Und damit sind heute mal nicht die Ängste des Pferdes gemeint, wovon es ja eine Vielzahl hat (Dinge, die herumstehen, Dinge, die sich bewegen, Dinge die nicht da sind … usw.). Heute geht es mal um Leute, die Angst vor Pferden haben. Und da muss ich doch mal mein eigenes Geschlecht echt hart ins Gebet nehmen. Denn wie oft lese ich von meinen Mitvaginaträgerinnen diesen Satz: „Mein Freund will nicht mit in den Stall, der hat Angst vor Pferden, total doof.“
Lassen wir uns das auf der Zunge zergehen: Er ist also doof, weil er Angst vor Pferden hat? Mädels, ihr habt vor deutlich kleineren und überhaupt nicht tödlichen Dingen Angst. Wenn sich eine Spinne auf eure Hand stellt, dann steht die da halt. Wenn sich ein Pferd auf eure Hand stellt, ist die platt. Merkt ihr, worauf ich hinauswill?

Nein? Echt nicht? Dabei sollte man doch meinen, so ein Reiter lernt irgendwann im Leben, dass nicht jeder Pferde so geil findet wie er. Dass manche Leute den Geruch nicht mögen, generell nicht mit Tieren können, oder was auch immer. Manche haben Allergien, andere haben Angst. Klingt komisch, ist aber so.
Wenn also euer Freund einfach nicht mit in den Stall möchte, weil er einfach Angst hat, oder aber, im Stall dann da herumsteht, Arme an den Körper, bloß nichts anfassen – dann akzeptiert das doch. Der fragt euch ja auch nicht ständig, ob ihr mit ihm auf die Schlangenfarm geht, ins Spinnenhaus oder den nächsten Bienenstock.
Oder liegt das daran, dass er ein Mann ist und keine Angst haben darf? Das wäre aber albern.
In diesem Beispiel fragt er euch trotzdem dreimal die Woche und beschwert sich dann natürlich bei seinen Kumpels, dass die doofe Freundin nicht mit ihm Schlangen streichelt. Damit wir auch die totale Gleichheit wahren.

Ist blöd, oder? Aha. Es gibt tausend Gründe vor Pferden Angst zu haben. Groß, unberechenbar. Vielleicht auch mal selbst verletzt worden – als Kind gebissen, etc. Das sind Gründe, aufgrund Menschen Ängste entwickeln können. Da nützt es überhaupt nichts wenn man dann daneben steht und sagt: „Och Mann, ich will aber!“ Oder: „Dann reiß dich mal zusammen.“
Aber ständig will man dann den Leuten, die Angst haben (vor allem, wenn es Männer sind, denn die haben scheinbar gar nicht wirklich Angst, oder sind nur zu faul oder akzeptieren das Hobby nicht), vorschreiben, dass sie mit einem das Hobby teilen. Jetzt mal im ernst, ich kenne VIEL weniger Nichtreiter als Reiter. Folglich ist die Schnittmenge derer, mit denen man sich das Hobby teilen kann, gar nicht so groß. Und dann Solls zwingend der Mann? Ständig im Stall rumlungern und dann zugucken und mal helfen? Nä. Warum denn? Ist das mein Hobby oder seins? Ich schau ihm ja auch nicht beim Computerschrauben zu, oder gucke seine sämtlichen Overwatch Matches des Abends an. UND noch viel wichtiger: Er fragt auch nicht ständig danach und er macht auch nicht ein: „Du musst ja meine Interessen teilen“ daraus. Und dabei komme ich nicht mal mit dem Argument: „Ich habe aber Angst vor Computern!“

Das ist so ein Frauending. Natürlich bin ich trotzdem daran interessiert was er macht und Overwatch spiele ich auch (allerdings eher selten mit ihm, wir kollidieren dann evtl. in unseren Meinungen). Und das ist völlig ausreichend. Ich muss doch nicht meine ganze freie Zeit dafür opfern, ihm beim ausüben seines Hobbys zuzugucken. Schon mal gar nicht, wenn ich dann auch noch Angst davor hätte.
Warum ist das für Männer okay und für Frauen nicht? Ich hab jedenfalls noch nicht mitbekommen, dass ein Mann sich darüber mokiert, dass seine Freundin voll doof ist, weil sie Angst vor seinem Hobby hat, oder einfach nicht jedes Mal mit ins Fußballstadion rennt.
Frauen wollen das wiederum nicht tolerieren. Und Angst ist schon mal gar keine Ausrede. Was stellt der sich so an? Pepsi, der pupsende Lipizzaner ist doch voll superlieb und niedlich. Und fast ein Friese. Wie kann der Mann sich fürchten? Wo er doch einen Penis hat!
Vielleicht müssen sich einige Reiterinnen mal vor Augen halten, wie groß so ein Pferd ist. Wie schwer. Und wie unfassbar dämlich sich das manchmal benimmt. Fast so wie sein Frauchen …

Foto: Groß, schwer.