Der Freizeitreiter hat einfach keine Ruhe vor den Turniertussen, den Tüddeltanten und den Westernjunkies. Denn er ist ja NUR ein Freizeitreiter. Blöd nur, dass wir eigentlich fast ausnahmslos alle ausschließlich in unserer Freizeit reiten – denn das definiert doch den Freizeitreiter. Beruflich mit reiten Geld verdienen tun doch immer noch die wenigsten. Aber Freizeitreiter darf man heute gar nicht mehr sagen – das ist verpönt.

Der klischeehafte Freizeitreiter kann nix, und will auch nix, außer mit seinem Pferd am Halsring im Gelände herumturnen. Sport ist Mord und wer Gymnastik macht, der hat doch einen an der Waffel. Gefüttert wird, was neben den Eimer fällt und nebenher werden 20 Reitweisen angefangen, aber garantiert niemals eine Turniernennung abgegeben. Während das vor dem Schlachter gerettete Pony auf einer fetten Wiese namens Offenstall herumturnt. Das ist das Klischeebild des Freizeitreiters.
Deswegen will auch niemand so genannt werden – obwohl er genau das ist. Also nicht das Klischee, sondern der Freizeitreiter. Weil Reiten + Freizeit = Freizeitreiter. Eigentlich muss man sich mittlerweile neue Begrifflichkeiten einfallen lassen, denn die alten sind geprägt und absolut negativ behaftet.

Aber wie nennt man die jetzt? Oder geht man lieber ein paar Zylinderträger damit ärgern? Ja, gehen wir ärgern. Es macht nämlich wahnsinnig Spaß, dieses Wort in einer Reitgruppe zu gebrauchen. Turnierreiter mögen das gar nicht, wenn man sie als Freizeitreiter bezeichnet. Aber auch Wald und Wiesenreiter haben was gegen das Wort, denn sie wollen ja nicht das Ostwindmädchen sein, das sich jeder darunter vorstellt. Schließlich kann man doch auch im Gelände gymnastizieren und überhaupt, man kümmert sich ja eh viel besser als die doofen Turnierreiter, denn denen geht es noch um das Wohl des Pferdes.

Wie soll man also dieses Szenario wieder schlichten? Ja, doch, da müssen neue Begriffe her (die für Western und Englischreiter gleichermaßen gelten):

Der Reiter, der nicht auf Turniere geht, aber zu Hause sowohl eine Halle kennt, als auch das Gelände ist ab jetzt: Der Nichtturnierreiter. Was impliziert, dass er eben keine Turniere reitet – sonst aber nichts. Wäre das nicht schön? Wenn man einfach nur der Nichtturnierreiter ist – ohne dass jemand fragt, wie man dann überhaupt reiten kann?

Der Reiter, der sein Pferd sowohl artgerecht hält, als auch auf Turniere geht ist der Turnierreiter mit Wiese. Da kann jeder gleich erkennen, dass er eine hat. Er kann sich als Alternative auch noch einen Grünstreifen untenrum stehen lassen, aber das sieht ja keiner. Kunstrasen als Accessoir?

Der Turnierreiter, der zu blöd ist, sein Pferd artgerecht zu halten und auch sonst nicht unbedingt was von harmlosen Gebissen oder zweckdienlicher Zäumung hält, ist ab sofort der Turnierhonk. Der darf gnadenlos ausgebuht und mit seinem Müsli beworfen werden. Ich würde sonst ja auch mit dem Zaunpfahl werfen, aber da der keine Weide hat, hat man dann auch keine Zaunpfähle.

Der Freizeitreiter, der meint, es wäre State of the Art mit Halsring und Schlöppchen, inklusive Walla Kleid durch die Botanik zu brettern und den Bauern im Raps herumzuturnen, der ist künftig der vogelfreie Freizeitreiter – den darf jeder vom Pferd holen und ihm eine Kopfnuss geben, sobald er gesehen wird. Ist ja gar kein Problem, der trägt eh keinen Helm.

Der Dreigangreiter ist der Gangpferdereiter, der die günstigere Variante des Gangpferds besitzt. Wenn er sich so ankündigt, müssen die Gangpferdreiter auch gar nicht mehr nachfragen, ob denn Turniere gegangen werden (für die zählen ja schließlich auch meist nur ihre eigenen Turniere), denn mit drei Gängen beantwortet sich die Frage ja schnell genug.

Und die Berufsreiter sind bitteschön die Berufsreiter. Wär ja noch schöner, wenn wir uns für den noch was ausdenken müssen, weil seine Bezeichnung auch schon für Sitzstreiks, Mahnwachen und Demonstranten mit Schildern sorgen würde.

Foto: Im Dschungel verloren gegangen.