Reiter sind Heuchler. Muss man einfach so drastisch sagen, denn ich will mich auch nicht davon ausnehmen. Denn definitiv, irgendwann kriegt der Reiter mal einen Rappel, klagt sein Leid über geschlachtete Pferde oder sonstwelche arme Tiere, verwünscht irgendwelche Leute in Rumänien, die ihr Pferd totgeprügelt haben, während er bei McDonalds sitzt und seinen Big Mac frisst.
Der Reiter ist ein selektiver Tierliebhaber und das braucht er nicht abstreiten. Sind wir alle, kulturell geprägt, einfach so. Wir essen Schweinchen, streicheln Katzen. Wir reiten Pferde aber futtern Kühe. Wo die herkommen, wie sie gelebt haben, wie sie heißen, das wissen wir nicht. Aber wehe, Pony Peter geht zum Metzger. Der hat einen Namen, der hat vier Beine … Moment … hat die Kuh das nicht auch? Ach, egal, die kannte man nicht. Gut, den Peter jetzt auch nicht, aber hey, der hat niedlich auf dem Foto im Facebook Post geguckt.

Ja, so läuft das. Reiter finde ich bei Tierschutzthemen oftmals ganz ätzend. Weil sie so krass heucheln. Betrifft es Pferde, ist es schlimm. Betrifft es ein Tier, das sonst regelmäßig in die Nahrungskette wandert … nicht schlimm.
Pony Peter will leben? Super, 30.000 Klicks! Kalb Kurt will leben? Ja, aber das ist doch lecker. Vielleicht noch ein bisschen Ohhhh, aber trotzdem die Leberwurst einpacken.
Das verstehe ich nicht. Ich mache einfach bei beiden nicht mehr “Ohhhh, das arme Tier.” Wir leben leider in einer Welt, in der das so ist. Und da ich kein Veganer bin, kann ich auch nicht anfangen rumzuheucheln. Deswegen wird man bei mir auch eher selten solche Rettungsposts sehen. Weder für Kälbchen, noch für Fohlen. Ich bin Fleischesser und versuche wenigstens so ehrlich zu sein, dass ich halt beide Dinge hinnehme.

Ich setze mich nicht für Schlachtfohlen ein und esse dann meinen Bigmac. Es sind auch Tiere, die zur Nahrungskette des Menschen zugeführt werden. Ich setze mich auch nicht für Schlachtkälbchen und Schlachtfohlen gleichermaßen ein und esse dann meinen Big Mac. Das ist heuchlerisch. Den Big Mac möchte ich nämlich am Ende trotzdem essen. Dementsprechend sollte ich mich auch anfangen, so zu verhalten, dass es nicht peinlich wird. Ich stehe zu meinem Fleischkonsum. Das ist eben so. Ich könnte persönlich nicht ohne. Ich bewundere jeden, der es kann, ich aber nicht.

Ehrlich gesagt, setze ich mich dann lieber für lebende Tiere ein. Wo man wirklich etwas ändern kann. Denn Pony Peter und Kälbchen Kurt landen am Ende doch in der Wurst, wenn ihr Eigentümer es so will. Vielleicht ändern sich aber zumindest für Kurts Mutter die Haltungsbedingungen, wenn Leute auf Missstände aufmerksam machen, auf ihre Lebensmittel besser achten, oder auch Aufklärung betrieben wird (statt militanter Tierschutz mit: Wir lassen alle Kühe frei).

Wir leben nun einmal in einer Konsumgesellschaft, wo nicht jeder morgen aufhört Fleisch zu essen, Tiere um ihrer “Produkte” Willen zu töten und alle frei auf der Wiese herumlaufen. Das ist Wunschdenken, das geht nicht einfach so.
Was aber definitiv geht, ist ehrlich zu sich selber und anderen Leuten zu sein. Und nicht die zehnte: Rettet die Schlachtfohlen Petition zu teilen, während die Schlachtkälbchen eben geschlachtet werden, ganz ohne dass jemand eine Petition dazu geschrieben wurde. Und dann wird abends schön gegrillt. Aber die Petition hat bestimmt geholfen!

So ist das Thema Pferdefleisch unter Reitern auch total heikel. Denn die eine Hälfte schimpft mit denen, die es essen, ein Teil ist Veganer und der Rest sagt wenigstens ehrlich: “Ich hoffe, du isst sonst auch kein Fleisch, wenn du dich jetzt so aufregst?”
Denn die Pferdefleischdiskussion ist mühselig. So ist der Pferdeschlachter auch immer noch ein böser Mann, Schlachter für andere Tiere sind aber okay. Vor dem Rossschlachter muss man retten, bei dem anderen einkaufen. Ne … die Logik verstehe ich nicht.
Entweder ganz oder gar nicht. Aber nicht dieses selektive Getue. Das ist doch albern.

Foto: Du willst mich mit reinnehmen? Du kannst mich mal.