Ich möchte heute, dass ihr über etwas nachdenkt. Zum Glück weiß ich, dass die meisten Leute hier cool sind und ich denen dieses Gleichnis gar nicht schreiben müsste. Aber es gibt auch genug, die nicht so ticken. Und für die ist das heute.
Wir mögen ja alle Pferde, ne? Jetzt schreien alle: Jaaaa! Aber uns hat auch sicher mal ein Pferd getreten, gebissen oder sonstwie verletzt, einfach, weil es ne Sau ist. Oder weil ihm übel mitgespielt wurde und wir leider das Ventil waren. Und jetzt, wo wir mal eine schlechte Erfahrung mit Pferden gemacht haben, würden wir ja nicht sagen: Wir hassen Pferde. Oder weil es eine spezielle Rasse war, hassen wir ja jetzt nicht die Rasse. Oder? Ich jedenfalls nicht.

Wir mögen auch Menschen. Nicht alle (so wie wir auch nicht alle Pferde mögen), aber viele. Das sieht man daran, dass wir den Kontakt miteinander suchen, mit Freunden ausgehen, Freunde haben, Beziehungen führen und sonstwie Geborgenheit innerhalb von menschlichen Beziehungen suchen. Es gibt sicherlich auch Menschenhasser, aber mit denen will ich gar nicht schimpfen – das ist immerhin demokratisch (hoffentlich). Und man findet dann alle Menschen kacke. Ungeachtet dessen, was sie gemacht haben, wo sie herkommen oder wie sie aussehen.
Wenn jetzt ein Mensch uns etwas antut, uns beklaut, uns schlägt, oder sonstwas – hassen wir dann jetzt fortan alle Menschen? Eigentlich ja nicht, ne? Also wenn man es logisch betrachtet. Oder hasst man jetzt nur die spezielle Menschenrasse, weil es einer davon war? Eigentlich doch nicht. Schließlich machen wir das bei Pferden doch auch nicht. Aber Halt! Doch, das tun welche. Ist das nicht kurios?

Jetzt stellt euch noch was vor. Ich zum Beispiel mag keine Araber. Pferde – nicht Menschen. Muss man ja dazu sagen. Außerdem ist das irgendwie schwer, pauschal zu sagen, ich mag keine Araber (Pferde wie Menschen – denn ich kenne ja gar nicht alle). So. Ich würde mir aber keinen Araber kaufen, weil das irgendwie nicht mein Typ von Pferd ist. So, wie ich mir auch keinen Trethupenhund anschaffe, weil ich die hässlich finde. Ich habe also eine Abneigung.
Nun ist aber eines der Tiere in Not. Und jetzt denkt nicht, das ist eine erfundene Geschichte: Nein. Das ist mir wirklich passiert. Da ist jetzt ein Araber in akuter Not. Einer, den ich wirklich nicht leiden kann, weil er mein Pferd terrorisiert. Das Pferd hat sich in einer dicken Schnur verfangen und fetzt sich, bis ich es entdecke, sein Fell runter und blutet überall. Was tue ich dann? Ich helfe. Ich rufe Leute an, versuche das Pferd zu beruhigen und kann es schließlich befreien. Bei der Sache riskiere ich zudem meine eigene Unversehrtheit, denn ein um sich schlagendes Pferd in Panik ist auch mit vorsicht zu genißen. Und jetzt sagen erst Mal alle Reiter: NATÜRLICH helfe ich!

Komisch. Genau diese Menschen sagen aber auch, dass Menschen in Not, die Hilfe brauchen, auf dem Meer ertrinken können. Die brauchen ja keine Hilfe. Warum nicht? Weil man die nicht mag? Was haben denn diese konkreten Menschen einem getan? Es heißt immer: Die Pferde können ja nichts dafür. Ja, richtig, die Menschen, denen ihr nicht helfen wollt, weil sie aus einem Land stammen, das euch nicht passt, die können auch nichts dafür, was andere Menschen tun. So wie das Pferd nichts dafür kann, dass euch mal ein Haflinger böse getreten hat, aber den Haflinger zieht ihr trotzdem mit aus dem Graben. Weil ihr ein tierlieber Mensch seid. Wie wärs mal mit menschenlieb?

Ständig lese ich: Pferde haben auch eine Seele, Tiere sind genauso wichtig wie Menschen. Sicher haben die eine Seele. Aber wenn man dann schon die Nummer mit dem: Tiere sind genauso wichtig wie Menschen propagiert, könnte man doch auch mal anfangen, sich Menschen gegenüber wie Pferden zu verhalten. Scheiße kann man die hinterher immer noch finden, wenn es einen Grund dafür gibt. Wäre das nicht mal ne Idee? Ist doch unfair, wenn man bei Pferden plötzlich differenziert, aber bei Menschen nicht. Denkt mal drüber nach.

Foto: Stoppelfeldhopser.