Nein, die Rede ist nicht vom Pferd, auch nicht vom Glied – es ist schlichtweg von Verletzungen die Rede. Wenn man als Reiter mal eben schnell sagt (oder zeigt): “Boah, guck mal, ein blauer Fleck vom Pferd”, dann trumpfen mindestens 10 Reiter mit einem größeren blauen Fleck auf und der Elfte kommt mit dem Bild einer Herz-OP am offenen Herzen um die Ecke. Gefühlt natürlich nur. Reiter machen gerne Fotos von ihren Verletzungen, denn nur die Harten kommen in den Garten und wer nicht mal wenigstens ordentlich (innerlich gilt auch) geblutet hat, der ist doch eine Pussy.

Das ist so ein bisschen die Reiterart zu kompensieren, dass Reiten echt gefährlich ist und mit dem Tod enden kann. Es endet zwar grundsätzlich alles mit dem Tod, aber, das wissen wir auch: Reiten ist noch einen Ticken gefährlicher als viele andere Sportarten. Das hat mit dem sehr großen, sehr fetten Tier zu tun, das sich unter unserem Sattel befindet. Wenn man ständig darüber nachdenkt, dass dieses Tier einen töten könnte, selbst wenn es das nicht will, dann kommt man nicht mehr viel zum Reiten – sondern nur dazu, sich zu fürchten. Also besser gar nicht erst drüber nachdenken. Tut man sowieso erst, wenn man plötzlich auf dem Rücken liegt, wie ein Maikäfer, keine Luft mehr bekommt und sich außerdem denkt: Hm, den Arm kann ich doch eigentlich so gar nicht knicken … das sieht aber merkwürdig aus.

Erst danach fängt man an darüber nachzudenken, dass Reiten wohl gefährlich sein könnte. Aber wann immer es halbwegs glimpflich ausgeht (alles noch dran, wenn auch nicht mehr im evolutionären Rahmen) und das Hirn auch nicht zu sehr durchgeschüttelt wurde – ja, dann muss ein Beweisfoto her. Ich ärgere mich heute noch, dass ich kein Foto von meinem Hintern, mit dem ich die Rails zerschlagen habe, besitze. Das war noch aus der Zeit ohne Smartphones. Das muss so lustig ausgesehen haben. Oder von meinem Fuß, als da ne Stute draufstand. Holdrio, der war dick. Kann also nie mitmachen, wenn mal wieder der operative und obligatorische Schwanzvergleich gepostet wird.

Warum wir das machen? Damit wir keine Angst haben. Wird dann heruntergespielt “Guck mal, soooo wild sah das aus”, aber am Ende ist alles gut geworden. Dabei sind Reiter konstant wie Frauen im Geburtsmodus. Körper schüttet Hormone aus, die einem im Nachhinein suggerieren, dass es doch gar nicht so schlimm war. Guter Witz, war dann eigentlich doch sehr schlimm, wenn man sich dann zurückerinnert. Also mein Rücken und mein Hintern waren im Nachhinein wirklich nicht lange schlimm. Aber mein Knie? Holla … diese dämlichen Krücken … und wenn man sich nicht mal die Socken anziehen kann (und wenn man es versucht, tut es so weh, dass man es lässt und nach Mama plärrt).

Aber hey! Morgen schwingen wir uns wieder aufs Pferd, weil wir harte Hunde sind und einfach die weltbesten Verdränger. Wir reiten immer weiter. Nicht, dass wir noch werden wie die Fußballmimis! Das wäre ja peinlich. Und ein bisschen sind wir ja auch stolz drauf, dass wir so hart im Nehmen sind. Da muss man dann auch mal vergleichen dürfen: Wer hat den dicksten Fuß? Die ekligste Bisswunde? Wir haben alles dokumentiert!

Foto: Von ihm könnte ich fiese Bilder anbieten.