Reiter dürfen ständig alles über ihr Pferd sagen, solange es aus ihrem eigenen Mund stammt. Sobald Fremde das tun, ist der Ofen aus und es grenzt an Majestätsbeleidigung. Mindestens auf einer Stufe mit „Deine Muddah klaut bei Kik!“
Das darf nicht sein. Selbst wenn es vorsichtig formuliert wurde.
Dazu ein kleines Beispiel – eine Einstellerin hatte sich den Arm geprellt und fragte, ob ich ihr Pferd für sie reiten möchte. Och … jo, meinetwegen. Aufs Pferd geschwungen und mit einem störrischen Tier jede Biegung ausdiskutiert. Schön ist was anderes. Zumal sie mir sagte (während ich ritt), dass er jetzt mal wieder schön ginge.
Dann stellte sie mir jedoch eine gemeine Falle: „Und? Wie war’s?“
„Nicht so toll, der lässt sich sehr schwer stellen und biegen.“
Uh … da war Ende. Ganz Ende! Eigentlich wurde mir so ziemlich alles an den Kopf geworfen, was es Schlimmes auf der Welt gibt, seit Erfindung der Sklaverei. Zum Schluss wurde mir dann gesagt, wenn ich nichts anderes als Riegeln könnte, bräuchte ich mich ja nicht wundern.
Mal davon ab, dass Riegeln nun doch ein sehr schwerer Vorwurf ist, hat sie mich keine Sekunde aus den Augen gelassen und hätte garantiert etwas gesagt, wenn ich das Tierchen auch nur einmal irgendwie mehr angepackt hätte, als sie es für richtig hält.
Wutschnaubend stapfte sie von dannen. Pferd im Gepäck, Prellung vergessen.
War mir eine Lehre, für die mach ich das nicht noch mal.

Ich bin da nicht so. Wenn eine potenzielle Reitbeteiligung bei mir vorreitet, sage ich ihnen gleich, dass mein Pferd keine Fremden mag und sich auch so benimmt. Ich mache ihnen keine Angst, ich sage ihnen nur, dass es keinen Spaß machen wird ihn zu reiten. Ich reite vor, da geht er nett – sie reiten nach – er geht wie ein Eimer.
Strahlend verkünden sie mir doch immer wieder, wie toll das war … kommen dann aber kein zweites Mal. Kann ich verstehen. Verstehe auch, warum sie nicht sagen, dass er ein blöder Depp ist, der sich einen Spaß daraus macht, den neuen Reiter zu testen.

Aber ich meine das so wie ich es sage. Er macht keinen Spaß. Er geht wie ein Eimer. Und er will dem da oben drauf nicht gefallen. Das kommt erst, wenn er die Leute kennengelernt hat.

Im Rennstall sind wir da zum Glück vor verschont. Sind alles nicht unsere Pferde, da dürfen wir sagen, was wir wollen. Untereinander. Nicht zum Trainer. Niemals zum Trainer! Habe einmal den Fehler gemacht, zu sagen, sein Liebchen würde garantiert keinen Blumenpott gewinnen, wenn er heute startet, der hatte nur Blödsinn im Kopf. Was war? Ich hatte Recht, aber zwei Wochen das Liebchen nicht mehr auf der Lottafel. Man „beleidigt“ niemals das Liebchen vom Trainer!

Man sieht ja, wo das hinführt. Zu eingeschnappten, beleidigten Leuten, die ja schauen, dass niemand schlecht über ihr geliebtes Tier spricht – nicht, dass es irgendein Wort davon verstünde …

Foto: Hat einen Araber verschluckt.