Frühling. Jeder liebt ihn! Allein das Wort ist ja zum Kotzen grün. Aber nein – eigentlich macht Frühling gar keinen Spaß. Jedenfalls nicht, wenn man Reiter ist. Denn für Reiter sieht der Frühling nicht nur grün aus, sondern auch haarig. Und oft auch matschig. Und den verdammten Hallenboden guckt er sich plötzlich auch mal wieder von Nahem an. Ja, so sieht Frühling für Reiter aus: Düster!

Draußen summen die ersten Bienen und die Bäume werden grün. Drinnen kommt man nur seinem Pferd einmal zu nahe und sieht aus, als hätte man eine heiße Affäre mit Alf gehabt. Haare. Wahlweise auch in Yetiromanze erhältlich, falls ein Schimmel im Stall steht. Ansonsten eben Alf. Oder Garfield. Die Haare sind überall und ich will gar nicht wissen, was bei einem Reiter, der im Frühling stirbt, bei einer Autopsie herauskommen würde, WO diese Haare überall sind. Wahrscheinlich Herzstillstand durch Pferdehaare im Blut. Oder Lungenkollaps weil Haare die Lunge perforiert haben.
Pferde werden dazu noch grässlich anhänglich, denn sie versuchen sich, wo sie stehen und gehen, zu kratzen. Am liebsten am Reiter, der ist nämlich da. Da der aber kein Holzpfosten ist, wird geschimpft. Streit und Ärger in der Partnerschaft Mensch + Pferd daher vorprogrammiert.

Das Viehzeugs ist auch da. Neben den Haaren versteht sich. Plötzlich kann man nicht mehr in der Box einatmen, ohne Pferde und sämtliche Insekten, die ein Pferdestall beinhaltet, zu inhalieren. Hustende und würgende Reiter sind an allen Ecken zu finden. Und die Pferde mögen das blöde Brummzeugs auch gar nicht. Denn im besten Fall nervt es nur, im schlimmsten Fall sticht es. Und wenn es sticht, dann vergessen Pferde auch sämtliche Erziehungsmaßnahmen ihrer Besitzer und werden sehr böse. SEHR böse. Reiter lernen übrigens auch im Frühling oft, dass man sich zum Hufe auskratzen nicht so weit herunter beugt. Auf die schmerzhafte Tour, das versteht sich von selbst.

Dann haben wir auch prompt das nächste Problem: Auch Pferde haben Frühlingsgefühle. Das äußert sich leider nicht damit, dass sie sich frisch verlieben oder nett Bier am Rheinufer trinken, ne, die drehen spontan am Rad. Und alle sagen so eklige Dinge wie: “Ach, wie süß, der hat Frühlingsgefühle.” Während der Reiter sich am Hilfsriemen festklammert und den Frühling verflucht. Nicht umsonst ist Frühlingszeit auch Unfallzeit, wenn es nach einem langen, kalten Winter wieder ins Gelände geht. Unkontrollierte Galöppchen, nasse, haarige und stinkende Pferde die auf Feldwegen piaffieren – ja, das ist das hässliche Gesicht des Reiterfrühlings.

Und Lust haben Pferde auch nicht wirklich auf den Reiter. Denn jetzt wird die Weide geöffnet. Plötzlich lässt sich die Hälfte der Herde nicht mehr einfangen, denn das grüne Gras ist deutlich verlockender als Frauchen mit ihrem dreckigen Pulli voller Haare und der nervigen Nummer: “Wir müssen jetzt aber mal was für die Bikinifigur bei Pferd und Reiter machen”. Neee, das ist in der Weidezeit, gerade wenn die Weide frisch geöffnet wurde, einfach schwer unattraktiv. Wie soll man da noch arbeiten, wenn das Grünzeugs lockt?

Spontane Frühlingsschauer werden zu Ministürmen und machen alles so richtig matschig, sodass man auch noch sehr viel Matsch auf der Kleidung hat. Neben den Haaren. Schuhe … joa, hat man auch irgendwo. Zwischen den Schlammschichten. Eisen ausziehen ist jedenfalls inklusive. Der Termin beim Schmied übrigens auch.

All das ist dann vergessen, wenn der Reiter selbst durch Wald und Feld reitet, gerade mal kein Schwarm von Kriechtieren ihn umkreist, das Pferd nicht buckelnd und furzend durch die Felder springt und er grad mal keine Haare von den Lippen kratzen muss, sondern sich einfach nur seines Lebens erfreuen kann. Alles riecht frisch, es gibt ganz viele Blüten und das Pferd stratzt durch das junge Moos. Hach, Frühling ist ja so schön. Wenn da nur nicht dieses drumherum wäre …

Foto: Es haart so grässlich.