Heutzutage gibt es überall Trainer. Die sind ja mittlerweile auf alles mögliche spezialisiert und der klassische Reitlehrer reicht nicht aus. Da muss es einer für die Longenarbeit, einer für Bodenarbeit, einer fürs Verladen und einer fürs Anreiten, einen fürs Satteln und was weiß ich noch. Früher hat einem das ein kompetenter Reitlehrer erklärt. Oder er war eben nicht kompetent, dann musste man sich einen anderen suchen. Gelernt hat der aber mal was. Heutzutage – braucht man nichts lernen.

Das sieht man ständig im Internet. Häufig denke ich, wenn ich irgendwelche Trainerwerbung sehe: “Das ist jetzt eher Anti-Werbung.” Da hat der ominöse Trainer die Hände oder Füße sonst wo (jedenfalls nicht da, wo sie nach sämtlichen gängigen Reitweisen sein sollten) und dann wird damit geworben. Erschreckend genug. Ein Werbebild sollte schon ein gewisses Ideal zeigen. Natürlich sieht nicht jede Trainingseinheit schön aus. Das Schlimme ist nur: Das war dann nicht die Momentaufnahme, das war das ganze Training. Wenn man denen nämlich mal hinterher schnüffelt, findet man dann angeblich tolle Trainingsvideos, etc. wo sich einem die Fußnägel kräuseln. Irgendwo schüsselt jemand durch die Pampa und erzählt uns dann, wie toll das ist, das wäre vor X Jahren mit dem Pferd nicht möglich gewesen. Ach, das konnte nicht geradeaus über einen Kartoffelacker laufen?

Oder konnte der Reiter sich nicht mal in irgendeine Sitzhaltung pressen, die irgendeiner Reitweise entspricht? Den Pferderücken entlastet? Irgendwas? Das hilft? Nein? Oh, man … und warum nennt man sich dann Trainer? Noch gruseliger ist es, dass Leute Pferde dort dann sogar hingeben. Gerne als Beritt. Das ist mir eh unbegreiflich. Gut, man gibt sein Pferd in Beritt, weil man das, was für eine Ausbildung gefordert ist, nicht leisten kann, aber man muss doch erkennen, wenn da ein “Trainer” auf dem Pferd rumschüttelt, als gäbe es da kein Morgen. Mit buckliger Handhaltung und Armen, die schon am Kinn hängen. Oder in einer Sitzprothese dem Pferd im Maul hängen, während das Tier völlig aus dem Takt kommt.

Ja, das sind alles selbsternannte Trainer, die ich mal eben so auf die Schnelle gefunden habe … Ah und eine, die über Lahmheiten einfach hinwegreitet. Sagt sie auch so. Müsse man.
Ich würd nem Trainer ja was husten, wenn der auf meinem lahmenden Pferd sitzt und das dann noch als Lehrstunde auf Facebook hochlädt. Der könnte gar nicht gucken, so schnell würde ich auf seinem Hof stehen.

Referenzen? Haben die Leute nicht. Oder sie sind so dubios wie die eigene Reitlehre. Kein Schüler von X (und wenn doch, dann ist Meister X selbst eine ganz merkwürdige Figur), kein Kurs bei Y, keine Zertifikate, keine Schulungen. Mehr so eine emotionale Geschichte: “Schon als Kind wollte ich Pferde trainieren und jetzt habe ich es zum Beruf gemacht.” Ja, geil. Ich wollte als Kind auch Pferde trainieren. Sieht mich jetzt irgendwer einen auf Trainer machen? Nein? Ah, weil mir vielleicht die Qualifikationen dafür fehlen? Ist ja völlig utopisch zu verlangen, dass die Person, die mir Reitstunden gibt oder gar mein Pferd bereitet, irgendeinen Nachweis erbringen muss, dass sie das besser kann als Lieschen Müller. Und nein, Liebe und Einfühlvermögen, sind keine Qualifikationen – das sind nur grundsätzliche Dinge, die man bei der Korrektur, dem Training oder dem Beritt von Pferden mitbringen sollte. Also Pferdeliebe. Nicht so ne allgemeine Liebe. Die hilft dann auch nix.

Foto: Wurde ein bisschen geduscht.