Wenn man den meisten Reitern Glauben schenken darf, ist es nur wichtig, wie viele Lampen kaputtgehen, wenn es durch die Halle trabt. Es ist zwar von Vorteil wenn das Pferd lackschwarz ist, es kann aber auch ein hässlicher grottenolm in quietschrosa sein, Hauptsache die Gänge stimmen. Daher betrachten wir uns heute mal einen Querschnitt durch die verschiedenen Gangarten … und was man damit anfangen kann.

Die Typen der Gangart: Schritt

Der Schulpferdeschluff
Schulpferdeschluff kann jedes Pferd an einem heißen Tag, oder aber wenn es null Motivation hat. Schulpferdeschluff wird mit Vorliebe auf Sand praktiziert, das Pferd hebt dabei streng genommen keinen der Hufe sondern spielt Spitzentänzer. Nur eben ohne Elan, Ausdruck und andere Dinge, die das Wort Tanz suggerieren.

Ist-das-noch-Schritt?
Übrigereifrige Pferde zeigen eine Art Schrab. Oder Fangen spontan an zu passen, wenn sie eigentlich Schritt gehen sollen. Die ist-das-noch-Schritt? Fraktion muss unbedingt mit Fahrleinen geritten werden, jedenfalls im Schritt, weil jeder Kontakt mit dem Zügel automatisch zu irgendetwas führt – nur niemals zum Schritt.

Der Streber
Wer kann, der kann! Der Streber zeigt einen so fleißigen Schritt, dass man oben drauf sich keine Tasse Tee einschenken kann, denn es schaukelt, wie bei Omma auf dem Schaukelstuhl. Und dann sehen die Sreber auch immer noch so eklig fröhlich aus dabei. Allerdings hassen es Streber, wenn andere Pferde schneller im Schritt sind und verfallen dann gerne beleidigt in Schulpferdeschluff

Die Typen der Gangart Trab:

Das Paddelboot
Das Paddelboot braucht mehrere Hufschläge weil seine Beine nach außen paddeln. Es braucht auch Gamaschen, weil es sonst ständig Schrammen hat. Und es kann nicht einfach so Pferde überholen, weil es denen sonst ein Bein stellt. Gemeinerweise muss das Paddelboot auch immer hinten in die Abteilung und hat durch das Gepaddel gar nicht die Energie um mit den anderen mitzuhalten. Egal wie sehr es sich anstrengt. Aber es war stets bemüht.

Der Lampenaustreter
Er muss nicht korrekt gehen, er muss nur ordentlich strampeln. Nur vorne, hinten nimmt er gerne mal nicht mit, wenn man ihn nicht immer wieder daran erinnert, dass er vier und nicht zwei Beine hat. Sitzen kann das auch keiner, also wird sich drangeklammert und gelächelt. Aber es klatscht garantiert einer!

Die Nähmaschine
Die Nähmaschine hat einen gleichbleibend unsitzbar schnellen Trab und hat gerne kurze Beine. Falls nicht, ist es trotzdem ein flacher, doofer Trab und jeder Versuch, Struktur hineinzubringen, wird vom Pferd vereitelt, dass seinen Nähmaschinentrab sehr gerne hat. Übrigens können Nähmaschinen NICHT davon gebremst werden, dass man denen so etwas Profanes wie Trabstangen dahinlegt. Ihr Narren!

Das Trampolin
Das Trampolin ist schwungvoll und auch irgendwie aus Gummi. Da schwingt alles und jeder Reiter wird seekrank. Kann er den aber sitzen, sitzt er alles. Das Trampolin ist immer gleichbleibend schwungvoll, wird nie schneller und ist ideal für Longenstunden. Zumindest für die Reitlehrerin – die Schüler flüchten, wenn sie das Trampolin sehen.

Die Typen der Gangart: Galopp

Der Blumenwalzer
EIn Galopp wie ein Walzer von Tschaikowski, so butterweich zu sitzen. Lenken ist allerdings nur auf großen Bahnen möglich, denn Walzer kommt ja auch von Plattwalzen, so macht der Blumenwalzer der Reihe nach Stangen, Sprünge, Kinder, Igel oder Bahnbegrenzungen platt. Aber er ist so verdammt bequem!

Der Galopper
… ist in Wahrheit selten ein waschechter Galopper, er hält sich nur dafür. Ergo rastet er völlig aus, wenn es ums galoppieren geht und er führt im Kopf eine Liste mit Bahnrekorden in winzig kleinen Reithallen oder auf Longierzirkeln. Er kreist dabei wie ein Motorrad in der Kurve und unterscheidet nicht in Außengalopp, Kreuzgalopp oder Handgalopp, der macht alles drei hintereinander in unverändertem Tempo.

Das-muss-ich-mir-noch-überlegen
Diese Gattung überlegt sich wirklich alles dreimal. Auch wenn der Reiter schon eine deutliche Ansage getroffen hat. Sobald das Bein auch nur eine winzige milisekunde zu spät treibt, ist der Das-muss-ich-mir-noch-überlegen, schon im Trab, den er konstant zeigt. Außerdem kann er sehr hübsch sehr schnell traben, aber möchte deswegen trotzdem nicht einen Gang höher schalten.

Foto: Streber, Nähmaschine und Blumenwalzer in einer Person