten Aktion in die Richtung häts beinahe den Zaun zerlegt. Einen Holzzaun. Muss so etwas sein?

Ich frage immer, bevor ich auf ein fremdes Pferd steige. Muss ich was beachten? Gibt es da irgendwas, das dieses Pferd nicht abkann? Primär, weil ich gar keine Lust habe runterzufallen. Aber ich will ja auch nicht, dass sich das Pferd aufgrund meines Unwissens tut. In einem Rennstall waren die Leute völlig damit überfordert, dass ich (weil erster Tag) zu jedem Pferd gefragt habe. „Haste Schiss?“, war dann deren Frage. Nö … aber nicht mein Pferd, nicht meine Regeln.

Foto: Uns ist warm, wir bleiben unter den Bäumen.