– aber nur, wenn man selbst mindestens drei Valium genommen hat. Das Pferd beruhigen ist schwierig, wenn es denn einmal Witterung aufgenommen hat, beziehungsweise das böse Objekt sich in seiner Nähe befindet. Wir wissen, dass es banal sein kann, aber egal wie banal, das Pferd fürchtet sich ja trotzdem.
Manche richtig dramatisch, mit zittern und toben und der absoluten Panik in den Augen. Wir brauchen uns nichts Vormachen, für manche Pferde reicht da schon ein schiefer Grashalm oder eine Plastiktüte im Wind.

Aber was macht dann nun der Reiter? Beruhigen natürlich. Und wie? Meist sieht man folgende Dinge in folgender Reihenfolge.

1. Hand vor, unartikulierte Grunzlaute wie ein tiefes „Hoooooo“ oder Dutzi-Babysprache: „Alles guuuuuut, ist ja feeeeeeein, ist gar nicht schlimm.“ Dazu muss unbedingt noch der Name des Objekts genannt werden. „Das ist nuuuuur ein Schuh/ Gulli/ Kind … “

Klappt aber nicht, das Pferd ist quasi auf dem Sprung.

2. Tätscheln und streicheln. Dazu ein bisschen Grunzen. Aber der Reiter lächelt immerhin noch. Dazu sacht der Schenkel. Nur besser nicht zu viel, denn das Pferd wird jede Berührung als Attacke des bösen Gegenstands nehmen. Wir wissen, dass Plastikgabeln auf dem Reitweg Pferde anspringen und ihnen die Haare kämmen …

Pferd ist immer noch nicht ruhig, es trötet und zittert jetzt.

3. Streicheln + Babysprache. „Ohhhhh jaaaaa, braaaaav, das machst du schööööööööön.“ Umstehende Spaziergänger laufend kopfschüttelnd davon, denn bei Pferd und Reiter scheint eine Sicherung durchgeknallt zu sein.

Pferd setzt den Rückwärtsgang ein: Schnell!

4. Reiter hat irgendwie die Zügel an der Brust und grinst auch plötzlich gar nicht mehr, weil er genau weiß, was darauf folgt. Trotzdem brabbelt er noch grenzdebil: „Neeeein, alles guuuuuut, ist ja guuuuuut.“

Pferd dreht sich in astreiner Westernmanier um und versucht loszusprinten. Achtung: Beruhigungslektion für Profis mit viel Nerven.

5. Spätestens jetzt trennt sich nämlich die Spreu vom Weizen. Knallt es jetzt schon, oder erst später? Der Profiberuhiger sitzt das knallhart aus (natürlich NIE ohne: „Heeeeee“ „Hoooooo“ in the ghetto und so) wendet und macht Frau Prüüüma noch ein bisschen Konkurenz.
Die nicht mehr ganz so ruhigen Reiter haben jetzt einmal deutlich Schenkel gegeben (oder sich irgendwie anders bemerkbar macht), säuseln aber immer noch. Allerdings deutlich andere Sachen. „Wenn wir in den Stall zurückkommen, lade ich dich auf und dann fahren wir zum Metzger. Da gibt es feeeeeeeine Salami.“

Das Pferd hat immer noch Angst vor dem unbewegten Objekt, hat aber geschnallt das es mit Rückwärtsgang nicht geht. Na, dann probieren wir es doch mal mit dem Weg nach oben: Steigen.

6. Nach vorne lehnen. Niemals ohne „Hooooo“ oder „Ruuuuuuhig“, sonst ist das nicht beruhigend genug. Kommt das Pferd runter, wird gelobt.

Pferd möchte aber nicht runterkommen. Und steigen bringt auch nix. Da hilft nur Kopfschlagen.

7. Reiter wird vom Kopf getroffen. Da ist dann nichts mehr mit Säuselstimme: „Du wirst dir gleich Wünschen, dass das unbewegte Objekt deine einzige Sorge ist!“

Man kann ja auch nicht immer ruhig bleiben …

Foto: Hat auch paar Valium genommen … sieht man’s?