Willkommen zu einer weiteren Runde: Wie tickt das Pferd. Heute: Der Hengst. Der ist gar nicht so häufig in deutschen Reitställen anzutreffen und damit ein Exot. Und als Exot genießt er eine gewisse Ehrfurcht bei den netten Damen im Stall. Und dann immer dieses Prädikat: Achtung, das ist ein Hengst!
Reiter begegnen ihm dann gerne mit Kettenstricken und Gerten und der Hengst genießt die Show. Denn wo die Stute die Diva ist und der Wallach der Travestiekünstler, ist der Hengst der Showmaster und tänzelt wie Fred Astaire durch die Stallgasse.

Hengste gibt es in drei Ausfertigungen:

Der Hormongesteuerte:
-Wieso hat der noch Eier? Das ist die größte Frage, die man sich bei einer Zusammenkunft mit diesem Hengst fragt. Er geht über Zäune, begattet spontan irgendwelche Mixstuten um noch mixigere Mixe zu produzieren und er nervt. Er nervt so außerordentlich, dass die ganze Stallgemeinschaft einen großen Bogen um Besitzerin und Hengst macht. Völlig zurecht.

Der im falschen Körper:
Ich will doch nur kuscheln. Wofür er die Eier hat, ist ihm nicht ganz klar, diese Gattung Hengst ist einfach völlig tiefenentspannt und macht seinen Job. Er ist der Businessman unter den Pferden, Work and Travel, Börsenkurse, ach, der kennt sich mit allem aus. Imemr zum Arbeiten aufgelegt, niemals an sich und seinen Schnippel denkend – so macht Arbeiten mit einem Hengst Spaß. Kehrseite: Wenn er dann decken soll, weiß er nicht, was die Leute von ihm wollen.

Der Blödel:
Der Blödel ist rotzfrech, aber ertragbar. Er beißt, hat ein schnelles Vorderbein und man kann ihm eine Menge beibringen. Allerdings verwendet er das auch gegen den Reiter. Er ist den Damen nicht abgeneigt, aber er weiß auch, wann es mal gut ist.

Nun, da haben wir also unsere Hengste. Was mag der Hengst also? Frauchen. Hengste mögen ihr Frauchen oder Herrchen, die werden huldvoll, oder auch schon mal mit High-Five gegens Knie begrüßt, wenn der Hengst zu überschwänglich ist.
Da er ein echter Mann ist, hat er es gerne, wenn man ihm schmeichelt. Einem Hengst muss man IMMER Feedback geben. Am besten nur positives, denn bei negativem wird er plätzlich zur kläffenden Trethupe und nachdem er beim ausdiskutieren verloren hat (weil er nur brüllt: Ich will abeeeeeer!), ist er dann auch wieder umgänglich.

Manchmal guckt er aber doch nach Stuten. Das lassen ihm die meisten Reiter auch durchgehen. Je nach Hengstkategorie eben.
Allerdings (Achtung, brisantes Thema), sind manche Hengste auch homosexuell oder objektophil. Da wird es dann heikel, wenn er den Wallach als Stute erkennt und der Wallach das völlig anders sieht. Oder, wenn der Hengst versucht Bäume, Heuballen, oder Zäune zu begatten. Es soll sogar Hengste geben, vor denen sich Menschen nicht bücken dürfen.

Wenn er spielt, dann immer viel zu doll. Auch ein Grund, warum keiner mit ihm spielen will. Ganz wie die Kinder, die dasselbe Schicksal erleiden, versteht er es aber nicht. Wieso mag mich keiner? Ein verwirrter Hengst ist ein kurioser Anblick, da fällt der Showmaster in sich zusammen. Aber da ist ja noch jemand: Sein Best-Buddy. Manchmal ein anderer Hengst, manchmal ein Wallach, mit dem er gut an. Ist der Best-Buddy nicht da, wird der Hengst zum kleinen Mädchen mit Zöpfen und weint. Wie kann er mich verlassen?

Weinende Hengste sind nicht eben die Krönung der Schöpfung, das kann ich euch flüstern. Noch mehr als Weinen, lieben sie aber auch ihr Showmasterdasein. Denn jeder hört, wenn der Hengst seines Weges kommt. Neu in der Halle? Na, da müssen wir erst Mal das Spiel: Wer schreit lauter, spielen. Neu im Stall? Erst einmal allen zeigen was man hat. Vor allem den Ladys. Aber natürlich auch den Wallachen, Mithengsten, oder unbewegten Objekten. Je nachdem, was der Hengst so bevorzugt.

Foto: Kein Hengst. Aber unsere Hengste im Rennstall waren fast alle Blödel.