Es ist Frühling und Reiter wie Pferde Flippen aus. Vor allem kommt da eins: Der Fellwechsel. Der lässt Reiter zu Bill Murray werden, denn in Reitergruppen läuft ab jetzt: „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Glaubt ihr mir nicht? Ist aber die Wirklichkeit – eine erschreckende Wirklichkeit, die Reiter, ähnlich wie die Bahn der Winter, immer total überraschend trifft.
Wenn es Fellwechsel heißt, geben sie nämlich alle ihr Hirn in der Garderobe ab. Die Pferde tun das aber gleich auch.

Frühlingsgefühle beim Pferd sind manchmal wirklich zum Kotzen, bei allen spielen nämlich erst mal die Hormone verrückt. So rossen auch 300 Jahre alte Stuten noch mal schnell den Shettyhengst an, oder aber der 500 Jahre alte Wallach versucht doch noch mal auf die dreijährige Nachbarsstute aufzuspringen, die Eier könnten ja über Nacht wieder drangewachsen sein.
Dazu kommen spontane Bocksprünge beim reiten, bei der Bodenarbeit, kurzum, überall da, wo es nervt. Ist doch Frühling, das ist voll süß!
Findet das Pferd, während der Reiter wie ein Fähnchen im Wind hintendran hängt und gar nichts mehr süß findet, vor allem nicht das blöde Haarmonster, das gerade Lambada an der Hand tanzt.
Auch sonst versuchen Pferde jetzt alles mögliche, um den Frühling zu genießen. Ausbrechen, sich die Haxen kaputt hauen, Hauptsache auf die Weide und nicht unter den Sattel. Falls doch, wird sehr gelitten. Schließlich ist super schönes Wetter, aber nö, Frauchen will ja Kringel reiten.
Da der Todesstern übrigens Gegenteiltag im Frühling spielt, hat die weder Frühlingsgefühle noch Frühlingsbenehmen, sondern nur Frühlingshass und ist plötzlich super zufrieden damit, ein bisschen Hallenhalma zu spielen.

Reiter hingegen haben vor allem eins im Sinn – endlich mal wieder ausreiten. Aber erst, wenn sie endlich die Haare losgeworden sind, die sie sich noch aus der Arschritze rauspulen müssen, denn Pferde fangen regelmäßig im Frühling damit an zu Haaren. So richtig ekelhaft.
Der Bürstenabsatz der vielzitierten Wunderbürsten schießt plötzlich so krass in die Höhe, dass die vielen Bürstenhersteller schon mal den Porsche vorbestellen. Frühlingszeit ist Haarzeit und das zelebrieren die wahrscheinlich schon mit einem rauschenden Fest. Jetzt gerade, während ich die Zeilen verfasse.
Nicht nur, dass natürlich die Bürstenhersteller verdienen, auch die Pferdegörlz wollen jetzt Likes, denn sie machen Enthaarungstutorials. Na, wenigstens enthaaren sie nicht ihre Mu … Katze!
Hui! Mensch, da gibt es ständig so Offenbarungsvideos: SO bekommt man am schnellsten alle Haare raus. Und wir müssen uns die ALLE ansehen. In jeder Gruppe! Auch im Stall mit dem Smartphone kriegt man es ständig vor die Nase gehalten. Dabei ist das auch nur bürsten. Mit einer Bürste.
Und in jeder Gruppe kommt gefühlt 20 Mal die Frage, wie man das Pferd denn jetzt nun am besten enthaaren kann? Wie geht das nur? Hilfe, Hilfe, zeigt her eure Bürsten, ich bin so ratlos, das kommt immer voll überraschend …
Ist das Pferd alibimäßig enthaart, nach 3 verschiedenen Videoanleitungen natürlich (aber bloß nicht mehr anfassen) geht es in die Halle – in die das gute Tier plötzlich nicht mehr hineinwill. Schon mal gar nicht, wenn draußen die Blümchen sprießen und die Vögel zwitschern. Auch wenn es natürlich warm genug ist, falls das Reiterlein noch kein Polohemdchen anhat, möchte es sich nicht die Blöße geben, draußen zu reiten, wo doch jeder sehen kann, dass der blöde Pulli nicht zur Schibbi-Schabbi passt.
Und außerdem ist der Pulli voller Haare. Genau wie die Schibbi-Schabbi, die danach natürlich im Auto zwischengelagert wird, um sie zu waschen und beim nächsten Mal ohne Haare zu präsentieren. Muttern bedankt sich garantiert.

Foto: Fusselt auch. Wie ein kleiner Bär.