Wenn man sich als Turnierreiter künftig ein Haus aus Schleifen bauen will, oder sie so inflationär sammeln möchte, dass man sie als Damenbinden verwenden kann, dann muss der gemeine Reiter schon ein paar Regeln befolgen, denn da können die Reitkünste noch so gut sein: Die Richter wollen manche Dinge einfach sehen.

Euer Pferd und ihr seid dabei eher sekundär. Wichtig sind bestimmte Klischees, die es zu erfüllen gibt, damit ihr künftig den nervenden TT damit erwürgen könnt, oder rapunzelmäßig aus dem Gefängnis flüchten könnt (falls das irgendwie nötig ist). Hier habt ihr mal die goldenen Regeln für den Schleifenhagel:

1) Solltest du größer als eine Gieskanne und kleiner als dein Pferd im Stockmaß sein, ziehen Zöpfchen in sämtlichen Klassen bis L. Dabei ist nur sekundär wichtig, wie alt du wirklich bist. Falls Falten den niedlichen Kinderlook behindern: bügeln!

2) Namen machen Leute. Sollte jemand bei dir im Dorf erfolgreich sein: Heiraten. Falls das nicht geht, adoptieren lassen. Ansonsten Namensänderung. Und vielleicht einen Doktortitel in Exorzismus kaufen (das geht, kein Witz!), der dann mit verlesen wird. Klingt direkt wichtig.

3) Augenkrebs-Schibbi-Schabbis. Wenn wir schon nicht reiten können, dann müssen wir wenigstens schön aussehen. Augenkrebs Schibbi-Schabbis lenken von allem ab, müssen aber in jedem Fall mit einem der anderen Punkte kombiniert werden, sonst stehst du da wie die Mädels von Heidi Klum: „Ich habe leider heute keine Schleife für dich.“

4) Bluse auf. Nicht richtig natürlich, aber ein bisschen Möpse zeigen ist durchaus bei männlichen Richtern wichtig. Solltest du nichts in der Bluse haben, oder ein Mann sein: Dranpappen.

5) Kuchen und Bier bereithalten! Dein TT darf und muss die Richter bei Laune halten. Zufälliges Name Dropping ist auch machbar. Trinkfestigkeit am Bierzelt hilft auch gegen eine schlechte Wertnote. Aber Achtung, wer kotzt, wird nicht platziert.

6) Hübsche Freundinnen mitbringen. Die dürfen dann entweder deinen Part 4) übernehmen, oder Part 5). Alternativ auch deinen Namen schreien, damit er jedem im Gedächtnis bleibt. Aber bitte 2) dabei beachten.

7) Klangvoller Pferdename. Es reicht heutzutage nicht mit Lutz, Mäxchen oder Irmgard anzutreten. Ähnlich wie das Einhornvorbild, darf der Name ruhig mehrteilig sein. Und auf jedenfall: Dark, Shadow, Girl, Boy, My, oder Sun dazunehmen. Farben sind auch gern gesehen. Bei Farbbesonderheiten unbedingt mit in den Namen aufnehmen, damit die Richter wissen, dass dein Pferd nicht nur braun ist, sondern dass du dir Roan dazu einbildest.

8) Stimmung machen. Nicht mit dem was du kannst, sondern mit dem was du sagst. Dafür gibt es schließlich das Bierzelt. Da kann man schon mal ruhig erzählen, was man so gehört oder gesehen hat. Ob du es gesehen oder gehört hast, ist dabei relativ – diese Dinge dürfen auch ausschließlich in deinem Kopf stattgefunden haben. Sonst macht das doch keinen Spaß.

Sollten all diese Klischees erfüllt worden sein, könnt ihr euch quasi zurücklehnen auf eurem Bett aus Schleifen, denn ihr gewinnt garantiert immer wieder welche. Falls nicht: Liste zur Rate ziehen und noch mal überprüfen. Zöpfchen? Check! Möpse? Auch da? Gut … dann kann es ja auf Turnier gehen.

Foto: Anti-Turnierpferd.