Kennt ihr auch dieses eine Pferd, das dafür sorgt, dass Reitstunden zu einem unvergessenen Gruppenerlebnis werden, das niemand haben wollte? Das Pferd, das jede Geländetour aufmischt, nach dem Motto: Irgendwas ist ja immer? Super. Das macht doch Spaß, nicht wahr? Wie, nicht? Nein? Na, gut. Das macht natürlich niemandem Spaß, nicht nur demjenigen nicht, der das Pferd reitet, sondern auch dem Rest.
Ich war ja immer so jemand, der genau auf einem solchen Pferd saß. Entweder Springschimmel oder Todesstern. Man wird deutlich weniger auf Ausritte eingeladen. Keiner möchte mit einem Hänger fahren.
Das liegt an so Geschichten wie diesen:

Wir sind zur Springstunde verabredet. Die Reitlehrerin ist bereits da, mit mir sind es noch vier andere Reitschüler. Ich springe heute beide Stunden, aber mit wechselnden Pferden. Springschimmel UND Todesstern. Wenn man schon die Todeskombo wählt, fehlt nur noch der Mortal Kombat Ansager, der brüllt: Finish her. Der Springschimmel ist nämlich nervig, der Todesstern größenwahnsinnig und gemein. Ich fange also mit dem Springschimmel an – der mischt noch schnell im Vorbeigehen den Putzplatz auf, denn er ist ein Trampeltier, das über einen Mistboy stolpert, der eigentlich gar nicht in seinem Weg steht. Da der aber so paddelt … tja. Sind alle auch mal wach. Ist doch auch gut.

Ich werde doll angepschtet, weil die Hälfte der Pferde Laola am Platz macht. War doch keine Absicht.
Ich mache schnell, ich bin zu spät und hieve hastig den Sattel auf das zweitgrößte Pferd im Stall. Übrigens auch das Zweitblödeste. Der Springschimmel findet das doof und stampft mal kurz. Da werde ich schon wieder angepschtet. Warum reite ich heute nur mit Jammerlappen?
Als ich fertig bin geht es in die Halle. Wo der Schimmel plötzlich meint: Hilfe, Hilfe, Sprünge. Er läuft rückwärts, während ich noch gar nichts geschnallt habe. Moment … vorwärts! Hallo! HALLO! Gerte, Springschimmel rennt weiter rückwärts, Mitreiter kommt rein, Schimmel räumt rückwärts den Sprung mit seinem Arsch ab.

Jippie. Es ist Kirmes. Bisschen wie Autoscooter. Alles dötzt durcheinander, nur die scheiß 90er Technomucke fehlt. Oh, Moment, jemand macht in der Nachbarhalle das Radio an. Jetzt passt das Bild auch.
Entsprechend unentspannt ist die Springstunde. Alle Pferde hassen den Schimmel, weil der ein Trampeltier ist und alle nervös macht, außerdem hat der ja den Kippschalter im Kopf. Der hat heute Wackelkontakt, denn es kommt nicht zu einem richtigen Ausraster, dafür aber zu Blödsinn und Unfug im laufenden Betrieb. Offensichtlich mögen die anderen keinen Blödsinn und ich werde schließlich ohne Gruß verabschiedet.
Der Springschimmelbesitzer nimmt sein Pferd entgegen und meint: „War doch gut.“ Ja, wenn der gesprungen ist, wars gut.

Weil die nächste Springstunde nahtlos ansetzt, bekomme ich, als wäre ich ein Star, den Todesstern gebracht. Die findet das aber offensichtlich ganz doof, dass ich nicht geputzt hab und teilt mir auf nette Weise mit, dass sie kein Arbeitsgerät ist und außerdem null Verständnis dafür hat, dass ich Zeitdruck habe. Sie beißt mir in den Fuß, als ich kurz nach den anderen gucke, die in die Halle reiten.
Am Hallentor hat sich der Rest von davor eingefunden. Ich spüre böse Blicke, aber was soll ich machen? Ich kann doch auch nichts für den Springschimmel …

Um es kurz zu machen: Weil ich einen Disput mit meiner Reitlehrerin habe: „Du musst bei K ankommen!“ (Ich bin bei K, das Pferd irgendwo bei X, weil es die Bremse gezogen hat), knalle ich mit dem Kappenschirm gegen die Bande. Das ist sehr laut und schmerzhaft. Als ich keine Sterne mehr tanzen sehe, ist schon wieder heilloses Chaos, weil der Todesstern durch die Halle düst und der Rest entweder vor ihr flüchtet, oder schon auf der Flucht ist, weil das Geräusch zu laut war.

Als wir dann endlich trockenreiten, frage ich fröhlich in die Runde: „So, wer geht denn mit mir jetzt noch ein bisschen um den Pudding zum Trockenreiten?“
Ich höre Grillenzirpen und sehe Leute die Halle fluchtartig verlassen …

Foto: Mit ihm gehen zum Glück alle gerne raus.