…. Neben: „Ich kann das!“. Heute beschäftigen wir uns mal damit, was einige Reiter sehr gerne machen: Sich so richtig hochleben lassen. Ein wenig Selbstüberzeugung hat bekanntlich ja noch niemandem geschadet, aber Reiter sind da maßlos, schlichtweg übertrieben. Das fängt ja beim Schwanzvergleich (Wer hat das Teuerste?) an und hört mit der Reiterei selber auf.
Sie lauern gerne in Gruppen, nur um uns ständig mit Posts wie: „Ach, mein Pferd ist so geil!“ und „Bei uns klappt es voll super“ zu verwöhnen, bis es jedem aus den Ohren herauskommt.

Gerne haben sie eine Seite für ihren Gaul und auch dort erzählen sie uns natürlich nur was gut läuft. Und wenn andere Schuld sind. Richter, blöd stehende Zäune, an denen sich das Pferd verletzt. Grundsätzlich sind diese sehr speziellen Reitersleute nämlich nie Schuld. An gar nichts. Und schlecht laufen würde es auch niemals.
Falls doch, HAHA! Gott, was bist du blöd! Unser Lebenslügner kann nämlich immer alles und das ist immer alles total super und geil und das eigene Pferd natürlich auch.

Sie sind auch nicht da, um Fragen zu beantworten, sondern nur, um immer zu sagen, wie geil es bei ihnen läuft. Sie sagen nicht, dass es gut läuft, denn das ist zu schwach! Es läuft immer geil. Oder genial, wenn ihnen „geil“ zu 90er ist.
Fragt man also was total Harmloses, kommen sie aus ihren Löchern gekrochen, um die Person, bei der es gerade nicht so rund läuft, dumm anzumachen, weil es nicht läuft und sich selbst noch ein bisschen schönzureden: „Guck mal bei mir, voll super.“ Schnell noch ein Link auf ihre „geile“ Facebookseite, wo sich jeder erfreuen kann, wie geil es wirklich ist und dann können die auch schon schlafen, mit gekraultem Bäuchlein, denn ein paar Hohlfrüchte finden das dann auch wirklich geil.

Solche Lebenslügner sind auch die, die sich darüber aufregen, wenn man mal uneins mit seinem Pferd ist, wütend über dessen Verhalten. „Bla, bla, bla, das Pferd ist dein Spiegel!“
Nein, ich stand friedlich da herum, als sich das dämliche Vieh entschieden hat, mir die Kopfnuss zu geben. Mein Spiegel gibt mir keine Kopfnüsse. Mein Pferd ist nur manchmal etwas doof und vergisst wo ich stehe. Oder wo er selbst steht. Darf man nicht sagen – nene. Aber den Dutzitanten mit den Seelenpferden darf man es ja auch nicht sagen, daher sind die Lebenslügner in bester Gesellschaft.

Man darf auch nicht unterschiedlicher Meinung sein, wenn sich die Lebenslügner gerade wieder so richtig geil finden. Den Hammertrab muss man loben, den Sitz auch. Egal ob der Lebenslügner sitzt wie ein angeschossener Elch auf einem Schlachtross. Sagt man etwas, gar auf deren eigener Seite, drohen sie mit Löschung der Seite (oder zeigen ihre absolute Ignoranz: Kritikfähigkeit wohnt neben dem Sperrknopf). Oder machen ein Drama und fordern alle Follower noch mal auf ihnen zu sagen, wie geil sie sind.

Wäre ja alles nicht so schlimm: Wenn man die nicht an jeder Ecke finden würde. Und dann noch genau wüsste, dass sie lügen. Das Leben ist ja schließlich kein Ponyhof. Also bei mir ist jedenfalls nicht immer alles cool. Und ich glaube, das ist es bei niemandem. Falls doch, kommt noch. Irgendwann wird es mal unbequem. Und dann ist das Geplärr groß. Wird natürlich bei den Lebenslügnern verschwiegen. Entweder sie sind ruhig oder sie lösen ihr reiterliches Problem wie die Klischeedressurtussis: Sie verkaufen den Gaul.

Foto: Lass das, wir müssen seriös wirken. (und fett …)